Gut geölte Geldmaschine

Worum geht\'s beim Lotto? Die Spannung, das Kribbeln vor der abendlichen Ziehung und - einmal, bittebittebitte, das ganz große Glück? Weit gefehlt. Beim Lotto geht es um staatliche Einnahmen und deren Umverteilung, nicht mehr wegzudenken aus der Haushaltspolitik in Rheinland-Pfalz und zahlreicher gemeinnütziger Einrichtungen.


Gut ein Drittel der Lotto-Umsätze kassiert der Staat ein, knapp 17 Prozent Lotteriesteuer inklusive. Damit sich das mit dem Gemeinwohl verträgt, werden aus dem zweckgebundenen Anteil kulturelle, soziale und sportliche Projekte unterstützt. Keine Frage, das ist eine gute Sache: eine Art freiwillige Steuerzahlung, ehrenwertes Zocken in Zeiten von Steuerbetrügern wie Bayern-München-Präsident Uli Hoeneß. Und es hilft Vereinen beim Sportplatzbau, Hospizen oder finanziert Konzerte, die für viele Menschen erschwinglich sein sollen.
Seit einigen Jahren aber gehen die Einnahmen der staatlichen Lotterien in Deutschland zurück. Mancher Spieler sucht anderweitig sein Glück, zum Beispiel im Internet beim Po kern und bei ausländischen Sportwettenanbietern, die mit höheren Gewinnversprechen - bei mehr Verlustrisiko und Suchtpotenzial - Kunden ködern. Außerdem hat eine Reform des Glücksspielstaatsvertrags Werbung für Glücksspiele stark eingeschränkt, sehr zum Ärger von Lottovermittlern, Annahmestellen und Lottogesellschaften. Landesregierung und Koblenzer Lottozentrale steuern daher um. Im vergangenen Jahr gestattete der Landtag in Mainz Lottospielen übers Internet; das Spiel Eurojackpot ist auf Drängen der Rheinland-Pfälzer entwickelt und eingeführt worden.
Mit der Reform von "6 aus 49" wird die Geldmaschine noch einmal gut geölt: Das Spiel wird teurer, um Einnahmen zu stabilisieren. Dafür wird mit der höheren Wahrscheinlichkeit geringer Gewinne geworben. Und auch in diesem Lotto, das es seit 1955 gibt, soll der Jackpot noch größer werden. Das sorgt für Faszination, so wie im April jene 46 Millionen Euro, die ein Hesse beim Eurojackpot einsackte.
Klar ist aber auch: Es bleibt so unwahrscheinlich wie eh und je, dass nun ausgerechnet Sie oder ich Lotto-Millionäre werden. Definitiv gibt es bessere Anlageformen, als allwöchentlich für fünf Euro seine Kreuzchen zu machen. Macht in 50 Jahren locker 13 000 Euro, und die Familien sind rar, in denen Oma oder Opa so viel Geld in ihrer Lotto-Karriere gewonnen haben. Ein bisschen kontrolliertes Zocken sollte allerdings erlaubt bleiben. Die Spannung, das Kribbeln ...
oht@volksfreund.de

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