Sven Teuber: Der Mitteilsame

Die Listenführer bei der Kommunalwahl spielen als designierte Fraktionsvorsitzende eine wichtige Rolle bei der künftigen Arbeit des Stadtrats. Wir stellen die Spitzenkandidaten als Politiker und als Privatpersonen vor.

Trier. Der junge Mann, der da zielgerichteten Schrittes die Uni-Cafeteria ansteuert, fällt unter Studenten weniger auf als demnächst im altehrwürdigen Sitzungssaal des Rathauses. Kein Wunder, denn Sven Teuber ist noch einer von ihnen, auch wenn er in den letzten Zügen seines Lehramts-Studiums mehr Zeit bei Schul-Praktika verbringt als in Vorlesungen.

Auf Veranstaltungen seiner Partei wirkt er manchmal eine Spur zu geschäftig für einen, der vom Nebenjob des Mädchens für alles demnächst in die Rolle des großen Zampano wechseln soll. Aber das legt sich schnell im persönlichen Gespräch, wo er konzentriert, offen und gewitzt rüberkommt.

Das Risiko, sich den Mund zu verbrennen, geht er ein, auch im Kontakt mit Medien. "So bin ich halt", sagt er ein übers andere Mal. Hauptsache authentisch. Auch wenn mancher Satz herauskommt, aus dem man ihm einen Strick drehen könnte. Dass es dabei auch mal was auf die Nase gibt, hat er in seiner jungen Karriere schon gemerkt. Etwa, als das Online-Magazin 16vor ausgerechnet seiner sorgfältig austarierten Aschermittwochs-Rede das gemeine Attribut "wie ein Schülersprecher" anhängte. "Das tut weh", grummelt Teuber, der ahnt, dass ihm dieses Zitat im Wahlkampf öfter begegnen wird. Da müsse er "eben noch mehr üben", sagt er und verweist ansonsten auf die Oliver-Kahn-Devise "Mund abputzen und weitermachen".

Dabei ist er nicht Bayern-, sondern Dortmund-Fan. Die Fußball-Vorliebe gehört zu jenen Teuber-Bekenntnissen, die man zuhauf dem Internet entnehmen kann. Der gebürtige Nordhorner postet, bloggt und twittert nach allen Regeln der Kunst. Wann er von welcher Sitzung nach Hause kommt, bei welchem Film ihm die Augen tränen, welches Buch er vor dem Einschlafen liest: An all diesen Erkenntnissen lässt er die Online-Community live teilhaben. Erst an der Bettkante ist Schluss - vielleicht sorgt da Freundin Katherina, mit der er seit fünf Jahren zusammen ist, für ein Minimum an Privatsphäre.

Aber Teubers Online-Offensive wirkt nicht wie Wahlkampf-Anbiederung. "Ich teile mich schon sehr gerne mit", räumt er ein. Ein Kind seiner Generation. Die klassische alte Juso-Rolle des zornigen jungen Mannes, der mit Karl Marx in der Jackentasche die Gesellschaft umstürzen will, entlockt ihm allenfalls ein Grinsen: "Bis ich zornig werde, muss schon einiges passieren." Klar: Sein Trier soll sozialer sein, weltoffener, mit besserem ÖPNV-Angebot. Aber um mit der "Linken" um die Weltrevolution zu konkurrieren, ist Sven Teuber kaum die richtige Galionsfigur.

Dazu passt, dass er zwar einerseits eine "Mehrheit jenseits der CDU" als Wahlziel angibt, andererseits aber feste Koalitionen ablehnt. Eine Wahlkampf-Schlammschlacht über Personen sei mit ihm nicht zu machen, sagt er. Und die Ankündigung seiner Parteivorsitzenden, sich die CDU-Dezernenten vorzunehmen? Das werde man "rein sachlich tun", beteuert Teuber und muss über die doch leicht widersprüchlichen Aussagen selber schmunzeln.

Ansonsten entspricht er kaum dem Image des Partei-Soldaten, das ihm manche anhängen wollen. Nicht nur, weil er kategorisch bekundet, dass er vor einer Politiker-Profilaufbahn seinen "Traumberuf Lehrer" ausüben will. Nüchtern analysiert er die Schwächen der SPD-Ratsarbeit, formuliert den Verbesserungsbedarf, kritisiert die SPD-Landesregierung in Sachen Finanzausgleich. Wer ihn nur für "nett" hält, könnte sich noch wundern.

Entwaffnend bleibt die Mischung aus Selbstbewusstsein und Bescheidenheit. "Ich will noch ganz schön groß werden", sagt der 26-Jährige, um im nächsten Satz dafür um Verständnis zu werben, dass "gerade ein Jung-Nationalspieler auch schon mal einen Abspielfehler macht". Das Strippenziehen im Hintergrund, wie man es von Fraktionschefs erwartet, sei halt etwas, "was ich noch stärker lernen muss".

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