Drei Bundespräsidenten und schlaflose Nächte

Bitburg · Einiges hat ihn überrascht, vieles erfreut und manches auch besorgt: Im Gespräch mit dem TV blickt Joachim Kandels zurück auf die ersten vier Jahre seiner Amtszeit als Bürgermeister in Bitburg und spricht über das, was er von der Innenstadt bis zur Housing in den kommenden vier Jahren noch angehen will.

Bitburg. Es ist eine Menge passiert, seit Joachim Kandels genau vor vier Jahren, am 16. Dezember 2009, von seinem Vorgänger Joachim Streit zum Bürgermeister vereidigt wurde. In Bitburg rollt der Verkehr inzwischen linksrum um die Innenstadt, am Spittel ist das Postgebäude längst abgerissen, die Amerikaner haben die alte Kaserne zurück an die Bundesrepublik gegeben, und die Stadt ist aus der Flugplatz-GmbH ausgestiegen. Im Gespräch mit dem TV zieht Bürgermeister Joachim Kandels eine Halbzeit-Bilanz.

Was sind für Sie die drei wichtigsten Projekte in der ersten Hälfte Ihrer Amtszeit?
Kandels: Dass die Stadt ausreichend Kita-Plätze schafft, war mir ein Anliegen. Da ist insbesondere die Einrichtung von 60 zusätzlichen Kita-Plätzen durch die Erweiterung der Kita Liebfrauen zu nennen, in die wir 1,4 Millionen Euro investiert haben. Ein wichtiges, wenn auch kein populäres Projekt ist für mich auch die Konsolidierung des Haushalts. Es ist gelungen, die Schulden von gut 20 auf 17 Millionen Euro abzubauen. Und dann natürlich die Umgestaltung des Postplatzes. Da haben wir ja im Rahmen des Wettbewerbs eine Entscheidung gefällt, die Bauarbeiten sind im Gang, und 2014 beginnen wir mit der Neugestaltung des Platzes.

Was hätten Sie nicht erwartet?
Kandels: Am meisten überrascht hat mich, dass viele Dinge eben Zeit brauchen. Mehr Zeit, als mir lieb ist. Etwa die Abstimmungsprozesse, die zwischen verschiedenen Instanzen notwendig sind, bevor ein Förderbescheid möglich ist. Ein Beispiel für einen solch langwierigen Prozess ist die Sanierung der Eissporthalle, die wir ja nun im April 2014 angehen.

Haben Sie es je bereut, Bürgermeister zu sein?
Kandels: Nein, auf keinen Fall. Ich habe jeden Tag Respekt vor dem Amt. Ich übe es mit Freude aus und will dabei der bleiben, der ich auch vorher war.

Was schätzen Sie an Ihrem Amt besonders?
Kandels: Die Begegnung mit den Menschen. Ob bei den vielen Veranstaltungen, in der Bürgermeistersprechstunde, der Arbeit in den Gremien, mit den Amtskollegen oder auch die Jubilare, denen ich zum Geburtstag oder Hochzeitstag gratuliere. Berührt hat mich auch der Kontakt, den die Stadt in den vergangenen Jahren zu Henri Juda aufgebaut hat, dessen jüdische Familie aus Bitburg stammt.

Was werden Sie aus der ersten Halbzeit sicher nicht vergessen?
Kandels: Da gibt es natürlich einiges. Die drei Bundespräsidenten, denen ich in den vier Jahren persönlich begegnet bin, gehören auf jeden Fall dazu. 2010 hat Horst Köhler unsere Stadt besucht, 2011 dann Christian Wulff, und 2012 war ich nach Berlin zu einem Empfang von Joachim Gauck eingeladen. Eine Veranstaltung, die mir wegen der besonderen Atmosphäre als herausragend in Erinnerung bleiben wird, sind die Special Olympics, die die Stadt im Juni 2011 ausgerichtet hat.

Hat Ihnen auch mal was schlaflose Nächte bereitet?
Kandels: Die Entscheidung, wie es mit der Flugplatz GmbH weitergeht, war nicht einfach. Es war eine nervenaufreibende Zeit. Die ganze Diskussion wurde sehr emotional geführt, die Stimmung war nach fünf Sondersitzungen in nur zehn Wochen sehr angespannt. In der Vorbereitung erforderte es auch von der Verwaltung einen enormen Arbeitsaufwand, auch weil es sich um eine rechtlich komplexe Materie handelte. Aktuell ist die Lage wegen des Innenstadtrings angespannt.

Hat Sie die Aufregung wegen des Rings überrascht?
Kandels: Ja. Einen solchen Protest hätte ich nicht erwartet. Es wird seit vielen Jahren geplant und lange vorher wurde ausführlich darüber diskutiert, das Konzept testhalber für ein Jahr auszuprobieren. Für diesen Beschluss gab es eine deutliche Mehrheit. Ich nehme natürlich auch den Protest ernst und habe bereits zahlreiche Gespräche geführt. Die Stadt reagiert auch auf Vorschläge und setzt Verbesserungen um. Ich bekomme aber gleichzeitig auch viele positive Rückmeldungen zum Ring. Wir werden das alles am Ende der Testphase abwägen.

Man muss als Bürgermeister also auch Gegenwind aushalten?
Kandels: Ja, auf jeden Fall. Man kann es nicht jedem recht machen. Auch das habe ich gelernt. Und dann ist es ja auch so, dass ich kein Alleinherrscher bin, sondern der Stadtrat mit seinen 28 Mitgliedern entscheidet - ich habe da nur eine Stimme. Am Ende ist es meine Aufgabe, die Beschlüsse des Rats umzusetzen.

Was sind Ihre wichtigsten Ziele für die zweite Halbzeit?
Kandels: Die Themen stehen ja. Die Umgestaltung des Spittels wird abgeschlossen, die Fußgängerzone soll saniert werden. Mein Ziel ist es, dass sich die Innenstadt in vier Jahren in einem neuen Kleid präsentiert. Hinzu kommt die Umnutzung der alten Kaserne als ein großes Thema und die Vorbereitung auf die Freigabe der Housing. Auch die Erweiterung der Feuerwache muss angepackt werden.

Was steht für Sie 2014 an?
Kandels: Es werden Entscheidungen zum Innenstadtring und zum Parkplatz-Konzept bereits im ersten Halbjahr getroffen werden. Und dann müssen wir schauen, wie es nun mit der Bit-Galerie weitergeht, nachdem der Rat ja den Bau eines Einkaufszentrums als Sanierungsziel für die weitere Entwicklung des Bereichs rund um den Beda-Platz definiert hat. Bei den für die Stadtteile Matzen und Erdorf geplanten Neubaugebieten will ich ebenso weiter kommen wie mit der Erweiterung des Dorfgemeinschaftshauses in Stahl. Langweilig wird es sicher nicht.

Worauf sind Sie gespannt?
Kandels: Auf den neuen Stadtrat, der im Mai bei den Kommunalwahlen gewählt wird. Mal sehen, wie die Kräfteverhältnisse im Rat dann verteilt sind.

Werden Sie denn für eine zweite Amtszeit kandidieren?
Kandels: Ja, auf jeden Fall.

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