Kunst und Kultur statt Kürbis und Kostüm

Trier · Was Mainz kann, kann Trier schon lange: Vom dortigen Dommuseum sei die Idee zur Nacht der Heiligen entliehen, sagt Triers Dom-Museumschef Markus Groß-Morgen. Allerdings sind beim Trierer Format drei große Museen statt nur eines im Boot. Die bieten den Besuchern am 31. Oktober vier Stunden Kunst und Kultur.

 Kathrin Schug vom Museum Simeonstift bereitet die Ausstellung vor. Links die Skulptur des heiligen Nikolaus (um 1500). Im Hintergrund der heilige Georg, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. TV-Foto: Friedemann Vetter

Kathrin Schug vom Museum Simeonstift bereitet die Ausstellung vor. Links die Skulptur des heiligen Nikolaus (um 1500). Im Hintergrund der heilige Georg, zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Wenn draußen Hexen, Zombies, Monster und Kürbisköpfe ihr Unwesen treiben, werden im Museum am Dom die Heiligen aus dem Depot geholt und in einer Sonderschau ausgestellt. Dazu gibt es Führungen, Vorträge und Musik. Auch Rheinisches Landesmuseum und städtisches Museum Simeonstift haben individuelle Angebote zusammengestellt, die die Besucher - ob mit oder ohne Kostüm - statt in Halloween-Fieber ins Reich der Heiligen entführen. Nicht mit dabei ist das Museum Karl-Marx-Haus. Aber "es ist nicht ausgeschlossen, dass das Karl-Marx-Haus im nächsten Jahr dabei ist", sagt Christine Stolpe, Koordinatorin der Museumsstadt Trier. Denn: "Wir sind so motiviert, dass ich davon ausgehe, dass es 2014 eine zweite Nacht der Heiligen gibt." Ideen für Vorträge, Führungen und Aktionen gebe es zuhauf.
Auf die Resonanz auf die Premiere sind alle Beteiligten gespannt. Die Alternative, die laut Markus Groß-Morgen zu süß und sauer geboten wird, hat es in sich. "Vier Stunden dichtes Programm", verspricht Stolpe, das aber nicht als Konkurrenz zur Halloween-Party, sondern ihr vorangestellt sein soll - von 19 bis 23 Uhr Kunst und Kultur, danach in irischer Tradition das neue Jahr feiern. Als Moralapostel versteht sich keiner der Beteiligten, die die Museumsnacht seit dem Sommer vorbereiten. "Wir wollen die Heiligen nicht von Halloween separieren, sondern Wissenswertes auf besondere Art vermitteln", sagt Stolpe.
Allerdings geht es am Vorabend des christlichen Hochfestes Allerheiligen um spannende Einblicke in eine Geschichte, die mehr bedeutet, als zum Friedhof zu gehen und auf den Gräbern Kerzen zu entzünden. Und die ist fast 2000 Jahre alt. Der Rundgang durch die Welt des Sakralen beginnt in der Spätantike mit den Anfängen des Christentums im Rheinischen Landesmuseum, geht weiter über das Mittelalter, Bildsprache, Gesellschaft und Politik (Museum Simeonstift) bis hin zu Grabkult und einem besonders bekannten Heiligen: Bischof Martin von Tours (Museum am Dom).
Außerdem im Programm: Rallyes, Spiele, besondere Aktionen wie Kerzen bemalen und Foto shooting für Kinder, Musik im Museum am Dom, Wein bei Kerzenschein im Landesmuseum und doch etwas zum Gruseln im Simeonstift, etwa wenn es dort heißt: "Prost und hoch die Schädel" (Vortrag von Wolf-Rüdiger Teegen. Und: "Das Heilige ist nicht denkbar ohne das Unheilige", sagt Paula Giersch. Deshalb taucht im Schatten der Porta auch noch der Teufel auf (siehe Extra Programm).
Dieses "Riesenangebot" gibt es zu einem "Spitzenpreis", wirbt Stolpe für den nächtlichen Museumsbesuch. Der kostet fünf Euro, das Kombiticket gilt für alle drei Museen. Besucher bis 25 Jahre haben freien Eintritt.
Weitere Informationen gibt es unter www.museumsstadt-trier.de, Karten bekommt man an den Museumskassen oder im TV-Service-Center Trier am Nikolaus-Koch-Platz.
Extra

Museum am Dom: Die Nacht der Heiligen wird umrahmt vom Trierer Kammerchor portavoci, der drei Mal an unterschiedlichen Orten im Museum auftreten wird. Musikalische Leitung: Marcus Adams, Werke von Charles Villiers Stanford, Arvo Pärt, Giovanni Perluigi da Palestrina sowie Heiligenlieder (19, 20.30 und 21.45 Uhr); 19.30 Uhr: "Zwischen Friedhofskult und Himmelsvision", das Hochfest Allerheiligen in Geschichte und Gegenwart, Vortrag von Manuel Uder; 20 Uhr: "Ad sanctos - Das Grab bei den Heiligen", Führung mit Hiltrud Merten; 21 Uhr: "Bischof Martin von Tours in der römischen Kaiserstadt Trier", Vortrag von Hans-Georg Reuter; 22.15 Uhr: "Rechte und Pflichten eines Heiligen" Vortrag von Kirstin Mannhardt; 19 bis 23 Uhr, für Kinder von 0 bis 99 Jahren: "Sag mir Deinen Namen - Wir verraten Dir, nach welchem Heiligen Du benannt bist"; Foto-Shooting mit Heiligenschein und anderen Lichtwundern - Interaktive Zeichen- und Fotoaktion mit Klaus Maßem (mit Fotos zum Mitnehmen); "Luise möchte heilig werden" - Neues Suchspiel für Kinder mit der Museumsente Luise. Rheinisches Landesmuseum: 19 bis 23 Uhr: Entdeckungsrundgang "Heiliges Trier" - ein Themenparcours in der Ausstellung widmet sich zentralen Aspekten des "Heiligen Trier" von der Spätantike bis zum Mittelalter; 19 bis 23 Uhr: Wein bei Kerzenschein - Weinausschank im Foyer; 19.30 Uhr: "Heiliges Trier - Von der Spätantike bis heute", Sonderführung zur Entwicklung des Christentums in Trier von den Anfängen in römischer Zeit bis zum Mittelalter; 20.30 Uhr: "Bei den Heiligen - Frühes Christentum in Trier", Sonderführung zu den wertvollen Zeugnissen der frühen Christengemeinde in Trier; 21.30 Uhr: "Erst zaghaft und dann massenhaft - Heilige im Bild", Sonderführung zur zunehmenden Flut von Bildern und Bildwerken bis zum späten Mittelalter; 22.30 Uhr: "Trier - Heilige Stadt", Sonderführung zum Wandel der "Heiligen Stadt" von den frühchristlichen Anfängen bis zum Ende des 18. Jahrhunderts; 19 bis 21 Uhr für Kinder: "Licht für die Heiligen" - Kerzen für die Namensheiligen gestalten; "Die Welt der Bilder": Heiligen-Memory spielen und alles über Symbole und Schutzpatrone erfahren. Stadtmuseum Simeonstift Trier: 19 bis 20 Uhr: "Prost und hoch die Schädel! Warum man im Mittelalter aus den Hirnschalen toter Heiliger trank", Dr. Wolf-Rüdiger Teegen; 20 Uhr: "Auf Du und Du. Zwiegespräche zwischen Göttern und Heiligen", Paula Giersch; 20 Uhr: "Die Schreiner-Nandl wird heilig. Pilgerreise nach Rom", Film von Tom Fleckenstein (30 Minuten); 21 Uhr: "Heilig. Macht. Politik. Helena, Petrus, Simeon und ihre Instrumentalisierung", Christine Stolpe; 22 Uhr: "ErbARMen. Große Nöte brauchen viele Heilige", Paula Giersch; 22 Uhr: "Die Schreiner-Nandl wird heilig"; 23 Uhr: "Gerippe! Scheusal, du! Erkennst du deinen Herrn und Meister?", Der Teufel als Gegenkonzept, Alexandra Orth; 19 bis 21 Uhr für Kinder: "Die Suche nach dem heiligen Gral": Suchst Du noch oder trinkst Du schon? Kinderrallye mit anschließender Bastelstation; "Dein Name - Dein Heiliger": Erfahre die Geschichte Deines Namenspatrons. cofi

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