Millionenschaden in Saarweinlagen

Wawern/Konz-Oberemmel · Der Hagelsturm vom Ostermontag sollte den austreibenden Weinreben an der Saar kaum geschadet haben, hieß es zunächst (der TV berichtete). Doch inzwischen steht fest, dass in Toplagen mit einem Ernteausfall von bis zu 90 Prozent zu rechnen ist. Betroffen sind vor allem Wawerner Goldberg und Kanzemer Altenberg.

Wawern/Konz-Oberemmel. Roman Niewodniczanski kann kaum fassen, welche Schäden der Hagel am Ostermontag an seinen Reben im Wawerner Goldberg verursacht hat. "Bis Montagmittag war alles perfekt. Aber innerhalb von 30 Minuten hat das Unwetter hier bis zu 90 Prozent aller Triebe abgeschlagen", sagt der Inhaber des Weinguts van Volxem in Wiltingen, das in dieser Lage knapp neun Hektar - das entspricht der Größe von 15 Fußballfeldern - besitzt. "Der Schaden ist für uns auch deshalb gravierend, da wir qualitätsorientiert nur kurze Triebe mit wenigen Augen anschneiden. Dies bedeutet in normalen Jahren wesentlich bessere Qualität. Es ist aber auch sehr viel riskanter."
"Mutter Natur ist gnadenlos"


Eine Einschätzung, die Peter Mertes aus Kanzem teilt. Der Winzer bewirtschaftet neben der Lage Wawerner Goldberg auch Weinberge in der Lage Kanzemer Altenberg. "Im Altenberg sind nicht ganz so viele Reben betroffen. Hier rechne ich mit Ernteausfällen zwischen 50 und 60 Prozent", erzählt Mertes. "Mutter Natur ist manchmal gnadenlos." Ihn tröstet, dass seine Weinberge über mehrere Lagen verteilt sind. Er hofft, dass so der Mengenverlust zum Teil ausgeglichen werden kann.
Armin Appel, Vorsitzender des Saarriesling-Vereins, rechnet ebenfalls mit erheblich weniger Wein und einem Gesamtschaden in Millionenhöhe aus den südsüdwestlich ausgerichteten Weinbergen zwischen Temmels und Konz-Oberemmel. "Das Unwetter glich einem Weltuntergangsszenario", sagt Appel. Betroffen seien auch die Lagen Scharzhofberg, Schlangengraben und Braunfels in Wiltingen sowie die Lage Ritterpfad in Wawern. Wie hoch der Ernteausfall am Ende ist, lässt sich aus seiner Sicht derzeit aber noch nicht endgültig abschätzen. "Da müssen wir abwarten, wie sich die geschädigten Triebe in den kommenden Wochen noch entwickeln."
Niewodniczanski ist da weniger optimistisch: "Nachdem die Reben den physiologischen Schock in ein paar Wochen überwunden haben, werden sogenannte schlafende Augen austreiben. Die sind aber oft nicht fruchtbar oder tragen maximal eine Traube." Er hofft, dass sich die Triebe so weit erholen, dass ausreichend Ziehholz für den Jahrgang 2015 wächst. Ob Hagelschäden im Weinanbaugebiet Mosel trotz schwieriger Landschaftsstruktur sinnvoll vorzubeugen sind, bezweifeln Niewodniczanski und Mertes. Trotzdem hält es der Inhaber des Weinguts van Volxem für wichtig, dass man sich mit diesem Thema auseinandersetzt. "Wir müssen wohl künftig selbst in Lagen, die wie der Wawerner Goldberg als hagelfrei gelten, mit schweren Unwettern rechnen." Dass sich die Weinreben mit den aktuellen Hagelschutzsystemen (siehe Extra) vor Schäden bewahren lassen, glaubt Mertes nicht: "Solche Anlagen in den Steillagen aufzubauen, ist viel zu aufwendig."
Trotz des Rückschlags bleibt Niewodniczanski zuversichtlich: "Die Renaissance des Saarrieslings ist so nicht aufzuhalten. Die Erntemengen sind zwar diesmal geringer, aber die Qualität des Weins wird stimmen."Extra

 Ralf Kieslich von den VG-Werken Konz mit einer Handvoll Hagelkörnern in Konz-Oberemmel (Aufnahme vom Dienstag). TV-Foto: Friedemann Vetter

Ralf Kieslich von den VG-Werken Konz mit einer Handvoll Hagelkörnern in Konz-Oberemmel (Aufnahme vom Dienstag). TV-Foto: Friedemann Vetter

Hagelschutznetze werden in Giebeldachform über die kompletten Pflanzen gespannt und lassen die Hagelkörner seitlich herabfallen. Vorteile sind der komplette Schutz der Frucht und des Holzes. Nachteilig ist die Reduzierung des Lichts, was zu einer schlechteren Farbausbildung der Früchte und einer Verzögerung der Reife führt. Auch sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit unter den Netzen etwas niedriger, was die Anfälligkeit gegenüber Pflanzenkrankheiten erhöht. itz Quelle: Wikipedia

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