Acht Eier entscheiden über den Sieg

Schönecken · Der Publikumsmagnet im Prümer Land am Ostermontag war einmal mehr die Eierlage in Schönecken. Vor mehreren Hundert Zuschauern kämpften Sven Faßbender als Läufer und Stefan Hermes als Raffer um die Ehre, für die Tradition und das gelebte Brauchtum. Mit acht Eiern Abstand hatte in diesem Jahr der Läufer die Nase vorn.

Schönecken. Könnte der olympische Gedanke selber einmal gefragt werden, wo und wann er denn geboren worden ist, so dürfte er mit Sicherheit antworten: "An einem Ostermontag in grauer Vorzeit bei der Osterlage in Schönecken."
Zwei Junggesellen treten hier seit Hunderten von Jahren jeweils am Ostermontag zu einem Wettlauf an, doch egal, wer seine Aufgabe als Erstes schafft, bereits vorher ist eines sicher: Einen Sieger gibt es nicht, dabei sein ist alles. Gewinnen werden die Tradition, das Publikum, die veranstaltende Junggesellensodalität, und am Ende wird der Zweite in die Kamera sagen: "Ich bin überglücklich, wir haben die Eierlage geschafft." Gesprochen wurden diese Worte diesmal von Raffer Stefan Hermes, der von Läufer Sven Faßbender geschlagen wurde: Mit einem Vorsprung von acht Eiern, der offiziellen Maßeinheit der Schönecker Eierlage.Je eine Elle Abstand



Vor genau 250 Jahren, im Jahr 1764, wurde das skurrile Wettrennen zum ersten Mal urkundlich genannt, doch leider ohne das eigentliche Ursprungsjahr zu erwähnen. Das Prinzip ist schnell erklärt. Während der "Läufer" zum 3,6 Kilometer entfernt liegenden Ort Seiwerath und wieder zurückläuft, muss der "Raffer" 104 Eier, die in der Schönecker Von Hersel-Straße im Abstand einer Preußischen Elle (62,5 Zentimeter) aufgereiht sind, aufheben und einzeln zum Ziel tragen. Er kommt dabei auf eine Strecke von rund 6,8 Kilometern. Wer zuerst seine Aufgabe erledigt, erhält als Preis eine goldene Uhr, sein Mitbewerber ein goldenes Feuerzeug.
Ohne Probleme sind die vielen ehemaligen Sieger, die sich unter die Zuschauer gemischt haben, an den Uhren auszumachen, die sie stolz tragen. "Eigentlich muss jeder Schönecker einmal im Leben die Eierlage mitgemacht haben", meint Michael Hermes, Sieger von 1979 und entfernt verwandt mit dem diesjährigen Raffer Stefan Hermes.
Nicht nur für viele Schönecker, sondern auch die, die den Ort einst verlassen haben, ist die Eierlage ein Pflichttermin. Dicht an dicht stehen die Zuschauer und feuern den Raffer an, der kaum Platz für seinen Weg hat. 18 Böllerschüsse signalisieren die Position des Läufers auf dem Weg nach Seiwerath.
Als nach einer Dreiviertelstunde die von Moderator Thomas Bastuck über Lautsprecher bekannt gegebene Position des Läufers Sven Faßbender immer näher rückt, breitet sich Aufregung im Publikum aus. Frenetisch wird der Raffer angefeuert, doch für ihn soll es am Ende nicht ganz reichen.
An der Ziellinie bleibt er stehen und nimmt Sven Faßbender als ersten Sieger in den Arm. Geschlagen um acht Eier, erschöpft, aber überglücklich.
Weitere Berichte zu Eierlagen in der Eifel finden Sie auf Seite 11. Mehr Bilder zur Schönecker Eierlage im Internet unter
volskfreund.de/fotos

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