Roßmann räumt für Gluding das Feld

Nicht Fraktionschef Uwe Roßmann aus Reinsfeld, sondern der Parteivorsitzende Ralf Gluding aus Hermeskeil-Höfchen wird am 27. September für die SPD als Kandidat bei der Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Hermeskeil antreten. Mit dieser überraschenden Nominierung endete am Montagabend die SPD-Mitgliederversammlung im "Hotel Erbeskopf".

 Der eine hat einen Rückzieher gemacht und nimmt von seiner Bewerbung Abstand, der andere ist der frisch gekürte Kandidat: Nicht Uwe Roßmann (links), sondern Ralf Gluding wird am 27. September für die SPD bei der Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Hermeskeil antreten.TV-Foto: Axel Munsteiner

Der eine hat einen Rückzieher gemacht und nimmt von seiner Bewerbung Abstand, der andere ist der frisch gekürte Kandidat: Nicht Uwe Roßmann (links), sondern Ralf Gluding wird am 27. September für die SPD bei der Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Hermeskeil antreten.TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. Im Anschluss an die fast dreistündige Sitzung hinter verschlossenen Türen waren die Partei-Vorderen darauf bedacht, Geschlossenheit und Einmütigkeit zu demonstrieren. Dabei hatte die SPD-Mitgliederversammlung gerade eine überraschende Kehrtwende vollzogen, mit der die Genossen ihre Kandidaten-Frage für die am 27. September anstehende Wahl des Verbandsgemeinde-Bürgermeisters in Hermeskeil geklärt hatten.

Gluding: einziger Anwärter im Nominierungs-Treffen



Denn Herausforderer von CDU-Amtsinhaber Michael Hülpes wird nun doch nicht Fraktionschef Uwe Roßmann aus Reinsfeld sein.

Mit einer Gegenstimme haben die insgesamt 28 wahlberechtigten Parteimitglieder stattdessen den Vorsitzenden der SPD-Arbeitsgemeinschaft in der VG, Ralf Gluding, auf den Schild gehoben. Der 47-Jährige, der erst vor zwei Monaten bei der Hermeskeiler Stadtbürgermeisterwahl angetreten, dort aber hinter dem späteren Sieger Udo Moser ("Bürger für Bürger") und Bernd Mende (CDU) nur auf Platz drei gelandet war, ging am Montagabend als einziger Anwärter in das SPD-Nominierungs-Treffen.

Vorangegangen war ein Rückzieher Roßmanns. Zur Erinnerung: Der 55-jährige Fraktionschef, der als SPD-Kandidat 2002 das erste Duell gegen Hülpes klar verloren hatte, hatte ursprünglich bereits Ende Juni seine Bewerbungsunterlagen im Rathaus abgegeben, um den Amtsinhaber erneut herauszufordern (der TV berichtete). "Ich wollte damit ein Zeichen setzen, dass die SPD alles tun wird, damit Hülpes abgewählt wird. Es war für mich aber selbstverständlich, dass diese Bewerbung auch durch die Gremien der SPD bestätigt werden muss", sagt Roßmann. Inzwischen habe sich für ihn bei der Landesbank Baden-Württemberg aber eine "neue berufliche Situation" ergeben. Deshalb habe er seine Bewerbung im Vorfeld des SPD-Treffens zurückgezogen. Das ist die offizielle Sprachregelung.

Hinter vorgehaltener Hand lassen einige Genossen aber durchblicken, dass das Vorpreschen Roßmanns parteiintern für heftige Diskussionen und zahlreiche kritische Stimmen gesorgt hat.

Mit diesem Blick zurück will sich Ralf Gluding aber nicht aufhalten. "Ich sehe gute Chancen für einen SPD-Kandidaten, weil es an der Arbeit des Amtsinhabers viel zu kritisieren gibt", sagt Gluding. Beispielhaft führt der 47-Jährige den "Stillstand bei der Konversion" oder die Erhöhung der VG-Umlage in der Amtszeit von Hülpes an, "mit der die kleinen Ortsgemeinden ausgeplündert werden".

Obwohl er bei der Stadtbürgermeisterwahl sein Ziel verfehlt hat, sieht sich Gluding durch die "Erfahrungen aus dem Wahlkampf und wegen der vielen positiven Reaktionen von Bürgern danach gestärkt", um sich der neuen Herausforderung zu stellen. Auch sein Abschneiden bei der VG-Ratswahl am 7. Juni, bei der er insgesamt die sechstmeisten Personenstimmen aller Bewerber erhielt, wertet er als "zusätzliches Quäntchen Wind, das die Segel aufblähen lässt". Kein Handicap sieht er schließlich darin, dass ihm nur noch wenig Zeit bleibt, sich jetzt auch als VG-Bürgermeisterkandidat zu profilieren. Bei der Stadtbürgermeisterwahl habe seine Bewerbung schon sehr früh festgestanden, jetzt sei er eben später dran. Dazu sagt Gluding lakonisch: "Wir probieren einfach alles durch, bis es klappt."

Meinung

Schwerer Schlingerkurs

Erst hü, dann hott: Mit dem Schlingerkurs bei der Kandidatenfrage, die erst kurz vor Toresschluss - dem Ablauf der Bewerbungsfrist am 17. August - entschieden wurde, hat die SPD ihre Chancen bei der Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Hermeskeil sicher nicht verbessern können. Zwar erscheint beim Urnengang am 27. September die Position von Amtsinhaber Michael Hülpes von der CDU angreifbarer zu sein als noch vor acht Jahren. Fakt ist jedoch: Die Kandidatensuche bei der SPD war eine schwere Geburt, die offenbar auch intern zu einer Belastungsprobe führte. Herausgekommen ist in Person von Ralf Gluding die Kür eines Kandidaten, der zwar schlagfertig ist und einen kompetenten Eindruck macht, der aber erst vor zwei Monaten eine Wahlschlappe hinnehmen musste und dem damit das Sieger-Image fehlt. Kurzum: Die SPD startet spät und unter ungünstigen Ausgangsbedingungen in den Wahlkampf und dürfte es daher schwer haben, ihr selbstgestecktes Ziel zu erreichen. a.munsteiner@volksfreund.de

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