Wittlich atmet auf: Zwei-Zentner-Bombe entschärft

Wittlich · Die Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, die am Donnerstag in Wittlich gefunden worden ist, ist nach knapp einer Stunde am Karfreitag gegen 13 Uhr unschädlich gemacht worden. 300 Menschen, darunter auch die Anwohner eines Pflegeheims, können nun in ihre Häuser zurückkehren.

Wittlich atmet auf: Zwei-Zentner-Bombe entschärft
Foto: Christian Brunker

Es war kein verfrühtes Osterei, dass die Bauarbeiter am Donnerstagvormittag bei Arbeiten an der neuen Turnhalle des Wittlicher Cusanus-Gymnasiums gefunden haben. Vielmehr stießen sie auf eine amerikanische Splitterbombe aus dem Zweiten Weltkrieg, 260 amerikanische Pfund - rund 100 Kilogramm - schwer. Diese Bomben sind so konzipiert, dass sie beim Aufschlag in möglichst viele Splitter zerspringen, die dann zu tödlichen Geschossen werden.

"Eigentlich hatten wir vorher die Diagnose, dass dort keine Bomben mehr zu finden sind", sagt Wittlichs Bürgermeister Joachim Rodenkirch. Weil die Stadt im Dezember 1944 stark bombardiert worden sei, habe man den Kampfmittelräumdienst (KMRD) vor den Arbeiten informiert.

Doch nach dem Bombenfund greift ein Rädchen ins andere: Noch am Nachmittag und Abend werden die Menschen in einem Umkreis von 300 Metern um die Fundstelle informiert, dass sie für die am Karfreitag angesetzte Entschärfung ihre Häuser verlassen müssen. Rund 300 Menschen sind betroffen, unter anderem ein Teil des Alten- und Pflegeheims St. Wendelinus. 17 bettlägerige Patienten werden in der Zeit in einen anderen, nicht betroffenen Gebäudeteil verlegt. 26 andere kommen im St.-Markushaus unter. Verpflegt werden sie am Mittag aus Bernkastel-Kues, denn die Küche des Altenheims befindet sich in der Evakuierungszone.

Die meisten anderen Menschen nutzen die Gelegenheit bei sommerlichen Temperaturen zu einem Ausflug oder kommen bei Freunden und Bekannten unter. Für alle anderen wird bei der Feuerwache eine Unterkunft bereitgehalten, doch nur eine Handvoll Menschen nutzen das Angebot, darunter eine 82 Jahre alte Dame. "Ich hab gestern noch das Bad geputzt, heute wollte ich eigentlich noch im Wohnzimmer staubsaugen", sagt sie. Stattdessen wartet sie nun ungeduldig, dass sie wieder zurück kann. "Hoffentlich passiert den Leuten auch nichts", sagt sie.

"Die Leute" - das sind Horst Lenz und seine Kollegen vom Kampfmittelräumdienst, die um 12 Uhr mit der Entschärfung der Bombe beginnen. Spätestens ab dann darf niemand mehr in den Sperrkreis, auch der Maare-Mosel-Radweg und der Zentrale Omnibusbahnhof sind gesperrt. Ursprünglich hatte Lenz mit Schwierigkeiten gerechnet, weil der Kopfzünder der Bombe beim Aufschlag stark deformiert worden war.

Sogar eine mögliche Sprengung vor Ort wurde als letzte Möglichkeit in Erwägung gezogen. Doch nach einer knappen Stunde kommt die Entwarnung: Die Bombe ist unschädlich, alles ist gut gegangen. "Wir hatten eigentlich mit einer längeren Entschärfung gerechnet", sagt Frank Bender vom KMRD. "Aber dann ging es doch relativ problemlos."

Wittlichs Bürgermeister zeigt sich nach der guten Nachricht erleichtert: "Wir wussten das in professionellen Händen, von daher gab es keine erhöhte Anspannung. Aber man ist schon immer froh, wenn alles gut funktioniert." Rodenkirch lobt vor allem die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit der Polizei, der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk und den Maltesern, die mit insgesamt rund 100 Einsatzkräften im Dienst waren. "Das hat alles hervorragend geklappt."

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