Nach der Glühbirne stirbt jetzt die alte Straßenlampe

Trier · Den alten Straßenlampen geht es an den Kragen. Die Energieschleudern dürfen nach einer EU-Verordnung schon bald nicht mehr verkauft werden. Viele Kommunen halten daher Ausschau nach Alternativen - und nicht immer sind die Bürger davon hellauf begeistert.

Trier. Eine inzwischen 15 Monate alte Entscheidung des Trierer Stadtrats stößt in Teilen von Heiligkreuz auf wenig Begeisterung: In mehreren Straßen, so der Beschluss, sollen die alten Straßenlaternen gegen moderne und energiesparende LED-Leuchten ausgetauscht werden. Eine knappe halbe Million Euro ist für den Umtausch der 55 Lampen veranschlagt, Dreiviertel der Summe, 360 000 Euro, sollen die Anwohner zahlen.
Die aber gingen auf die Barrikaden, gründeten eine Bürgerinitiative (BI) und machen gegen den Stadtratsbeschluss mobil. "Wir haben nichts dagegen, dass einzelne Laternen erneuert werden", sagt BI-Sprecher Rolf-Jürgen Wiechers, aber ein flächendeckender Tausch der Leuchten sei nicht notwendig.
Ein Anlieger hat ausgerechnet, was bei einer Erneuerung der Lampen finanziell in etwa auf ihn zukommen würde: rund 650 Euro bei einem 350 Quadratmeter großen Grundstück.
Berechnung eines Anliegers


Gerd Thielmann ist jemand, der sich von Berufs wegen mit Fragen des Beitragsrechts befasst. Der studierte Jurist ist Referent beim rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebund und hat sich für eine Fachzeitschrift unlängst damit befasst, unter welchen Vor-aussetzungen die Kommunen ihre Bürger für neue Straßenlaternen zur Kasse bitten können. "Der bloße Austausch eines Birnchens reicht dafür jedenfalls nicht aus", sagt Thielmann. Und auch nicht die Begründung, dass die neue Leuchte reichlich Energie einspare - und damit Kosten. Anders gelagert sei der Fall dagegen womöglich, wenn die Kommune die Umrüstung etwa mit einer deutlich verbesserten Ausleuchtung begründe. Letztendlich, sagt aber auch der Experte, komme es immer auf den Einzelfall an, ob die Bürger an den Kosten beteiligt werden könnten oder nicht. Ein Richtwert, wenn es dazu kommt: 60 Prozent der Kosten tragen die Anlieger, 40 Prozent die Kommunen.
Das Energieeinsparpotenzial bei der Umrüstung alter Straßenlampen ist enorm. Werden etwa die weit verbreiteten Quecksilberdampfleuchten durch moderne LED-Technik ersetzt, könnten bis zu 60 Prozent Strom eingespart werden. Entsprechend würden auch die Stromkosten sinken. Allein im Trierer Stadtgebiet sind nach Angaben eines Sprechers noch ein knappes Drittel der Leuchten Quecksilberdampflampen. Daneben sind noch Natriumdampflampen im Einsatz, Leuchstoffröhren, Quarzkeramikhochdrucklampen, Kompaktleuchtstoffröhren und LEDs. Eine Aufzählung, bei der wohl nur Lichtfetischisten ins Schwärmen geraten.
Dabei geht es beim Thema Beleuchtung in Städten und Dörfern nicht nur ums Stromsparen, sondern auch um "den Sicherheits- und Wohlfühlfaktor für die Bürger", sagt Referatsleiter Bernd Düsterdiek vom Gemeinde- und Städtebund. Kommunale Beleuchtung solle Verkehrsrisiken senken, dunkle Ecken ausleuchten und Innenstädte attraktiver machen. Welche Technik und Beleuchtungsart wo Sinn machen könnte, ist fast schon eine Wissenschaft für sich. Der Stromversorger RWE hat etwa in Müden an der Mosel (Kreis Cochem-Zell) eine 500 Meter lange Teststraße mit 28 verschiedenen LED-Straßenleuchten bestückt.
"Hier können sich beispielsweise interessierte Kommunalpolitiker Unterschiede in Design, Lichtintensität und Lichtverteilung anschauen", sagt Sprecher David Kryszons.
Heiligkreuzer Leuchtenstreit


Zurück zum Leuchtenstreit im Trierer Stadtteil Heiligkreuz, wo viele Anlieger wegen der geplanten Umrüstung auf die Barrikaden gehen.
Nach Angaben des Sprechers der Bürgerinitiative, Rolf-Jürgen Wiechers, hat sich seit dem vergangenen Jahr in der Sache nicht viel getan. Aber die Ruhe sei trügerisch, glaubt Wiechers. Die Stadt halte am Austausch der Straßenlaternen fest. "Wenn die Kommunalwahl Ende Mai über die Bühne ist, wird die Ausschreibung kommen", glaubt der BI-Sprecher.Extra

LED steht für Light Emitting Diode, auf Deutsch: Licht abgebende Diode. Eine Leuchtdiode ist ein elektronisches Bauelement. Über einen Halbleiter wird in die Diode fließender Strom direkt in Licht umgewandelt. Zunächst war die Technik in Displays von Taschenrechnern zu finden. Der Vorteil von LED-Lampen gegenüber Glühbirnen ist ihre um ein Vielfaches längere Lebensdauer. Daneben verbraucht diese Lampengeneration deutlich weniger Energie. Dioden werden zudem nicht heiß und brummen und platzen nicht. dpa

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