Heiße Diskussion um Schießstand: Noch ist alles offen

Landscheid · Das Für und Wider des geplanten Schießstandes in Landscheid stand im Zentrum einer Bürgerversammlung in der Eifellandhalle, zu der die Verbandsgemeinde Wittlich-Land geladen hatte. Viele Anwohner äußerten Bedenken.

 Konzentriert hören die Landscheider Bürger den fachlichen Ausführungen der Planer zu. TV-Foto: Klaus Kimmling

Konzentriert hören die Landscheider Bürger den fachlichen Ausführungen der Planer zu. TV-Foto: Klaus Kimmling

Landscheid. "Wir sind 100 Prozent dagegen. Wenn der Schießstand kommt, sind unsere Häuser nichts mehr wert," macht Irene Plohmann aus Landscheid-Burg ihrem Ärger Luft. Die 75-Jährige hält ein Transparent "Kein Ausbau" in die Luft. Ihr 77-jähriger Mann pflichtet ihr bei: "Ich habe den Krieg erlebt. Ich will keine Gewehrschüsse mehr hören." Mehr als 300 betroffene Bürger sind in die Eifellandhalle nach Landscheid zur Bürgerinformation gekommen. In dem Eifelort soll der Schießstand ausgebaut werden (der TV berichtete). Verbandsbürgermeister Christoph Holkenbrink erläuterte das Verfahren und die Möglichkeiten der Öffentlichkeitsbeteiligung. Anschließend stellte ein Architekturbüro die Planung eines In vestors aus Nordrhein-Westfalen vor, die einen Schießstand mit Seminarräumen, Parkplätzen, Gastronomiebetrieb und Geschäften vorsieht. Insgesamt sollen 3,5 Millionen Euro investiert werden.Auf dem Gelände, das erweitert werden soll, steht eine aus den 1970er Jahren stammende Anlage des Wurftaubenclubs Landscheid, die sanierungsbedürftig ist. Die Lärmbelastung der nun geplanten Anlage sei innerhalb der gesetzlichen Normen, versicherten Vertreter der Verbandsgemeinde und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord. Das Architekturbüro des In vestors erläuterte, dass die Anlage selbst maximal 7400 Schuss am Tag leisten könne. Das liege weiter unter dem rechtlich Möglichen. Man werde aber im laufenden Betrieb noch weiter unter dieser Zahl bleiben und das bedeute weniger Lärm. Nach zwei Stunden Vortrag konnten die Anwohner Fragen stellen. Es entwickelte sich eine äußerst lebhafte Diskussion, in der Vertreter der Bürgerinitiative gegen den Schießstand, Anlieger und Vertreter der Abtei Himmerod ihre Bedenken äußerten. Knackpunkt war die Frage, wie häufig dort geschossen wird. Anlieger fürchten Dauerlärm an Werktagen und auch am Wochenende, der sich bis zur Abtei Himmerod ausbreiten könnte. Bürgermeister Karl-Heinz Hubo aus Großlittgen verlas einen Beschluss seines Gemeinderates, der den sofortigen Stopp fordert. Gerd Meyer von der Bürgerinitiative erinnerte an die gesundheitlichen Gefahren von Dauerlärm. Thomas Simon, Vorsitzender des Fördervereins des Klosters Himmerod, sagte: "Es ist absurd, dass irgendetwas leiser wird. Es wird lauter. Ich appelliere an die politisch Verantwortlichen, zu überdenken, ob sie an den Planungen festhalten." Die Veranstaltung endete erst kurz vor Mitternacht. Wie VG-Bürgermeister Christoph Holkenbrink versichert, können Bürger ihre Bedenken mit Begründung bis zum 30. April schriftlich einreichen. In einem der nächsten Schritte geht die Planung wieder an die Gremien, die darüber abstimmen.Adresse der VG Wittlich-Land:Kurfürstenstr. 1, 54516 Wittlich, Telefon: 06571/107-0, Die Unterlagen der Planung sind online unter www.vg-wittlich-land.de verfügbarMeinung

Nun ist die Politik gefragtDie Diskussion dreht sich nicht mehr um rechnerische und gesetzlich verankerte Lärmschutznormen. Diese sind letztlich erfüllt, was die Verwaltung auch bestätigt, die das Projekt mit großer Genauigkeit begleitet. Es geht jetzt vielmehr um den politischen Willen, den Bau dieses Schießstandes durchzusetzen oder nicht. Die Gemeinderäte und auch die Mitglieder des Verbandsgemeinderates müssen sich genau überlegen, wessen Interessen sie vertreten, wenn sie letztlich über den Schießstand abstimmen. Die Stimmen gegen das Projekt werden jedenfalls lauter und zahlreicher. Der Förderverein des Klosters Himmerod fordert, den Bau der Anlage zu stoppen. Auch der Rat des Nachbarortes Großlittgen hat sich einstimmig gegen das Projekt ausgesprochen. Dass 300 Landscheider sich in den Osterferien bei bestem Biergartenwetter fünf Stunden lang in eine Turnhalle setzen, um ihren Sorgen Luft zu machen, spricht wohl auch eine eindeutige Sprache. hp.linz@volksfreund.deExtra

Was ist eine Bürgerinformation? Wenn jemand eine größere Anlage, etwa ein Einkaufszentrum oder einen Schießstand bauen will, muss er erst einen Antrag bei der Verwaltung stellen und zeigen, dass die Anlage den gesetzlichen Bestimmungen entspricht. Bevor eine Entscheidung fällt, gibt es mehrere Schritte, in denen die Räte und auch die Bürger befragt werden, was sie davon halten. hpl

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