Wenn der Schutzmann Arabisch kann

Trier · Das Land Rheinland-Pfalz setzt bei seinem Polizeinachwuchs verstärkt auf Bewerber mit Migrationshintergrund. Die Beamten mit ausländischen Wurzeln können bei Konflikten mit Migranten und ausländischen Transitreisenden meist eher eine Eskalation verhindern als ihre deutschen Kollegen.

 Polizeipräsident Lothar Schömann, Jamal Bellamin aus Marokko, Maria Bopp aus Kasachstan, Walid Rawofy aus Afghanistan, Dimitrij Tschernij aus der Ukraine und Dozent Ernst Marx (von links). TV-Foto: Friedhelm Knopp

Polizeipräsident Lothar Schömann, Jamal Bellamin aus Marokko, Maria Bopp aus Kasachstan, Walid Rawofy aus Afghanistan, Dimitrij Tschernij aus der Ukraine und Dozent Ernst Marx (von links). TV-Foto: Friedhelm Knopp

Trier. "Früher war bei Bewerbern für den Polizeidienst die deutsche Herkunft eine Voraussetzung - doch inzwischen hat sich das geändert", sagt Triers Polizeipräsident Lothar Schömann, als er vier Studenten der Fachhochschule (FH) des Landes für den Polizeidienst im Trierer Präsidium empfängt.Von zwölf auf 30 Prozent


Die 26 bis 27 Jahre alten Fachhochschüler in blauer Uniform, drei Männer und eine Frau, stammen aus Afghanistan, Marokko, Kasachstan und der Ukraine. Nach ihrem Examen werden sie die Arbeit als Kommissare im mittleren Dienst im Bereich des Polizeipräsidiums Trier aufnehmen, der vom Kreis Bitburg-Prüm bis Idar-Oberstein reicht.
Der Anteil der Bürger mit Mi-grationshintergrund, so Schömann, liege heute in Rheinland-Pfalz bei etwa 30 Prozent. Hinzu komme beim Transitverkehr durch das Land ein Ausländeranteil von etwa 25 Prozent. Diese kulturelle Vielfalt begegne auch der Polizei bei ihrem täglichen Einsatz. Hierbei seien Beamte mit Migrationshintergrund im Vorteil, denn sie beherrschten im Idealfall die Muttersprache des Gegenübers und seien mit dem betreffenden Kulturkreis vertraut - sie verfügten eben über jene "soziokulturelle Kompetenz", die im Ernstfall Aggressionen abbauen könne.Viel Aufklärung erforderlich


Schömann: "Das Land strebt daher langfristig an, den Anteil von Polizeibeamten aus Migrationsfamilien auf etwa 30 Prozent zu erhöhen. Heute liegt der Anteil noch bei rund zwölf Prozent."
Die Aussichten, das Ziel zu erreichen, sind nach Angaben von Polizeidirektor Ernst Marx gut. Marx ist Dozent an der Landespolizeischule auf dem Hahn/Hunsrück und zuständig für die Einstellungsverfahren der Bewerber. Er spricht von guter Zusammenarbeit mit Moscheen und muslimischen Vereinen bei der Suche nach geeigneten Bewerbern - etwa in Wittlich und Konz.
Aber es gelte auch Ängste abzubauen, besonders in den Familien. Marx: "Oft sind die Eltern dagegen, dass der Sohn oder die Tochter zur Polizei geht. Die Leute denken noch an die Polizei in ihren Herkunftsländern." Da sei viel Aufklärung erforderlich, um zu überzeugen, dass die deutsche Polizei eine andere, eine rechtsstaatliche Organisation sei.

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