Künftig Edelsteinkönig statt Königin?

Herrstein · Auf dem nicht öffentlichen Teil ihrer Jahreshauptversammlung hat der Förderverein Deutsche Edelsteinstraße (DES) eine Satzungsänderung vorgenommen, die mit einer Tradition bricht. In Zukunft werden sich nicht nur Frauen um die Krone des Vereins bewerben. Auch Männer bekommen nun die Chance die Region zu repräsentieren.

Herrstein. Diese Nachricht sorgte dann doch für reichlich Verblüffung: Im nicht öffentlichen Teil der Jahreshauptversammlung des Fördervereins Deutsche Edelsteinstraße (DES) ging es um eine Satzungsänderung, die bei zwei Gegenstimmen und einer Enthaltung angenommen wurde. Und urplötzlich wird mit einer Tradition gebrochen: Künftig werden sich auch Männer bewerben können, wenn es darum geht, die Region zu repräsentieren.
Neue Denkansätze


Im Klartext heißt das: Die DES könnte dann einen König statt einer Königin haben. Und die 20. Queen, die am 14. Juni im Stadttheater Idar-Oberstein gekrönt wird, könnte möglicherweise eine Ära enden lassen. Die DES feiert 40-jähriges Bestehen. Im Jubiläumsjahr wurde in vielerlei Hinsicht um die Ecke gedacht. So auch in der Frage, warum es eigentlich grundsätzlich eine Frau sein muss, die das Krönchen trägt.
Wie die Nahe Zeitung (NZ) erfuhr, tat sich Fördervereinsvorsitzender Martin Schupp recht schwer mit der Entscheidung. Viele Nächte habe er deshalb nicht geschlafen. Letztlich habe er sich aber umstimmen lassen, berichtet er: "Man muss mit der Zeit gehen. Da hilft ja nichts. Die anderen haben mich überzeugt. Wenn da ein anständiger Kerl am Start ist, soll es mir recht sein." Auch Uwe Weber, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Herrstein und Vorstandsmitglied, musste sich erst einmal an den Gedanken gewöhnen, dass da womöglich schon 2016 ein junger Mann auf Messen fährt, Interviews gibt, im Fernsehen auftritt. "Warum nicht? Da muss man mal von den üblichen Klischees abweichen. Unser Verein, unsere Region sind jung und frisch und lebendig. Da passt so eine Neuerung prima."
Karina Wagner von der Tourist-Information bewertet: "Ich glaube schon, dass ein netter junger Typ draußen gut ankommt. Vielleicht gibt es dann Kreischalarm wie bei einer Teenieband, und die jungen Mädchen rennen uns die Bude ein, wollen mit ihren Eltern unbedingt dorthin, wo der tolle König herkommt." Eingebracht hatten die Idee die Vorstandsmitglieder Rouven Voigt und Carolin Totten. Das Duo hatte bereits die Internetpräsenz des Vereins aufgepeppt und sorgt auch für eine moderne Gestaltung der Gala zum Jubiläum.
Sie erläutern im Gespräch mit der NZ Hintergründe: "Es ist letztlich nicht gerecht, dass Männer bislang außen vor waren. Zumal wir immer wieder von Männern angesprochen wurden, die das Amt gern übernehmen würden." Was auch verständlich sei: schicke Garderobe, ein tolles Auto bei Terminen, Rhetorikkurs, Autogrammkarten, man knüpft Kontakte. Das Amt bringt eine Menge mit und macht Spaß. "Und Männer, die Ahnung von Schmuck haben, haben wir ja hier. Ich wüsste nicht, wo da das Problem sein sollte."
Ein bekannter Edelsteindesigner kündigte bereits an, dass er für den König gern eine neue Krone gestaltet. Auch "Hof"-Schneiderin Barbara Steitz aus Mittelreidenbach macht sich schon Gedanken darüber, wie denn ein Anzug für den "King" aussehen könnte: "Irgendetwas Edles mit Samt und Seide natürlich. Die Krawatte könnte mit Diamanten besetzt sein. " Die Idee könnte ohnehin Schule machen: Im Kreis Bad Kreuznach überlegt man, erstmals einen Naheweinkönig zu inthronisieren. Sponsoren gibt es bereits: Eine bekannte Schokoladenfirma kündigte an, die Verpackungen mit einem Foto des dann noch zu wählenden Edelsteinkönigs zu versehen.
Dass die Jury nun automatisch einen Mann wählt, ist nicht gesagt, stellt Voigt klar: "Das Auftreten und die Qualifikation entscheiden." Er selbst steht für das Amt nicht zur Verfügung; der Idar-Obersteiner überschreitet die Altersgrenze, die bei 28 Jahren liegt, deutlich.

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