Damit Plätze und Architektur im rechten Licht erscheinen

Trier · Trier wird ineffizient beleuchtet - das stellt der Lichtmasterplan fest und zeigt, wie es besser ginge. Jetzt hat der Stadtrat das Papier zur Grundlage des zukünftigen städtischen Handelns in Sachen Licht erklärt.

 Der jetzt grundsätzlich beschlossene Lichtmasterplan zeigt auch Ideen auf, wie Triers Monumente besser in Szene gesetzt werden könnten. Die Römerbrücke verfügt derzeit etwa nur über eine recht funktionale Beleuchtung, die die meisten Steinbögen völlig im Dunkeln belässt. TV-Foto: Frank Göbel

Der jetzt grundsätzlich beschlossene Lichtmasterplan zeigt auch Ideen auf, wie Triers Monumente besser in Szene gesetzt werden könnten. Die Römerbrücke verfügt derzeit etwa nur über eine recht funktionale Beleuchtung, die die meisten Steinbögen völlig im Dunkeln belässt. TV-Foto: Frank Göbel

Trier. Trier hat einen Plan - zumindest, was das Licht betrifft: Ein im Auftrag der Stadt und der Stadtwerke verfasster Lichtmasterplan (LMP) aus der Feder des Wuppertaler Büros Licht-Raum-Stadtplanung dient jetzt als Rahmenvorgabe für die Ausgestaltung der öffentlichen Straßenbeleuchtung. Das hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Trotz Einstimmigkeit nutzten die Fraktionen von CDU und SPD ihre Sprechzeit zum vielfach diskutierten Papier (der TV berichtete) für einen tiefen Griff in die Metaphernkiste und etwas Reviermarkierung. "Ich freue mich, dass endlich Licht in das Dunkel dieser Sitzung kommt", scherzte Thomas Albrecht (CDU) und ordnete sogleich den Grundstein für das Konzept seiner Partei zu: "Es freut mich, dass unsere damalige Anregung aufgenommen wurde." Trier könne sich bald vorteilhafter präsentieren und über die modernere Technik auch noch Natur und Stadtsäckel schonen.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion, Rainer Lehnart, schloss sich dem Loblied auf das Konzept zwar an. Dass "Trier bald in besserem Licht erscheint" sei aber eher einer früheren Initiative seiner Partei zu verdanken. Da der Stadt das nötige Geld für die Verwirklichung des Konzepts fehle, sei es umso richtiger, dass der Beschluss ebenfalls vorsieht, den LMP zur Grundlage zu machen für die Übertragung der öffentlichen Straßenbeleuchtung aus der Hand der Stadt in die der Stadtwerke. Außerdem stehe die öffentliche Beleuchtung oft in Konkurrenz zur privaten etwa in Schaufenstern. "Da ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten", glaubt Lehnart.
Dominik Heinrich (Grüne) fühlt sich durch die Redebeiträge kurz an einen Kindergarten erinnert. Unabhängig, von wem die Initiative ausgegangen sei, begrüße aber auch seine Partei das Konzept in der Hoffnung, dass es tatsächlich umgesetzt werde. Michael Frisch (AfD) findet es gut, dass kein Flickwerk betrieben werde: "Das Vorgehen nach einem Masterplan empfehle ich auch für andere Bereiche der Politik."
Somit stimmen alle Ratsmitglieder für die Vorlage, die den aus einer Analyse und einem Konzept bestehenden LMP zur Grundlage erklärt für die öffentliche Straßenbeleuchtung von Trier. Das Konzept stellt fest, dass Trier nicht unbedingt zu wenig beleuchtet wird, sondern dass das Licht oft an die falschen Stellen gelenkt wird.
Die bestehenden Lampen, so heißt es, seien meist hoffnungslos veraltet und sollten nach und nach durch moderne LED-Strahler und -Lampen ersetzt werden. Die, so skizziert es das Konzept, könnten dann nicht nur Straßen und Plätze blendfrei ausleuchten, sondern auch die reichhaltige Architektur besser betonen.
Um diese Ziele zu erreichen, soll die komplette Straßenbeleuchtung in den Besitz der Stadtwerke wechseln. Durch die Entwicklungen in der jüngeren Geschichte der Stadt, wie die späten Eingemeindungen etwa von Ehrang, Pfalzel und Ruwer hat sich ein komplexes Besitzgefüge entwickelt, das nun entzerrt werden soll: Derzeit befinden sich die im öffentlichen Raum aufgestellten Leuchten teils in städtischem Besitz und teils in dem der SWT-eigenen Versorgungs GmbH. "Ziel soll sein, dass die Stadtwerke-AöR (Anstalt des öffentlichen Rechts) das gesamte Eigentum an den Leuchten erwirbt - sowohl von ihrer eigenen Versorgungs-GmbH als auch von der Stadt", erklärt die städtische und Baudezernentin Beigeordnete Simone Kaes-Torchiani auf Nachfrage. "Dann bezahlen wir pro Lichtpunkt eine Miete, die Betrieb und Unterhalt abdeckt."
Durch weniger bürokratische Schnittstellen werde es wirtschaftliche Synergien geben, die letztlich einen kostengünstigeren Betrieb ermöglichen - und damit den Stadtwerken auch die notwendigen Investitionen in neue Technik. Die Vorarbeiten zur juristisch anspruchsvollen Übergabe laufen. "Wir haben unsere Arbeit gemacht", sagt die Dezernentin. "Jetzt gestalten die Stadtwerke und das Beteiligungsmanagement den Vertrag aus, der dann noch vom Stadtrat verabschiedet werden muss." Sie hoffe, bis zum Jahresbeginn 2015 die Übergabe unter Dach und Fach zu haben. Bis dahin richte sich die Stadt natürlich schon nach dem LMP - etwa beim Ausbau der B 422 oder in der Walramsneustraße.
Der Lichtmasterplan mit Analyse und Konzept ist zu finden unter www.volksfreund/extraMeinung

Licht aus, Spot an!
Der Lichtmasterplan ist eine fantastische Chance für Trier - und wird hoffentlich auch entsprechend umgesetzt. Es ist auch dringend vonnöten, denn nicht nur so manches antike Bauwerk ist nachts grotesk fehlbeleuchtet: Viele Plätze, Alleen und Straßen können ebenfalls nur gewinnen. Nutznießer wären dann natürlich zunächst unsere Gäste, die Bauten wie etwa die Römerbrücke nachts nicht mehr fassungslos im Halbdunkel erleben müssen. Auch die Trierer selbst dürfen sich auf ein ganz neues Stadterlebnis und weniger gruselige Unterführungen freuen. Und anders als andere wohlfeile Konzepte zur möglichen Verbesserung des Trierer Stadtbildes hat der Masterplan sogar gute Chancen, wenigstens teilweise Realität zu werden: Einiges darin wäre nämlich mit überschaubaren Mitteln umzusetzen - vor allem, wenn die Stadtwerke nicht nur indirekten Zugriff auf die Beleuchtung hätten. Die vorgesehene Übertragung der Leuchtpunkte an die Anstalt des öffentlichen Rechts ist daher nur: einleuchtend. trier@volksfreund.de

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