"Die Verbandsgemeinde Ruwer hat in Rheinland-Pfalz die einmalige Chance, gleich doppelt von Förderungen in den Tourismus zu profitieren", sagte Professor Anja Brittner-Widmann von der International School of Management ((ISM) Dortmund bei der Sitzung des VG-Rats. Brittner-Widmann kennt die VG Ruwer seit Kindertagen. In Thomm aufgewachsen, weiß sie auch um die "Zwitterlage" der VG zwischen der Mosel und dem Hochwald beziehungsweise Hunsrück. Doch diese Lage begreift die Touristik-Expertin nicht als Problem, sondern als große Chance. Denn so könne man sowohl von Fördergeldern und Vermarktungs-Organisationen wie der Mosellandtouristik einerseits als auch der Hunsrücktouristik andererseits profitieren. Gute touristische Entwicklungsmöglichkeiten für die VG böten der Ruwer-Hochwald-Radweg und Projekte wie die "Straße der Römer". Auch die Vielseitigkeit der Verbandsgemeinde mit Weinbau im unteren Teil und den bewaldeten Höhen Richtung Hunsrück und Hochwald begreift Brittner-Widmann als Chance. Eine erste Basis für den Neuaufbau des Tourismus' in der Verbandsgemeinde ist die neue Tourist-Information in Kasel, direkt am Ruwer-Hochwald-Radweg gelegen. Das vom VG-Rat bei der ISM Dortmund in Auftrag gegebene neue Tourismuskonzept soll spätestens im November vorliegen. Befragungen ergaben: Die Motivation bei Bürgern und Entscheidungsträgern in der Politik, bei Gastronomen, Hoteliers oder Winzern sei groß und biete viele Möglichkeiten. Positiv sieht die Wissenschaftlerin auch, dass der Bekanntheitsgrad der VG im Vergleich zu anderen Ferienregionen vergleichsweise gering sei. So könne man ohne viel Aufwand neue Akzente setzen und müsse kein Geld in die Veränderung eines nicht mehr gewünschten Images und Leitbildes stecken. VG-Rat Carl von Schubert (CDU) unterstrich die Notwendigkeit von Aktionen auf breiter Ebene und verwies auf die geänderte Weinetikettierung und den damit verbundenen Wegfall der Bezeichnung "Mosel-Saar-Ruwer" ab 2007. Jeder müsse alles dafür tun, dass die schönen Mosel-Töchter Ruwer und Saar im Bewusstsein der Touristen blieben. Es bleibe bedauerlich, dass sich bei der Lagenbezeichnung die Großkellereien und Genossenschaften mit "Mosel" gegen die etablierten Weinbaubetriebe durchgesetzt hätten.Ruwerwein, das unbekannte Produkt

Werner Mergens, Fraktionsvorsitzender der FWG, betonte die Bedeutung der Imagewerbung für das Anbaugebiet Ruwer: "Schon in Kaiserslautern glaubt man, dass der Ruwerwein so knapp ist, dass man ihn nur mit Beziehungen und unter der Hand bekommt. Das muss anders werden!" Nicht nur bei dem Touristik-Label "Mosel" will sich die VG Ruwer gezielt als Partner einbringen und sich berücksichtigt wissen. Der Rat beschloss einstimmig, eine Regionalinitiative "Hunsrück" anzustoßen und sich dabei an den Vorbildern "Eifel" und Mosel" zu orientieren. Geld dafür könnte aus dem europäischen Förderprogramm "Leader Plus" kommen. Damit will man neben dem Ruwer-Hochwald-Radweg auch den Saar-Hunsrücksteig "in Wert setzen". Karl-Heinrich Ewald, Fraktionsvorsitzender der SPD im VG-Rat, unterstrich das Miteinander mit Kooperationen wie der Dachmarke Mosel und der Dachmarke Hunsrück. Dass dies schon gut auf unterer Ebene funktioniert, stellte Gutachterin Brittner-Widmann heraus: Schon jetzt wird zum Beispiel bei Prospekt-Anforderungen in der VG Kell auch Material der Verbandsgemeinden Hermeskeil und Ruwer beigelegt. "Wir müssen weg vom Kirchturmdenken und hin zu einem kooperativem Denken", sagte Brittner-Widmann. Denn wirtschaftlich profitiere jeder von Touristen, die in die Region kommen. Auch wenn sie in der VG Ruwer nur übernachten. Für Heinfried Carduck, CDU-Fraktionsvorsitzender im VG-Rat, ist das Ziel klar: "Wir müssen Dreh- und Angelpunkt zwischen Mosel und Hunsrück werden. Dann haben wir hier die Hütte voll!"