Wenn Super Mario durch den Hörsaal rast

Trier · Zocken, wo sonst gelernt wird: Die Lan-Party der Fachschaft Informatik hat sich inzwischen herumgesprochen, aus ganz Trier und sogar aus Luxemburg kommen junge Männer und Frauen, um die Nacht im Hörsaal zu verbringen und gegeneinander in Geschicklichkeits- und Strategiespielen anzutreten. Sogar Dozenten sind dabei.

 Vorne die Spieler, im Hintergrund das Spiel Mario Kart auf der Leinwand im Hörsaal: Die Informatik-Fachschaft hat zur Lan-Party geladen. TV-Foto: Benedikt Laubert

Vorne die Spieler, im Hintergrund das Spiel Mario Kart auf der Leinwand im Hörsaal: Die Informatik-Fachschaft hat zur Lan-Party geladen. TV-Foto: Benedikt Laubert

Trier. Im Hörsaal piept es zweimal leise. Ein junger Mann öffnet die Mikrowelle, die neben dem Rednerpult steht, legt die heiße Pizza auf einen Teller und geht in den hinteren Bereich des Hörsaals; vorbei an einem stoffbezogenen Sofa, auf dem Mandy Krier und Aline Stahn fläzen, die Finger um die Steuerung der Spielkonsole geklammert, den Blick starr nach vorne gerichtet. Auf der Leinwand vor ihnen sind dieses Mal keine Stichpunkte und Tabellen zu sehen, heute rast der schnauzbärtige Super Mario mit seinem Rennwagen durch die bunte Konsolen-Welt. Es ist die Lan-Party der Fachschaft Informatik.
Noch fällt Licht durch die großen Fenster in den Saal, frischer Abendwind weht von den offenen Türen her zwischen den Tischreihen hindurch, an denen rund 70 Spieler vor ihren Bildschirmen sitzen. Alle zwischen 18 Jahren und Mitte 30, viele Männer, aber auch einige Frauen. Die meisten von ihnen haben sich zusammengetan und spielen in Teams Ego-Shooter, Geschicklichkeits- oder Strategiespiele.
In der Mitte des Saals, wo gerade die beiden Frauen zocken, findet ein Mario-Kart-Turnier statt. Die Stimme eines jungen Mannes verkündet durch die Lautsprecher, dass Krier es in die dritte Runde geschafft hat, alle klatschen.
Das Publikum könnte heterogener nicht sein: Von der Jura-Studentin über den Kaufmann bis hin zum Informatik-Dozenten sind alle vertreten. "Mit der Party wollen wir auch den Informatik-Erstsemestern den Einstieg an der Uni erleichtern", sagt Christopher Perrin, Sprecher des Fachschaftsrats. Gemeinsam zocken statt Kneipentour also.
Perrin und seine Kollegen veranstalten seit sechs Jahren jedes Semester eine Lan-Party. Fast zwei Monate sind sie jedes Mal mit den Vorbereitungen beschäftigt. Um Werbung müssen sie sich inzwischen kaum noch kümmern, das Event hat sich herumgesprochen - einige haben dieses Mal ihre luxemburgischen Freunde mitgebracht.
Inzwischen ist es draußen dunkel geworden, vier Deckenstrahler erhellen nun den Saal. Der würzige Geruch von Chips und Pizza liegt in der Luft, es wird immer wärmer. Plötzlich: Jubel! Die Menge gratuliert Christina Müller, sie ist die Siegerin des Mario-Kart-Turniers. Dann setzen viele wieder ihre Kopfhörer auf und spielen weiter. Das Klicken, Tippen und Murmeln vereint sich wieder zu einem diffusen Grundrauschen im Saal.
Als es draußen wieder hell wird, sind die meisten schon gegangen. Den Übriggebliebenen sieht man ihre Müdigkeit an. Sie packen ihre Geräte in Reisekoffer und bilden Fahrgemeinschaften. Wenig später sitzen wieder Studenten in dem Hörsaal - nur dass dieses Mal nicht Super Mario, sondern Stichpunkte und Diagramme über die Leinwand flimmern.Extra

Lan steht für Local Area Network, das ist ein Netz aus zusammengeschlossenen Computern. Im Gegensatz zum Internet handelt es sich aber um ein kleines, lokal begrenztes Netz. Auf Lan-Partys treffen sich Computerspieler, um gegeneinander anzutreten. ik

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