Die Gefahr fliegt mit

"Herzlichen Glückwunsch, Sie sind neulich auf dem Heimflug aus dem italienischen Alghero auf den Hahn gerade noch einmal mit dem Leben davongekommen!" Was mögen wohl die Passagiere des betroffenen Ryanairfluges gedacht haben, als sie Ende vergangener Woche mit knapp dreimonatiger Verspätung von dem Beinahe-Zusammenstoß erfahren haben? Eher durch Zufall: Hätten nicht die Medien über den von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung unter die Lupe genommenen Vorfall berichtet, wäre der wohl nie publik geworden. Ganz ähnlich war das auch schon vor knapp drei Jahren, als es schon einmal einen Beinahe-Zusammenstoß über dem Hunsrück-Flughafen gegeben hat.

Damals wurde der gefährliche Begegnungsverkehr in luftiger Höhe von den Beteiligten abgewiegelt, heruntergespielt und beschönigt. Jedenfalls hätte niemand einen Fehler gemacht, hieß es im Nachklapp zu dem ersten Beinahe-Crash. Unschwer vorstellbar, wie die 179 Passagiere auf das kollektive Beschönigen reagiert haben werden - mit ungläubigem Kopfschütteln.
Immerhin: Dieses Mal ist zumindest von Fehlverhalten die Rede, auch wenn sich der irische Billigflieger und die Segelflieger-Lobby den Schwarzen Peter noch gegenseitig zuschieben. Wundern dürfte sich einstweilen der normale Flugpassagier, der bis dato davon ausging, dass am Himmel alles bestens geregelt, überwacht und kontrolliert ist. Ein Trugschluss, wie sich nach dem jüngsten Zwischenfall herausstellt.
Da gibt es tatsächlich Bereiche über dem Hahn und auch anderen deutschen Flugplätzen, in denen nach Sicht geflogen werden darf und in denen ein Transponder, also ein Kollisionswarngerät, keine Pflicht ist; genauso wenig wie der Funkkontakt zur Flugsicherung am Boden. Und die Flugsicherung hat längst nicht alles auf dem Schirm, was da in luftiger Höhe durch die Gegend fliegt.
Das ist für Piloten und Luftfahrtexperten keine Neuigkeit und auch nicht besorgniserregend. Aber als Flugpassagier wird man künftig womöglich noch ein wenig froher sein, nach der sicheren Landung endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

r.seydewitz@volksfreund.de

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