Ein Gotteshaus fürs Wohnzimmer

Altrich · Sein künstlerisches Talent setzt der 86-jährige Herbert Thiel für seine Freunde und die Altricher ein. Er baut Gebäude des Ortes im Kleinformat nach, ist bei den Alterskameraden der Feuerwehr aktiv und hat unter anderem die Wappen des Zunftbaums gestaltet. Die Ideen gehen ihm nicht aus.

 Ein Mann und sein Hobby: Herbert Thiel hat die Altricher Kirche im Kleinformat nachempfunden. TV-Foto: Christina Bents

Ein Mann und sein Hobby: Herbert Thiel hat die Altricher Kirche im Kleinformat nachempfunden. TV-Foto: Christina Bents

Altrich.Herbert Thiel sägt, schraubt und malt an Gebäuden und Plätzen im Miniaturformat. Meistens sind es Kirchen. Jeden Tag geht er in seinen Keller und verbringt dort ein bis zwei Stunden. Er erzählt: "Als einer meiner Freunde 80 Jahre alt geworden ist, habe ich ihm zum Geburtstag seine Kirche nachgebaut. Das war einfach so eine Idee von mir." Inzwischen sind es acht Gotteshäuser, die er nachgebaut hat. Einige sind 30 Zentimeter groß, andere an die 80 Zentimeter.
Sammel- leidenschaft


Herbert Thiel, der selbst Jahrgang 1928 ist, erklärt: "Zuerst gehe ich mir die Kirchen in den Orte anschauen, dann mache ich Bilder davon, und schließlich fange ich an." Bis zu einem halben Jahr sitzt er an einem Gebäude. Die Farben sind originalgetreu und selbst die Kirchenfenster sind möglichst nahe an den Vorlagen.
Für einen anderen Freund wollte er die Krameser Kirche nachbauen, aber "die war zu schwer. Die hätte ich bis zu seinem Geburtstag nicht mehr fertig bekommen", sagt er schmunzelnd.
Der Malermeister in Rente hat die Kirchen aus Altrich, Minderlittgen, Zell-Liesenich und die Kapellen aus Büscheid, Esch und Hof Haardt schon verschenkt. Für einen Mann, der gegenüber der Büscheider Kapelle wohnt, war das eine besondere Freude. Denn im Krieg war dessen Haus ausgebombt. Er und seine Familie haben eine Zeit lang in der Kapelle gewohnt.
Beim Herbstfest des Männergesangvereins hat er die Modelle ausgestellt. "Vorher bin ich rund gefahren und habe sie alle eingesammelt", berichtet er. Für Fastnacht hat der humorvolle Rentner, der ein ansteckendes Lachen hat, einen Wagen gebaut: den kleinsten Fastnachtszug der Welt.
Stromkasten verziert


Sein Sohn hat - als Zugführer verkleidet - einen Bollerwagen hinter sich hergezogen, an dem auf noch kleineren Holzwägelchen die Altricher Schule, die Kirche und der Platz um die alte Eiche im Kleinformat standen.
Auch in der Gemeinde ist Thiel stets zur Stelle, wenn was zu beschriften oder anzumalen ist. Beispielsweise hat er schon einen Stromkasten, der an der Straße steht verziert. Die Wappen des Zunftbaums sind mit seinem Pinsel gemalt. Die Baumscheibe der alten Eiche hat er mit Informationen versehen. "Da braucht keiner kommen und mich lange zu bitten. Ich mache das einfach", sagt der rüstige Rentner wie selbstverständlich.
Neue Projekte hat er momentan nicht. Jetzt wird erst einmal draußen ums Haus gearbeitet, bis ihm wieder so eine Idee in den Kopf kommt.

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