Thomas Egger: Politik mit Augenzwinkern

Die Listenführer bei der Kommunalwahl spielen als designierte Fraktionsvorsitzende eine wichtige Rolle bei der künftigen Arbeit des Stadtrats. Wir stellen die Spitzenkandidaten als Politiker und als Privatpersonen vor.

Trier. Wenn es denn so etwas wie eine feste Rollenverteilung im Trierer Stadtrat gibt, dann spielt Thomas Egger die Partie des "elder statesman". Nicht nur, weil seine FDP als kleinste Fraktion traditionell erst am Schluss der Debattenrunden zu Wort kommt. Dem 39-Jährigen behagt offensichtlich auch der Habitus des ruhigen, auf Ausgleich bedachten, rational argumentierenden Denkers, der sich von den polemischen Attacken der anderen spürbar abhebt.

Das Attribut als "Stimme der Vernunft" hat ihm offenkundig so gut gefallen, dass er es gleich drei Mal innerhalb einer Stunde zitiert. "Was ich sage, wird auch schon mal angenommen", sagt er mit einem Anflug von Stolz. Dass solch minimale Kommunikations-Erfolge in der Ratsarbeit schon - zu Recht - besondere Erwähnung verdienen, wirft kein gutes Licht auf den Zustand der Kommunalpolitik.

Aber Thomas Egger, der seine Brötchen als Rechtsanwalt (Schwerpunkt Zivilrecht) verdient, ist Härten gewöhnt. Mit politischen Diskussionen ist er groß geworden, als Anhänger der sozialliberalen "Freiburger Thesen" in einem konservativen Elternhaus. In die FDP ist er Anfang der 90er Jahre eingetreten, als Student in Trier. Ganz sicher kein geborener Parteisoldat - "aber etwas anderes als die FDP wäre nicht infrage gekommen", sagt er rückblickend.

Weil die Liberalen (nicht nur) hierzulande unter chronischem Personalmangel leiden, ließ die Karriere nicht lange auf sich warten: stellvertretender Parteivorsitzender, Ortsvorsteher-Kandidat, Stadtratsmitglied, Fraktionsvorsitzender. "Ich kann halt schlecht Nein sagen", beteuert Egger und verweist auf seine Tätigkeitsnachweise als Klassensprecher und Bundeswehr-Vertrauensmann.

Aber dann schiebt er mit einem Augenzwinkern das Bekenntnis hinterher, natürlich seien die Ämter auch was fürs Ego, "wer das bestreitet, lügt". Überhaupt, das Augenzwinkern: Eggers Reden verraten einen mit sanfter Ironie gewürzten Humor, der auch die eigene Person oder Fraktion nicht ausnimmt. "Ohne Humor geht es nicht", sagt er, dabei freundlich unterschlagend, dass ein beachtlicher Teil seiner Ratskollegen durchaus ohne diese Eigenschaft auskommt.

Freund-Feind-Denken gehört nicht zu seinem Repertoire, weshalb seine Feststellung durchaus logisch erscheint, dass er persönliche Freundschaften eher über Parteigrenzen hinweg pflegt als entlang politisch geschlossener Reihen. Sofern ihm für Privates überhaupt noch Zeit bleibt, als Vollzeit-Freiberufler mit einem halben Dutzend Politik-Terminen pro Woche und einer Freundin, "die ganz schön leiden muss", wie er einräumt. Von Hobbys wie Rennradfahren, Thriller-Lektüre und Saxofon-Spielen gar nicht zu reden. Seine Auftritte als Instrumentalist haben inzwischen Raritäten-Status.

Verdopplung der Sitze als Wahlziel



Es passt zu seiner Art, dass er bei der Frage nach den Erwartungen an die Wahl im Juni nicht ausweicht. Sechs Sitze sollen's schon sein, doppelt so viele wie bisher - "sonst müsste ich ja fast zurücktreten". Und das täte ihm offenkundig Leid, angesichts der offenen Schlachtordnung, die im nächsten Stadtrat entstehen könnte.

Keine Blöcke, jeder mit jedem, wechselnde Mehrheiten: Da fühlt sich einer wie Thomas Egger richtig wohl. Immerhin hat er seine kleine Truppe bislang geschickt vor jeder Einvernahme bewahrt. Was nicht heißt, dass man heiße Eisen meidet: In Sachen Schulkonzept, Theater, Großprojekte oder Haushaltssanierung haben die Liberalen keine Angst vor unpopulären Positionen. Was bislang allerdings kaum auffiel, weil es für die Mehrheitsbildung selten auf sie ankam. Aber Egger will auf politischer Ebene weiter durchhalten, was ihm als Mensch schwerfällt: "Man muss auch mal Nein sagen können".

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