Glanzvolle Geburtsstunde für Europas Besten

Bernkastel-Kues · Um die 20 Grad, Sonnenschein, gut gelaunte Menschen: Unter idealen Voraussetzungen ist am Samstagmittag in Bernkastel-Kues der Moselsteig aus der Taufe gehoben worden. Die Festredner überboten sich mit Superlativen.

Bernkastel-Kues. So locker und ausgelassen hat man Eveline Lemke lange nicht gesehen. In Wanderschuhen und im karierten grünen Hemd erscheint die stellvertretende Ministerpräsidentin in Begleitung ihres Mannes am Samstag in Bernkastel-Kues. Das Outfit ist dem Anlass angemessen: der Moselsteig wird eröffnet. Endlich steht mal kein Sorgenkind, wie der Nürburgring oder der Flugplatz Hahn, auf der Agenda, sondern ein Musterschüler: der jüngste Fernwanderweg in Rheinland-Pfalz, dem deutschen Wanderland Nummer eins. "Es ist super, was Sie hier machen", lobt Lemke die Organisatoren des 365 Kilometer langen Steigs (siehe Extra). Ohne das Engagement der Akteure vor Ort sei ein solches Projekt nicht möglich.
Als Gregor Eibes, Landrat des Kreises Bernkastel-Wittlich und Aufsichtsratsvorsitzender der Mosellandtouristik, die Festgäste im vollbesetzten Zelt auf dem Karlsbader Platz begrüßt, kommt wie bestellt die Sonne zum Vorschein. "Heute ist ein Festtag für die Moselregion", sagt Eibes. "Wir haben lange darauf gewartet, und es hat sich gelohnt."
Als Moderator Thomas Vatheuer den Moselsteig als einer der schönsten Wanderwege Deutschlands bezeichnet, widerspricht Eibes. "Er ist nicht einer der schönsten Wanderwege, er ist der Schönste. Außerdem haben wir hier den besten Wein."
Ulf Hangert, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, setzt noch einen drauf: "Wir haben hier die schönste Weinkulturlandschaft der Welt." Stadtbürgermeister Wolfgang Port hofft sogar, dass die Mosel einmal Weltkulturerbe wird. Rad- und Wanderwege auszubauen, sei gut angelegtes Geld. Etwa 210 000 Euro haben die Kommunen für den Ausbau des Moselsteigs beigesteuert. Knapp 700 000 Euro hat er gekostet; Europäische Union und das Land Rheinland-Pfalz haben den Großteil der Finanzierung übernommen.
Krönender Abschluss der fünfjährigen Vorbereitungszeit ist eine Doppelzertifizierung. Neben dem Siegel des Deutschen Wanderverbandes mit dem Titel "Qualitätsgastgeber Wanderbares Deutschland" darf sich der Moselsteig auch "Leading Quality Trail - Best of Europe" nennen. Vergeben hat diese Auszeichnung die Europäische Wandervereinigung. Ihr gehören 60 Verbände und Organisationen in Europa mit rund drei Millionen Mitgliedern an. Der Moselsteig sei der sechste und längste Fernwanderweg mit diesem Prädikat, bemerkt Vizepräsident Armand Ducornet; sechs weitere befänden sich noch in der Warteschleife. Bei der Vergabe werde besonders darauf geachtet, dass die Standpunkte des Wanderers berücksichtigt seien. Und da sei der Moselsteig hervorragend aufgestellt. Unter großem Beifall der Festgäste überreicht Ducornet das Zertifikat an Gregor Eibes und Eveline Lemke.
Die Auszeichnung sei toll, aber kein Grund, sich darauf auszuruhen, bemerken Ministerin und Landrat unisono. Die Arbeit fange erst an. "Wir müssen die Qualität halten und den Wegebestand sicherstellen", betont Eibes.
Unter den etwa 300 Wanderern, die den Moselsteig auf dem Teilstück bis Zeltingen-Rachtig testen, ist auch Anneliese Görgen aus Bekond mit Familie. "Im Meulenwald kenne ich fast jeden Baum,", sagt sie, "jetzt möchte ich die Mosel erkunden. Da kommt der Moselsteig gerade recht."Extra

Der Moselsteig ist 365 Kilometer lang und deckt den gesamten Mosellauf ab - von der deutsch-luxemburgischen Grenze bei Perl bis zur Mündung am Deutschen Eck in Koblenz. Die 24 Etappen haben unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, von leicht bis anspruchsvoll. Die Route geht teilweise über den Moselhöhenweg. Wer sich für Tageswanderungen interessiert, ist auch auf den Partnerwegen des Moselsteigs gut aufgehoben. Die zertifizierten Rundwanderwege sind im Abschnitt von der Obermosel bis etwa in Höhe von Pünderich als "Seitensprünge" gekennzeichnet, im Bereich der Terrassenmosel (bis Koblenz) heißen sie "Traumpfade". Weitere Infos auf www.moselsteig.de alf

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