"Ich kontrolliere für den Zoll"

Beim Zollamt Trier-Ehrang warten auf Nadine Ernsdorf verschiedene Aufgaben. Der grenzüberschreitende Warenverkehr wird von der 36-Jährigen und ihren Kollegen überwacht. Ernsdorf erhebt Steuern auf Waren und kontrolliert, ob die Beschränkungen und Verbote, denen die Waren unterliegen, eingehalten werden. Im TV erzählt sie von ihrem Job.

Bei meiner Arbeit stehe ich täglich mit vielen Menschen in Kontakt. Wer ein Paket aus einem sogenannten Drittland, also einem Land, das nicht zur Europäischen Union gehört, bekommt, muss oft zu uns kommen. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn am Paket außen keine Rechnung angeheftet wurde, so dass der Zoll nicht einschätzen kann, wie viel der Inhalt wert ist. Der Empfänger des Pakets bekommt dann eine Nachricht, dass er das Paket bei uns abholen muss. Bei der Abholung bitte ich den Empfänger dann, das Paket zu öffnen und mir den Inhalt zu zeigen. Ohne das Beisein des Empfängers darf ich keine Pakete öffnen.
Sehr oft lassen sich Leute günstige Elektronikartikel aus dem Ausland schicken. Diese Ware muss ich dann vor allem auf die Produktsicherheit überprüfen. In so einem Fall schaue ich immer zuerst, ob ein CE-Kennzeichen vorhanden ist. Diese Kennzeichnung zeigt an, dass ein Produkt nach EU-Verordnungen den Anforderungen genügt. Scheint das Produkt nicht den Sicherheitsstandards zu entsprechen, kann es auch nicht mitgenommen werden. Der Empfänger des Pakets kann dann entscheiden, wie es weitergehen soll. Er kann darauf bestehen, dass die Marktüberwachung eingeschaltet wird. In dem Fall erstelle ich eine Kontrollmitteilung, die ich an die zuständige Marktüberwachungsbehörde, zum Beispiel das Gewerbeaufsichtsamt, schicke. Darin gebe ich erste Informationen zu dem Produkt, um das es geht. Dann kommt jemand Sachkundiges von dem Amt zu uns und sieht sich die Ware an. Derjenige entscheidet dann letztendlich darüber, ob der Artikel den EU-Verordnungen entspricht oder nicht.
Der Empfänger kann die Annahme des Pakets auch verweigern. Dann wird es zurückgeschickt. Dazu gebe ich das Paket dem Postboten, der einmal täglich vorbeikommt, um Pakete abzuholen und zu bringen. Die letzte Möglichkeit, die der Empfänger hat, wenn die Ware nicht eingeführt werden darf, ist die Vernichtung. Dazu entscheiden sich die Leute oft, wenn der Wert der Produkte nur sehr gering ist. Oft werden auch Medikamente verschickt. Das ist im privaten Bereich überhaupt nicht erlaubt. Höchstens erlaubte Nahrungsergänzungsmittel dürfen eingeführt werden.
Immer wieder haben wir auch mit Produkten zu tun, die in den Bereich des gewerblichen Rechtschutzes fallen. Herkunftsländer wie etwa China und sehr geringe Rechnungsbeträge sind oft schon ein Hinweis darauf, dass die verschickten Markenturnschuhe oder Kleidungsstücke gefälscht sind. Darf ein Produkt problemlos eingeführt werden, erhebe ich ab einem Warenwert von 22 Euro Steuern auf das Produkt. Zoll kann je nach Produkt ab einem Warenwert von 150 Euro fällig werden.
Aufgezeichnet von Lena Kräuter
Extra

Das Amt: Zollamt Trier-Ehrang Aufgaben: Überwachung des grenzüberschreitenden Warenverkehrs Direktion: Hauptzollamt Koblenz Leiter/in: ZAF Beate Schieben Zahl der Mitarbeiter insgesamt: 6 Zahl der verschiedenen Abteilungen: 3, für die aber alle Mitarbeiter zuständig sind Hauptsitz: Dienststelle des Hauptzollamtes Koblenz Aufgaben der Abteilung: Steuern erheben, Überwachung des Warenverkehrs, Kontaktstelle für KFZ-Steuer Zuständigkeitsbereich (Städte/Orte): Stadt Trier, Kreis Trier-Saarburg Hauptsächlicher Ansprechpartner für: Privatpersonen und Unternehmen Amt, mit dem oft zusammengearbeitet wird: Landesuntersuchungsamt, Veterinäramt, Gewerbeaufsichtsamt Zur Person: Nadine Ernsdorf, 36 Jahre, seit zehn Jahren beim Zollamt Trier-Ehrang als Zollbeamtin angestellt Wörter aus meinem Berufsalltag: "eine Zollbeschau durchführen" (Waren ansehen und kontrollieren) "Überholung" (Prüfung eines Autos) "Gestellung" (Mitteilung, dass Ware in die EU gebracht wurde) Amtsleiterin Beate Schieben: Wenn es mein Amt nicht geben würde, dann ... "... würde Trier ein wichtiger Dienstleister für die Wirtschaft in der Region fehlen." lekr

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