Hochwasser: Touristen sitzen fest

Konz/Trier · Ein Flusskreuzfahrtschiff ankert seit Montag vor Karthaus. Wegen des Mosel-Hochwassers passt das 110 Meter lange Gefährt nicht unter der Römerbrücke in Trier durch. 124 Touristen saßen bis Freitag fest. Die 36 Crewmitglieder müssen aber noch in Konz verharren.

Darlene (66) und Edward (67) Hofer spielen Rommé. Sie sitzen im Restaurant der MS River Venture, einem 110 Meter langen und 11,45 breiten Flusskreuzfahrtschiff. Eigentlich hätte das Ehepaar heute in Mainz oder Mannheim sein sollen. Doch ihre Flusskreuzfahrt, die in Remich begonnen hat, endete schon am Montag bei Konz-Karthaus. Vier Tage lang hat die River Venture am Karthäuser Moselufer geankert.

Die Hofers saßen zusammen mit weiteren 122 amerikanischen Passagieren und 36 Crewmitgliedern wegen des Mosel-Hochwassers fest. Für Garbor Czakó, der 14 Jahre Erfahrung als Flusskreuzfahrtskapitän hat, ist es das erste Mal, dass er wegen Hochwassers nicht weiterfahren kann. Ausgerechnet an seinem 46. Geburtstag am Montag musste er vor Karthaus ankern, um weder das Schiff noch die Passagiere zu gefährden. "Der Pegel ist so schnell angestiegen, das habe ich vorher noch nicht gesehen", erzählt er.

Dass das Schiff nicht weiterfahren kann, liegt nicht daran, dass die Mosel für die Schifffahrt gesperrt ist. Die River Venture, die einem US-Unternehmen gehört, das seine Kreuzfahrten auf europäischen Flüssen zumeist an Amerikaner verkauft, ist einfach zu groß für die Römerbrücke Trier. Das Schiff würde noch so gerade unter dem römischen Bauwerk durchpassen, meint der Kapitän. Es würde aber sehr knapp werden. Das wolle er wegen der sehr starken Strömung nicht riskieren. "Ich habe auch mit noch erfahreneren Kollegen gesprochen, die meinten, dass ich das nicht riskieren soll, wenn die Mosel höher als sechs Meter steht", sagt er.Unternehmen vor Ort helfen

Möbel Martin habe ihm geholfen, die riesigen Trinkwassertanks aufzufüllen. Insgesamt habe er mehr als 100 Tonnen Wasser von dem Möbelhaus rübergepumpt. Eine lokales Container-Unternehmen hat zudem den Müll der MS River Venture entsorgt.

Die Crew sorge sehr gut die Gäste an Bord, meinen derweil die Hofers. Sie kommen aus Cypress in Texas. Das liege in der Nähe von Houston, erklärt Edward. "Wir wollten immer schon die Mosel sehen", sagt Darlene. Und das Reiseunternehmen hat es ihnen auch ermöglicht. Jeden Tag seien Touren mit Bussen angeboten worden. Die Hofers waren am Montag in Trier, am Dienstag in Bernkastel-Kues und dann in der Völklinger Hütte. Sie schwärmen von der Architektur in Trier und dem Wein aus Bernkastel. Die Hütte sei sehr beeindruckend gewesen. Heute haben sie auf einen Ausflug nach Mettlach zu Villeroy und Boch verzichtet, weil Darlene selbst in der Porzellanbranche gearbeitet hat.

Dass sie am Ufer vor Karthaus festsitzen mussten, haben sie gelassen genommen. Am heutigen Freitag geht es für die Touristen weiter. Laut Kapitän Czakó geht es zunächst in Bussen nach Straßburg. Die Hofers wollen dann weiter nach Basel. Am 29. Mai kehren sie zurück nach Texas. Dort haben sie dann einiges zu erzählen. Das hat auch Czakó. Doch er und seine Crew müssen weiter in Karthaus verharren. Erst wenn der Pegel gesunken ist, geht es für den Ungarn weiter.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort