Hagel und Wassermassen verwüsten Dörfer – Aufräumarbeiten dauern an

Konz-Oberemmel/Wawern/Temmels · Ein heftiges Gewitter, jede Menge Hagel und Regen, überflutete Straßen und Häuser: Nach diesem Szenario haben die Betroffenen in Konz-Oberemmel, Wawern und Temmels (Landkreis Trier-Saarburg) am Dienstag Schäden begutachtet und aufgeräumt. In einem Supermarkt klaffen noch große Löcher in der Decke.

 Weiß bedeckte Straßen wie im Winter: Jede Menge Hagelkörner gehen auf die Orte Oberemmel, Wawern und Temmels nieder

Weiß bedeckte Straßen wie im Winter: Jede Menge Hagelkörner gehen auf die Orte Oberemmel, Wawern und Temmels nieder

Foto: Agentur Siko

Der Tag nach dem großen Unwetter. Der Himmel ist locker bewölkt, ab und zu lässt sich sogar ein Sonnenstrahl blicken. Vor den Häusern in Konz-Oberemmel, Wawern und Temmels herrscht geschäftiges Treiben. Doch die Anwohner genießen nicht etwa die angenehmen 17 Grad Außentemperatur. Vor den Häusern wird gekehrt, geputzt und der Schutt zusammengetragen. Die Straßen und Vorgärten säumen in unregelmäßigen Abständen weiße Haufen. Meist ordentlich zusammengekehrt und bereits schwarz vom Dreck der Autos. Ein seltsamer Anblick. Die Haufen aus Hagelkörnern sind Überbleibsel des Unwetters am frühen Montagabend.

Sonst erinnert nur noch wenig an das Unheil, das am Ostermontag gegen 17.30 Uhr begann. Zuerst kam der Hagel. Es dauerte etwa 30 Minuten, dann war alles weiß: Straßen, Wiesen, Weinberge. Dann prasselte der Gewitterregen auf die Straßen. Durch den Hagel waren die Abflüsse so verstopft, dass die Wassermassen die Kanaldeckel aus der Straße drückten, der Regen die Straßen überflutete und bis in Häuser, Geschäfte und sogar in den Keller der Kirche von Oberemmel floss. Gisela Hommes aus Wawern kam erst nach dem Sturm nach Hause: "Ich konnte die Garage zuerst nicht öffnen, da alles voller Eis war. Unsere Markise ist komplett verbogen." Eine andere Wawernerin sagt: "Das Wasser ist bei uns durch die Haustür reingelaufen, das gesamte Erdgeschoss stand unter Wasser. Das Dach unserer Scheune ist eingestürzt."

Ähnlich erging es Frank und Karin Krumm, Inhaber des Edeka-Markts in Oberemmel. In ihrem Laden stand das Wasser knöchelhoch und staute sich auch auf dem Dach. Die Folge: Ein Teil der Decke stürzte ein.

Einen Tag später ist ein Großteil der Spuren beseitigt. "Wir haben bis spätabends geputzt und geräumt. Die Feuerwehr war da, und wir sind etwa 20 Mal mit der Putzmaschine durch den Laden gefahren", versucht Krumm den Schaden in Worte zu fassen. Glück im Unglück: Die Ware ist kaum beschädigt, die Elektrik funktioniert, und so können schon am nächsten Tag die Kunden wieder einkaufen.

Auch zwei Häuser weiter bei Familie Friden suchten sich das Wasser und der Hagel einen Weg ins Gebäude. "Wir haben bis Mitternacht das Gröbste beseitigt", sagt Joseph Fritzen stolz. Mehr als 30 Zentimeter hoch stand das Wasser in seinem Keller um Kühltruhe, Waschmaschine und Trockner. "Dann war das Wasser ganz plötzlich weg", so Friden. Doch der Hagel blieb, verwandelte den Keller in eine Winterlandschaft und drückte sich sogar von unten durch die Toilette.

In Temmels zog das Unwetter zwar auch durch, doch der Großteil der Anwohner blieb verschont. Christian Steffen vom Weingut von Hövel gibt Entwarnung: "Ein paar Pflanzen sind etwas eingeknickt, aber das ist nicht der Rede wert. Beim Unwetter im Spätsommer 2006 hatten wir 80 Prozent Schaden, jetzt sind es vielleicht ein Prozent."

Das Unwetter machte auch vor Kell am See und Mandern nicht halt. "So etwas habe ich in 80 Jahren noch nicht erlebt. Das Erdgeschoss und die Garage standen unter Wasser. Wir lüften schon den ganzen Tag", schildert eine Anwohnerin.

Nach Angaben des Pressesprechers der Feuerwehr Konz, Boris Krebs, lässt sich die Schadenshöhe noch nicht ermitteln. Im August 2013 hatte ein Hagelsturm im Nachbarort Tawern einen Gesamtschaden von etwa 500.000 Euro verursacht. "Wir waren diesmal bis etwa 23 Uhr an 21 Stellen im Einsatz", sagt Krebs. Die Aufräumarbeiten werden wohl noch ein paar Tage dauern. Hermann-Josef Benzkirch, Ortsvorsteher von Oberemmel: "Wir hatten Glück im Unglück. Die Schäden sind zwar groß, aber längst nicht so schlimm wie bei dem Unwetter 2006."EXTRA Unwetterschäden

 Bei ThyssenKrupp Bilstein im Hochwaldort Mandern leitet die Feuerwehr das Wasser um, damit die Hallen verschont bleiben.

Bei ThyssenKrupp Bilstein im Hochwaldort Mandern leitet die Feuerwehr das Wasser um, damit die Hallen verschont bleiben.

Foto: Bilstein
 Bei den Aufräumarbeiten kommt schweres Gerät zum Einsatz.

Bei den Aufräumarbeiten kommt schweres Gerät zum Einsatz.

Foto: Friedemann Vetter
 Im Edeka-Markt Konz-Oberemmel stürzt durch die Wassermassen ein Teil der Decke ein.

Im Edeka-Markt Konz-Oberemmel stürzt durch die Wassermassen ein Teil der Decke ein.

Foto: Friedemann Vetter


Die Verbraucherzentrale Trier empfiehlt Betroffenen bei Unwetterschäden:Erstellen Sie unmittelbar nach dem Schadensfall eine vollständige Liste aller zerstörten oder beschädigten Gegenstände.Bewahren Sie die beschädigten Dinge zum Schadensnachweis auf.Fotografieren oder filmen Sie die beschädigten Teile und fertigen Sie Protokolle darüber an.Fertigen Sie von allen Unterlagen Kopien an.Nehmen Sie schriftlich Kontakt mit Ihrer Versicherung auf.Wenn Sie alle Unterlagen vorgelegt haben, können Sie nach spätestens einem Monat nach Schadensanzeige eine Abschlagszahlung verlangen.Hausrat- und Wohngebäudeversicherung übernehmen bei beschädigten Gegenständen in der Regel die anfallenden Reparaturkosten. red

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