Oberweis. In Anzug und Krawatte spazieren Herren in Begleitung einiger Damen in Kostümen entlang der kleinen Straßen, die von Zelten und Wohnwagen gesäumt sind. Die Familie Köhler hat gut 50 Gäste zur Einsegnung des neuen Sanitärgebäudes in das Freizeitzentrum Oberweis eingeladen. Unter den Festgästen sind neben den Handwerkern, die an den Bauarbeiten beteiligt waren, auch etliche Kommunalpolitiker - allen voran Bitburg-Land Bürgermeister Josef Junk. Das ist nicht nur so, weil der Campingplatz ein Wirtschaftsfaktor für das gesamte Bitburger Land ist, sondern auch, weil die gesamte Anlage bis Anfang 2013 noch der Verbandgemeinde Bitburg-Land gehört hat (siehe Extra).
Was wurde im Rat über den Verkauf debattiert, gestritten und gerungen. Mit dem Ergebnis sind alle zufrieden. "Das war der richtige Schritt", sagt Junk, der auch selbst immer mal wieder mit seiner Frau Maria auf der Anlage zu Gast ist - dann in leger Kleidung im Wohnwagen.
Die meisten Camper, die die mehrfach ausgezeichnete Anlage in Oberweis einmal für sich entdeckt haben, kommen wieder. "Wir sind Wiederholungstäter", scherzen auch zwei befreundete Familien, die ihr Quartier auf dem Platz bereits bezogen haben. Die Familien Schmitz und Fehrmann aus Essen kommen seit fast 20 Jahren nach Oberweis. Kein Wunder, dass sie im Laufe einer Saison viele Bekannte und Freunde auf dem Platz treffen.
Noch stehen die meisten Wohnwagen leer. Aber Daniel Köhler geht davon aus, dass sich der Platz über die Ostertage rasch füllen wird. "Wir haben fantastisches Wetter und ich rechne damit, dass über Ostern wohl so 400 bis 500 Camper unsere Anlage bevölkern", sagt der Junior-Chef. Er ist froh, dass die Bauarbeiten rechtzeitig vor Saisonbeginn abgeschlossen wurden.
Rund eine Million Euro haben die Eigentümer investiert. Unter anderem wurden 70 Komfortplätze angelegt. Das sind Stellplätze für Campingwagen, die Anschlüsse für Wasser, Abwasser und Strom bieten. 17 dieser Stellplätze haben zudem auch einen Fernsehanschluss. Herzstück der Investition ist das neue Sanitärgebäude, das den Gästen einen Komfort bietet, der an ein Hotel erinnert. Eine sprudelnde Buddha-Figur empfängt die Besucher im Eingang des Neubaus, der großzügig gestaltet ist. Durch Oberlichter, die für jede Menge Tageslicht sorgen, sind die Baumwipfel des benachbarten Waldstücks zu sehen. Rund 1,6 Millionen Euro haben die Köhlers in den vergangenen knapp 20 Jahren in Oberweis investiert, als sie noch Pächter der Anlage waren. "Für uns ist die aktuelle Investition, die mit Abstand größte seit dem Bau der Köhlerstuben", sagt Senior-Chef Alwin Köhler.
Noch im Laufe diesen Jahres ist auch eine Neuerung in Sachen Energie geplant: Ziel ist es, die Campinganlage mit Nahwärme einer Biogasanlage vom benachbarten Altenhof zu heizen. "Das Netz, das wir dafür brauchen, befindet sich gerade in Bau", sagt Daniel Köhler, der das Projekt für ökonomisch und ökologisch sinnvoll hält. Ende des Jahres soll der grüne Strom fließen. Nun ist die Familie Köhler gespannt, was die ersten Gäste auf der Anlage zu den Neuerungen sagen. Die Festgesellschaft, die bei der Einsegnung durch Pfarrer Michael Jung auch einen Rundgang über das Gelände macht, ist jedenfalls beeindruckt: So lässt es sich gut campen.Extra

Der Campingplatz in Oberweis mit seinen rund 240 Stellplätzen verbucht im Jahr im Schnitt 12 000 Gäste, die für 60 000 Übernachtungen sorgen. Bei voller Belegung sind 800 bis 1000 Gäste auf dem Platz. Beim Wettbewerb "Vorbildliche Campingplätze in Deutschland" wurde Oberweis 2006 Landessieger und mit einer Goldauszeichnung geehrt. Diese Auszeichnung haben von bundesweit rund 3500 Plätzen nur 13 erreicht. Zudem wurde Oberweis vom Deutschen Tourismusverband in die 5-Sterne-Kategorie aufgenommen und 2011 zum Gastgeber des Jahres im Bereich Campingplätze Rheinland-Pfalz gekürt. Die Vorgeschichte: Bis 1975 gehörten Camping- und Sportplatz der Ortsgemeinde Oberweis. Dann wechselte die Anlage in den Besitz der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land, die den Campingplatz seit 1989 verpachtet. 2005 entflammte ein Rechtsstreit zwischen der Ortsgemeinde Oberweis und der VG, da die Ortsgemeinde nicht einverstanden war, dass der Platz verkauft werden sollte. Anfang 2013 haben Ortsgemeinde, VG und Pächter einen Kompromiss gefunden. Die Familie Köhler kaufte den Campingplatz samt dem defizitären Freibad der VG für rund 300 000 Euro ab. scho