Neuer Versuch für mehr Integration

Trier · Mehr als 10 000 Einwohner des Landkreises Trier-Saarburg haben keinen deutschen Pass. In anderen Städten und Kreisen kümmern sich Beiräte für Migration und Integration um die Belange dieser Bürger. In Trier-Saarburg gibt es aktuell solch ein Gremium nicht. Das soll sich ändern.

Trier. Stell\' dir vor, es ist Wahl und keiner will sich wählen lassen. Diese Erfahrung machte die Kreisverwaltung Trier-Saarburg vor einigen Jahren, als sie einen Beirat für Migration und Inte-gration vorbereitete. Denn es fanden sich nicht einmal die notwendigen sieben Bewerber für das Gremium. Zum Vergleich: Der Beirat der Stadt Trier hat 19 Mitglieder, unter anderem aus Deutschland, Litauen, den USA oder aus Portugal. Mögliche Wähler für den Beirat im Landkreis gibt es genug. Inzwischen haben mehr als 10 000 der insgesamt gut 140 000 Einwohner des Landkreises einen anderen als den deutschen Pass. Tendenz steigend. 2004 lag die Zahl noch bei rund 5000. Hinzu kommen jene Menschen, die zwar Deutsche sind, jedoch einen Migrationshintergrund haben. Auch diese Bürger könnten nach Auskunft von Gisela Krämer mitwählen. Krämer ist seit rund 13 Jahren die Integrationsbeauftragte des Landkreises. Und die 69-Jährige behält diesen Posten auch in den kommenden Jahren. Der Kreistag hat in seiner jüngsten Sitzung die Konzerin mit großer Mehrheit im Amt bestätigt. 10 868 Menschen aus mehr als 100 Staaten hatten zum Stichtag 31. Mai laut offizieller Statistik im Landkreis Trier-Saarburg einen anderen als den deutschen Pass. Die stärkste Gruppe bilden die Luxemburger (siehe Grafik). Wobei vermutlich gerade die Zahl der Bürger aus dem Großherzogtum größer sein dürfte. Denn Menschen mit erstem Wohnsitz in Deutschland werden nach deutschem Recht besteuert. Behalten Luxemburger - wenn auch oft nur auf dem Papier - ihren Wohnsitz im Nachbarland, müssen sie nur die niedrigeren luxemburgischen Steuern zahlen.Kreis wirbt für Teilnahme

Nach Auskunft Krämers sind die Bürger aus dem Gebiet jenseits von Mosel und Sauer nicht unbedingt diejenigen, für die Integrationsarbeit geleistet werden muss und für die ein Beirat für Migration und Integration klassischerweise gedacht ist. Auch die Kreisverwaltung geht davon aus, dass Menschen aus der Großregion sich wohl eher selten für das Thema begeistern lassen. Gleichwohl nimmt der Landkreis Trier-Saarburg das Thema nicht auf die leichte Schulter. Vor der für den 23. November geplanten Wahl wird es nach Auskunft der Integrationsbeauftragten mehrere Informationsveranstaltungen geben, bei der für das Gremium geworben wird. Dessen Aufgaben reichen von der Etablierung von Sprachkursen bis hin zur Organisation von Begegnungsfesten. Das sind alles Dinge, die bereits heute im Landkreis von Arbeitskreisen angeboten werden.Meinung

Die Welt ginge wohl nicht unterGut acht Prozent der Menschen im Landkreis haben keinen deutschen Pass. Allein dieser im Vergleich mit anderen Kreisen hohe Prozentsatz rechtfertigt einen Beirat für Migration und Integration auf Kreisebene. Doch wird wirklich solch ein Gremium benötigt? Darüber kann man geteilter Meinung sein. Denn bereits heute gibt es einige lokale Initiativen, die sich um das Miteinander und um das Verständnis von Menschen mit verschiedenen Nationalitäten bemühen. Daneben gibt es noch professionelle Integrationsdienste und weitere staatliche Angebote mehr. Vor diesem Hintergrund erscheint der Beirat eher als das, was man international als "nice to have" (nett zu haben) bezeichnet. Wenn das Gremium zustande kommt, ist das sicher gut. Wenn nicht, geht die Welt auch nicht unter. h.jansen@volksfreund.de

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