30 Quadratmeter heile Welt

Zum Auftakt seiner Homestory-Serie über die Landtagskandidaten besuchte der TV Marc-Bernhard Gleißner (26), der im Wahlkreis 25 für Die Linke antritt.

 Bunte Klamotten und lustige Frisur als Markenzeichen: Marc-Bernhard Gleißner kandidiert für Die Linke. TV-Foto: Roland Morgen

Bunte Klamotten und lustige Frisur als Markenzeichen: Marc-Bernhard Gleißner kandidiert für Die Linke. TV-Foto: Roland Morgen

Trier-Kürenz. "Der Ostflügel meiner Gemächer ist derzeit wegen Renovierung gesperrt", scherzt Marc-Bernhard Gleißner vorsorglich. Könnte ja sein, dass der Besucher ihn in einer geräumigeren Behausung erwartet. Selbst wenn: Gleißner reicht sein 30-Quadratmeter-Apartment im Regenbogenviertel in der Pluwiger Straße "voll und ganz. Bin ja eh nicht allzu oft zu Hause." Die beiden "Bettgenossen" schauen irgendwie traurig drein: Plüschelch "Gunnar Larsson" und die arg malträtiert wirkende Maus "Mäuse". "Die ist mein Schmusetier, seit ich fünf war." Und damit ebenso ein "Ost-Import wie ich selbst". Gleißner stammt aus Thüringen. Die Familie zog 1990 nach Gerolstein.

Dort war "der Junge mit dem Faible für bunte Klamotten und lustige Frisuren" (Gleißner über Gleißner) "erst mal der blöde Ossi" und sah sich ausgegrenzt. Aber weil er aus tiefer Überzeugung Christ ist, habe er sich gedacht "Selig die Armen im Geiste" und sich nicht unterkriegen lassen. Schließlich bietet das Leben so viel schöne und bunte Seiten. "Ich stehe auf Kitsch und schräge Sachen", grinst der 26-Jährige und deutet auf die "Sponge Bob"-Decke, die neben Gunnar auf dem Bett liegt. Die vollendete Kombination von "Kitsch & schräg" findet Gleißner im Eurovision Song Contest: "Das Finale am 14. Mai wird für mich ein säkularer Feiertag", kündigt der Jungpolitiker an, der sich in seiner Promotionsarbeit ("mein aktuelles Lieblingshobby") mit dem Thema "Sprachliche Konstruktion religiöser Weltanschauung" befasst und eines Tages "Schülern Sprachbewusstsein vermitteln" will. Er selbst vervollkommnet gerade sein nordisches Sprachbewusstsein: "Ich bin ganz großer Schweden-Fan und total verliebt in Stockholm." Gleißner, Leiter der Uni-Theatergruppe Kreuz & Quer, ist nicht ausschließlich Frohnatur. Geht es um ungerechte Asyl- oder Migrationspolitik oder sieht er Menschenrechte in Gefahr, sei bei ihm "ganz fix Schluss mit lustig". Eine große Politik-Karriere strebt er nicht an. Wichtig sei es, Die Linke in den Landtag zu bringen: "Dafür setze ich mich mit ganzer Energie ein, auch wenn meine Chancen auf ein Mandat minimalst sind."

Die Kraft für die Multibelastung aus Wahlkampf, Doktorarbeit und Jobs (u. a. Uni-Lehrauftrag in Theaterwissenschaften) schöpft er in seinem Heile-Welt-Refugium am Petrisberg - unter abendlicher Zweckentfremdung seines Fernsehgeräts: "Das brauche ich nur zum Supernintendo-Spielen."

Lesen sie morgen: Der TV bei Bertrand Adams (CDU)Zur PersonMarc-Bernhard Gleißner, geboren am 21. Februar 1984 in Eisenach, wohnt seit 2003 in Trier und ist ledig. Er promoviert zurzeit im Fach Germanistische Linguistik an der Universität und ist Mitarbeiter der Bundestagsabgeordneten Katrin Werner. Schwerpunkte seiner politischen Arbeit sind Kultur-, Bildungs- und Menschenrechtspolitik. Gleißner ist Mitglied des Trierer Beirats für Migration und Integration.

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