Wer früh verkauft, macht den besten Schnitt

Schweich/Ensch · Damit das an der Mosel geplante Pumpspeicherkraftwerk gebaut werden kann, müssen Flächen neu geordnet und zugeteilt werden. In Schweich haben die Stadtwerke Trier und das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Grundstücksbesitzer über das Flurbereinigungsverfahren informiert.

 Auf die Qualität des Bodens kommt es beim Flurbereinigungsverfahren für das Pumpspeicherkraftwerk an. Hier der Blick auf Ensch mit dem Eingang zum Kautenbachtal, dem Standort des Unterbeckens. TV-Foto: Albert Follmann

Auf die Qualität des Bodens kommt es beim Flurbereinigungsverfahren für das Pumpspeicherkraftwerk an. Hier der Blick auf Ensch mit dem Eingang zum Kautenbachtal, dem Standort des Unterbeckens. TV-Foto: Albert Follmann

Schweich/Ensch. 300 bis 350 Hektar Fläche benötigen die Stadtwerke Trier (SWT), um ihr Pumpspeicherkraftwerk an der Mosel bauen zu können. 140 Hektar nehmen die Bauwerke in Anspruch, hinzu kommen Flächen für die Aufforstung und Bachrenaturierung, aber auch Ausgleichsflächen. Diese werden vom Gesetzgeber vorgeschrieben und sollen die Eingriffe in die Natur kompensieren.
Weil die Parzellen teilweise recht klein sind und die Flächen für das PSKW nicht alleine durch Ankauf erworben werden können, werden beim Flurbereinigungsverfahren auch Grundstücke getauscht. Landwirte, Winzer oder Waldbesitzer sollen möglichst zusammenhängende Parzellen bekommen, damit sie leichter zu bewirtschaften sind und höhere Erträge abwerfen. Deshalb hat das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) die zwischen Mosel und Autobahn liegende Flurbereinigungsfläche (siehe Karte) mit 926 Hektar sehr weit gefasst. 4100 Grundstücke auf neun Gemarkungen gibt es dort. 1211 Eigentümer weisen die Grundbücher aus.
Was auf diese nun zukommt, darüber haben die Stadtwerke und der für die Bodenordnung zuständige DLR am Donnerstagabend im Schweicher Bürgersaal informiert. "Jeder Teilnehmer hat Anspruch auf Land von gleichem Wert", sagte Heiko Sturm vom DLR Mosel. So sehe es das Gesetz vor. Auch müsse niemand gegen seinen Willen Land verkaufen. Welches Land ein tauschwilliger Bauer oder Winzer einmal bekommen wird, steht heute ebenso wenig fest, wie die genaue Höhe des Kaufpreises. Abgewickelt werden Tausch und Verkauf auf der Grundlage von Wertermittlungsergebnissen. Jedes Grundstück wird auf seine Qualität geprüft. Die Bodengüte wird in Qualitätsstufen eingeteilt, denen wiederum Preise zugeordnet werden. Im Herbst soll die Wertermittlung bekanntgegeben werden. Wer verkaufen will, kann dies dem DLR ab sofort per Mail, Fax oder Brief anzeigen.
Der weitere Zeitplan sieht so aus: Im Jahr 2015 führt das DLR Gespräche mit den Grundstücksbesitzern. Dabei können auch Bedenken geäußert werden. 2017 sollen die neuen Besitzverhältnisse im Flurbereinigungsgplan dokumentiert werden, ab 2018 ist das Verfahren mit der Berichtigung im Grundbuch abgeschlossen. Laut DLR können die Flächen bis zum Baubeginn des Kraftwerks genutzt werden.
"Jeder wird gleich behandelt", verspricht Sturm. Die Wertermittlung sei bindend. Die Stadtwerke wollen einen "Erhöhungsfaktor" auf den Bodenwert zahlen. Er ist an Fristen gekoppelt und belohnt diejenigen, die früh verkaufen. Wer vom 1. Mai 2014 bis 30. April 2015 unterschreibt, erhält das Dreifache des Bodenwerts, im Jahr darauf gibt es das Zweieinhalbfache und bis Ende April 2017 das Anderthalbfache.
Projektleiter Rudolf Schöller kündigte ein Beteiligungsmodell für Bürger am Kraftwerk an. Es werde noch überlegt, wie das aussehen könne.Extra

Das geplante Mosel-Pumpspeicherkraftwerk "Rio" nutzt die Wasserkraft im Gefälle. Das Wasser treibt eine Turbine an und produziert Strom, der ins Netz eingespeist wird. Das Gefälle zwischen dem Oberbecken auf dem Hummelsberg bei Bekond und dem Unterbecken im Kautenbachtal bei Ensch beträgt 200 Meter. Beide Becken fassen rund sechs Millionen Kubikmeter Wasser. Das Kraftwerk soll 300 Megawatt leisten und den Strombedarf von rund 500 000 Menschen in der Region sichern. Wie funktioniert das PSKW? Ist der Stromverbrauch schwach, wird Wasser mit überschüssiger Energie ins Oberbecken gepumpt, ist der Verbrauch stark, erzeugt das abwärts schießende Wasser Strom. Geschätzte Kosten: rund 450 Millionen Euro. Der weitere Zeitplan: Das Planfeststellungsverfahren, durch das geprüft wird, ob die Anlage genehmigungsfähig ist, soll 2017 abgeschlossen sein. Ab 2018 soll gebaut werden, die Inbetriebnahme ist 2020/21 geplant. alf

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