Dem Moselochsen auf der Spur

Bernkastel-Kues · Der Moselochse ist seit dem viel diskutierten Artikel eines Frankfurter Reisejournalisten ein fester Begriff an der Mosel geworden. Nun hat der TV sich auf die Suche nach einem echten, vierbeinigen Ochsen gemacht.

Bernkastel-Kues. Schallendes Gelächter beim Schlachthof Fischer in Trier: "Sie suchen doch wohl keinen Moselochsen?" Doch, genau dem sind wir auf der Spur. Seit der Journalist Jakob Strobel y Serra dieses Wort in seinem Artikel rausgehauen hat, wollen wir nun wissen, wo es echte Ochsen gibt und wie es um sie bestellt ist. Dabei verfolgen wir jede Spur und stellen eines fest: Unsere Suche sorgt für Heiterkeit.
Eric Illigen ist stellvertretender Obermeister bei der Fleischer-Innung Mosel-Eifel-Hunsrück mit Geschäft in Wittlich. Haben Sie einen Ochsen?, wollen wir wissen. In der Metzgerei ist man verwirrt. "Nein, aber momentan ist in der Sterneküche das Ochsenbäckchen stark gefragt." Bäckchen, soso. Und wo kommen die Ochsen dafür her? Schulterzucken. Ein Fleischer von der Mittelmosel sagt: "Den letzten Ochsen habe ich vor 20 Jahren in der Schlachtung gehabt. Der lohnt sich nicht mehr."Luxusgut für den Besitzer


Ochsen müssen sich lohnen? Wieso? "Naja, beim Ochsen handelt es sich um einen kastrierten Bullen, der in seiner besten Zeit entmannt wird und deshalb ein Luxusgut für den Besitzer ist", erklärt der Fleischer - o.k., da sind wir damit ein Stückchen weiter, was das eigentlich ist, so ein Ochse. "Wenn der kastriert wird, wird er fett, denn er produziert keine Hormone mehr", heißt es beim Schlachthof. Außerdem sei es höchst selten, dass es noch Ochsen gebe - die seien aus der Mode. Na, dann ist die Ochsenschwanzsuppe eine Fälschung? Nein, nein, insistiert der Fachmann, der den Ochsen auf den Teller bringt: Markus Reis vom Zeltinger Hof muss lachen: "Unser Moselochsen-Gericht ist ein Pseudonym für Gerichte, die mit Rind zu tun haben."
Aha, der Moselochse ist demnach ein getarntes Rind? Auch falsch! "Ochsenschwanzsuppe und Ochsenbrust sind vom Rind. Und der Ochse ist ja ein kastrierter Bulle - also ein Rind." Verwirrend. Sei\'s drum: Die Suche geht weiter. Nun wollen wir Belege für das Vorhandsein echter Ochsen - und die müsste es in der Tierkörperbeseitigungsanlage in Rivenich geben. "Selbst wenn ein Ochse dabei wäre, würde er in die Kategorie Rinder fallen. Wir können also nicht dementieren, dass es keine gibt", ist die Aussage. Gut, dann suchen wir weiter nach Belegen. Heimatforscherin Gaby Comes schrieb die Dorfchronik in Erden. Sie winkt lachend ab: "Ich habe noch nie einen vierbeinigen Ochsen gesehen. Aber als Tipp kann ich verraten: Der nächste Fastnachtsumzug wird einiges an Ochsen hervorbringen."Zweibeiniger Typ der Spezies


Guter Tipp. Wir fragen bei Karoline Mertes vom Karnevalscenter in Wittlich nach. "Haben Sie Ochsen?" Kühe und Stiere, das sei kein Problem, angesichts der Moselochsen-Diskussion aber gebe es hier demnächst Ochsen. Da haben wir ja dann noch einen gefunden - wenn auch keinen echten und nur einen Zweibeiner.Extra

Was einen Ochsen ausmacht: Im chinesischen Sternzeichen ist ein Ochse übrigens ein zuverlässiger und hilfsbereiter Mensch, der Geselligkeit liebt und seine vertraute Umgebung bevorzugt. Ein Ochse braucht Zeit, um sich an Veränderungen zu gewöhnen. Die Rinder-Fachleute bezeichnen den Ochsen als ruhiges Tier, das durch seine Kastration langsamer im Tun wird. Das Fleisch ist feinfaseriger und zarter. Und übrigens: Auch ein zehn Jahre alter Ochse ist immer noch lecker im Gegensatz zum Bullen. jo

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