Allianz an der Mosel

Im Entwurf des Landesentwicklungsprogramms (LEP) fühlen sich Konz und Schweich unterrepräsentiert. Mit Unterstützung der Stadt Trier wollen beide in Mainz als "Mittelzentren" anerkannt werden. Auch im Kreistag sind sich alle einig, dass die Gemeinden diesen Status haben sollten.

Konz/Schweich. Als Mittelzentrum werden Städte bezeichnet, die "alleine für einen Verflechtungsbereich eine vollständige Versorgung der mittelzentralen Funktionen leisten". So steht es im LEP IV, jenem Zukunftspapier des rheinland-pfälzischen Innenministeriums, das jetzt den Kommunen im Entwurf zur Anhörung vorliegt. Es soll die Landesentwicklung der nächsten zehn bis 15 Jahre entscheidend mitbestimmen. Mittelzentren, das macht Mainz deutlich, sollen in ihrer Funktion gesichert und gestärkt werden, was nichts anderes heißt: Dort fließt künftig mehr Fördergeld hin als anderswo.Kooperationsgebot wird schon umgesetzt

Für die Region Trier genießen im neuen LEP bisher Daun, Gerolstein, Hermeskeil, Prüm, Saarburg und Wittlich sowie Bernkastel-Kues/Traben-Trarbach im Verbund und Bitburg den Status eines Mittelzentrums, nicht aber Konz und Schweich. Konz war "Mittelzentrum im Ergänzungsnetz", wird aber jetzt nicht mehr als solches im Text erwähnt, sondern nur noch in einer Karte; Schweich wird weiter als Grundzentrum geführt, obwohl man dort fest damit gerechnet hatte, zumindest Mittelzentrum im Ergänzungsnetz zu werden."Wir sind schon arg enttäuscht, sagt Berthold Biwer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Schweich. Schweich hat - ebenso wie Konz — eine zentrale Versorgungsfunktion für das Umland. Einrichtungen wie Schulen, Schwimmbad, Altenheim und Sportstätten gehören in beiden Städten dazu. Mit Schutzpolizei, Autobahnpolizei und Autobahnmeisterei gebe es in Schweich sogar Institutionen, die andere Städte nicht hätten. Biwer: "Das einzige, was wir nicht haben, ist ein Krankenhaus, aber unseres steht in Ehrang. Das liegt so nah, da können wir sogar zu Fuß hingehen." Als Mittelzentrum wäre die künftige Weiterentwicklung von Schweich besser gewährleistet, glaubt Biwer. In einer gemeinsamen Stellungnahme aus Konz, Schweich und Trier wollen die Städte die LEP-Verantwortlichen im Mainzer Innenministerium von der Rechtfertigung einer Höherstufung überzeugen. Auch das im LEP für Mittelzentren aufgeführte Kooperationsgebot werde schon durch Vereinbarungen oder Zweckverbände erfüllt, meint Biwer. Stellvertretend nennt er die Wasser- und Gasversorgung, den Einzelhandel und die Jugendarbeit. Weitere Kooperationen, etwa beim öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) und im Tourismus, seien angedacht. Auch in Konz ist eins deutlich: Die Stadt soll als Mittelzentrum anerkannt werden. Der Konzer Bürgermeister Winfried Manns erklärte bei der jüngsten Sitzung des Konzer Stadtrats, dass Stadt und Verbandsgemeinde eine gemeinsame Stellungnahme zum LEP IV vorbereiten wollen. In den Gremien wird derzeit mit Hochdruck daran gearbeitet. Der Vorstoß von Konz und Schweich, als Mittelzentren zu kooperieren, habe Aussicht auf Erfolg. Dies habe ein erstes Gespräch mit dem Innenminister erkennen lassen, berichtete Manns. Er appellierte in der Sitzung an die Konzer Ratsleute: "Wir sollten versuchen, eine einheitliche Linie zu finden." Inhaltlich soll es dabei unter anderem um folgende Punkte gehen: Moselaufstieg, Eisenbahnanschluss nach Luxemburg, ein regionales Verkehrskonzept, Entwicklungsbereich Trier-Luxemburg und Tourismus.Mehr über das LEP IV lesen Sie auf Seite 13. Meinung Das Umland braucht Zentren Dass Mainz es mit der Vergabe des Prädikats "Mittelzentrum" nicht einfach hat, zeigt folgendes Beispiel: Konz hat dreimal so viele Einwohner wie Prüm - Prüm ist Mittelzentrum, Konz nicht. Diese auf den ersten Blick unsinnige Einstufung hat damit zu tun, dass Konz nur einen Steinwurf vom Oberzentrum Trier entfernt liegt, Prüm aber weit und breit der einzige zentrale Ort ist. Um die Vorgabe zu erfüllen, möglichst überall im Land gleiche Lebensbedingungen zu erreichen, muss also Prüm besonders unterstützt werden. So weit, so gut. Nur darf das aber im Umkehrschluss nicht bedeuten, dass alle Städte im Dunstkreis eines Oberzentrums, wie etwa Konz und Schweich, keine Chance mehr haben, Mittelzentrum zu werden. Dass Trier als die mit Abstand größte Stadt in der Region bei der Förderpolitik eine Sonderrolle genießen muss, steht außer Frage. Aber bitte nicht derart, dass dies nach dem Motto geschieht "In Trier gibt's ja alles, dann setzen wir das Umland mal auf Sparflamme". Alleine schon beim Verkehr würde eine noch stärkere Zentrumsfunktion für Trier den Kollaps bedeuten. Das Oberzentrum und die kleineren Zentren in der Peripherie ergänzen sich bereits gut, wenn auch die Zusammenarbeit noch ausbaufähig ist. Diese Entwicklung sollte Mainz mit der Ausweisung der Mittelzentren Konz und Schweich fördern. a.follmann@volksfreund.de

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