Hunsrücker wollen Bahn fahren, Saarländer lieber Rad

Morbach/Hermeskeil · Nachdem sich keine Nachpächter für die Bahnlinie auf dem Hunsrück gemeldet haben, ist unklar, wie es mit der Strecke weitergeht. Vertreter rheinland-pfälzischer Kommunen und das Land sprechen sich für den Erhalt der Gleise aus, während man im Saarland bereits die Möglichkeiten prüft, auf der Trasse einen Radweg zu bauen.

 Fahrrad oder Zug? Was fährt künftig auf der Bahntrasse zwischen Büchenbeuren und Türkismühle? TV-Foto: Christoph Strouvelle

Fahrrad oder Zug? Was fährt künftig auf der Bahntrasse zwischen Büchenbeuren und Türkismühle? TV-Foto: Christoph Strouvelle

Morbach/Hermeskeil. Wie geht es mit den ausgeschriebenen Bahnstrecken auf dem Hunsrück weiter? Bis zum 15. April konnten sich Interessenten melden, die anstelle des bisherigen Pächters Hunsrückbahn die 23 Kilometer lange Verbindung zwischen Hermeskeil und Türkismühle weiterbetreiben wollen. Doch Bernd Heinrichsmeyer von der Hunsrückbahn meldet Fehlanzeige: "Einige haben sich erkundigt, doch es hat sich nichts Konkretes ergeben", sagt er.
Hoher Investitionsbedarf


Für den ebenfalls ausgeschriebenen Abschnitt Morbach-Büchenbeuren, für den die Frist noch bis 5. Mai läuft, hat sich bisher noch niemand gemeldet. Heinrichsmeyer will beide Strecken, auf denen er in der Vergangenheit touristische Fahrten angeboten hat, wegen des hohen Investitionsbedarfs nicht mehr betreiben. "Ohne Zuschüsse ist ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich", sagt er. Die Politik müsse wach werden, damit die Strecke erhalten werden kann. Und tatsächlich: Das rheinland-pfälzische Innenministerium wird aktiv.
Pressesprecher Marco Pecht teilt mit, dass die Landesregierung eine Förderrichtlinie erstellt, um Bahnstrecken ohne täglichen Personennahverkehr fahrbereit zu halten oder zu reaktivieren. Kommunen können demnach mit einem Zuschuss vom Land von bis zu 85 Prozent für Investitionen rechnen, die notwendig sind, um die Bahnlinien zu erhalten.
Bedingung: Die Kommunen müssen die Strecken kaufen oder langfristig pachten. Dazu müsse Klarheit bestehen, welche Angebote gemacht werden und wie diese finanziert werden, sagt der Pressesprecher. Zudem verweist Pecht darauf, dass die Förderung bei der Hunsrückquerbahn nur dann sinnvoll ist, wenn das Saarland die Bemühungen um den Erhalt der Bahnstrecke aktiv unterstützt und die Anbindung an die Nahestrecke bei Türkismühle sicherstellt. Aber danach sieht es nicht aus: Wolfgang Kerkhoff vom zuständigen saarländischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr verweist auf Untersuchungen aus den Jahren 1998 und 2002, nach denen "der geringe volkswirtschaftliche Nutzen in keinem Verhältnis zu den Kosten stehe, die für den Ausbau der Strecke erforderlich wären." Selbst der touristische Nutzen der Bahnstrecke werde von den saarländischen Anrainergemeinden für gering gehalten, sagt er.
Fahrrad oder Zug?


Andreas Veit, Bürgermeister von Nohfelden, glaubt nicht, dass genügend Fahrgäste zusammenkommen, um einen Bahnverkehr wirtschaftlich zu betreiben. "Nationalpark mit Bahnanschluss hört sich gut an, aber wie wollen sich die Besucher dann weiter bewegen", fragt er. Er hält einen Radweg auf der Bahntrasse für eine sinnvollere Alternative und hat dafür bereits eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben.
Veit befindet sich damit im Widerspruch zu Michael Hülpes, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hermeskeil. "Wir sind sehr interessiert daran, dass die Bahnlinie erhalten bleibt", sagt Hülpes mit Blick auf das Dampflokmuseum in Hermeskeil und wünscht sich eine touristische Nutzung im Zusammenhang mit dem künftigen Nationalpark. Er verweist darauf, dass es parallel zur Bahnstrecke bereits einen Radweg gibt. Deshalb ist er nicht geneigt, einen zweiten zu bauen.
Das rheinland-pfälzische Umweltministerium verhält sich salomonisch: Mit Blick auf die Entwicklung der Nationalparkregion wäre der Erhalt der Bahnlinie wünschenswert, sagt Sprecherin Stephanie Lotz, und ergänzt: "Wenn sie finanzierbar ist." Sonst wäre die Trasse eine gute Ergänzung des Radwegenetzes. Das Umweltministerium setzt seine Prioritäten in den Aufbau des eigentlichen Nationalparks, sagt sie.
Der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal möchte die in Aussicht gestellte Förderung des Innenministeriums erst dann kommentieren, wenn ihm die genauen Richtlinien vorliegen. Eine Trägerschaft der Bahnlinie durch die Gemeinde lehnt er ab, spricht sich aber für den Erhalt der Strecke aus. Er sieht weiterhin Land und Bahn in der Pflicht, die Strecke zu erhalten. Hackethal: "Wenn die Gleise mal weg sind, kommen diese nie wieder."
Extra

Laut Bernd Heinrichsmeyer von der Hunsrückbahn müssen in den kommenden fünf Jahren folgende Summen in die Infrastruktur investiert werden, um den Betrieb der Bahnstrecke aufrecht zu erhalten: Büchenbeuren-Morbach: 300 000 Euro. Hermeskeil-Türkismühle: Zwei Millionen Euro. cst

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