Tablets für alle Schüler

Trier · Viele Schüler sind in Sachen Computer besser ausgestattet als ihre Schulen. Das Land verweist darauf, dass in den vergangenen Jahren viel investiert wurde. Lehrer und Eltern sehen jedoch noch erheblichen Nachholbedarf.

Trier. Statt "Bücher raus!" heißt es in einigen Schulen "Tablets raus!". Wie zum Beispiel an der Graf-Salentin-Schule in Jünkerath (Vulkaneifel). In der sogenannten Laptop-Klasse wurden 20 Schüler mit Computern ausgestattet und nutzen diese im Unterricht. Die Grund- und Realschule plus in der Eifel ist eine von 30 Schulen, die in diesem Jahr am Landesprojekt Medienkompetenz macht Schule teilnehmen. Dabei werden einige Klassen mit mobilen Computern (Tablets) oder Laptops ausgestattet, um so den Umgang mit den modernen Medien zu lernen.
Ginge es nach Klaus-Peter Hammer, wären nicht nur ein paar Klassen mit Tablets und Laptops ausgestattet, sondern alle Schüler. "Dann könnte man die klassischen Schulbücher abschaffen und stattdessen in elek-tronischen Büchern lernen", sagt der Landeschef der Lehrergewerkschaft GEW.
Auch Reiner Schladweiler, Vorsitzender des Regionalelternbeirates, fordert eine "Komplettausstattung in den Klassen mit Tablet": "Denn dann haben alle Kinder die selben Chancen, den Umgang mit diesen Medien zu lernen." Die Realität an den Schulen lasse hingegen zu wünschen übrig, viele hinkten dem internationalen Standard in Sachen Computer und bei den digitalen Medien weit hinterher, sagt Gewerkschaftschef Hammer. Vielerorts gebe es noch die klassischen Computerlabore, in denen die Schüler stundenweise etwa mit Computerprogrammen wie Word Excel vertraut gemacht würden. Was aber fehle, sei der Umgang mit den modernen Medien. Wie etwa Smartphones in den Unterricht eingebunden werden können - etwa, wenn damit Filme zu bestimmten Themen gedreht würden.
Damit könnte den Kindern vermittelt werden, wie sie die internetfähigen Handys auch verantwortungsvoll benutzen können, sagt Hammer.
Ein Verteufeln der modernen Medien bringe nichts, meint auch Bettina Löchel von der Suchtberatung Die Tür in Trier. Es sei nicht nur Aufgabe der Eltern, den Kindern einen verantwortungsvollen Umgang mit Internet und Computern zu vermitteln, sondern auch der Schule. Daher müsse das Thema auch in den Unterricht integriert werden, fordert Löchel. Genau wie die Verbraucherzentrale bietet auch die Suchtberatung Fortbildungen für Lehrer und Eltern an.
Ein eigenes Unterrichtsfach Medienkompetenz hält Elternvertreter Schladweiler für überflüssig. "Davon gibt es schon zu viele, und alles würde wieder in Noten enden". Auch er ist dafür, das Thema in den normalen Unterricht zu integrieren.
Hjalmar Brandt, Landesgeschäftsführer der Lehrergewerkschaft VBE, glaubt jedoch, dass die Schulen mit der technischen Entwicklung nicht Schritt halten können: "Moderne Medien können aber klassischen Unterricht nicht ersetzen, sondern höchstens sinnvoll und angemessen ergänzen." Auch der Einsatz von elektronischen Tafeln (sogenannte Whiteboards) sei noch kein Technologiesprung.
Im Mainzer Bildungsministerium zählt man jedoch die rund 1200 Whiteboards, die im Rahmen des seit 2007 laufenden Projektes Medienkompetenz macht Schule angeschafft wurden, zur "modernen medialen Technik" - neben Laptops. 40 Prozent aller Schulen im Land arbeiteten mit diesen Tafeln, alle weiterführenden und sehr viele Grundschulen setzten Computer oder Tablets ein - und fast alle Schulen hätten einen eigenen Internetanschluss.Extra

"Setzen Sie sich mit Ihren Schülerinnen und Schülern kritisch über Möglichkeiten, Risiken und Gefahren der sozialen Netzwerke auseinander." Das steht in dem vom rheinland-pfälzischen Bildungsministerium im Oktober verschickten Merkblatt an Lehrer, in dem diesen die "schulische Kommunikation" und "Freundschaften" mit Schülern über Facebook untersagt werden. Allerdings gebe es darüber hinaus keine Vorgaben für die Kommunikation zwischen Lehrern, Eltern und Schülern, sagt ein Ministeriumssprecher. Auch nicht, wie die Lehrer tatsächlich über Nutzen und Gefahren sozialer Netzwerke aufklären. Viele Schulen hätten eigene Internetseiten, über die der Kontakt zu Eltern und Schülern gehalten werde. Einige haben dort auch eigene sogenannte Communities gegründet, auf denen Eltern, Lehrer und Schüler - ähnlich wie bei Facebook, allerdings für Außenstehende unzugänglich - kommunizieren können. Außerdem bietet das Land allen Schulen eine eigene Internetplattform (lernen.online.rlp.de) an, die auch zur Kommunikation mit Schülern und Lehrern genutzt werden kann. wie

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