Archäologen graben in Hermeskeil nach Spuren der ältesten Garnison Deutschlands

Hermeskeil · Am Hermeskeiler Römerlager gehen die archäologischen Forschungen weiter. Die Frühgeschichtler der Uni Mainz um Sabine Hornung sind zur Fundstätte der ältesten antiken Garnison, die bisher auf deutschem Boden entdeckt wurde, zurückgekehrt. Bei den Grabungen, die bis 22. August dauern, erhoffen sie sich neue Erkenntnisse. Etwa, wie groß das um 50 vor Christus errichtete Lager nun tatsächlich war.

 Graben in der Vergangenheit: Die Archäologin Sabine Hornung (im Vordergrund) ist mit einem Team der Uni Mainz an der Fundstätte des alten Römerlagers in Hermeskeil. Mit Hilfe der Studenten Ronny Schneider, Pascal Schlimm und Johannes Eise (von links) hat die Grabungsleiterin für einen Suchschnitt eine kleinere Fläche freigelegt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Graben in der Vergangenheit: Die Archäologin Sabine Hornung (im Vordergrund) ist mit einem Team der Uni Mainz an der Fundstätte des alten Römerlagers in Hermeskeil. Mit Hilfe der Studenten Ronny Schneider, Pascal Schlimm und Johannes Eise (von links) hat die Grabungsleiterin für einen Suchschnitt eine kleinere Fläche freigelegt. TV-Foto: Axel Munsteiner

Hermeskeil. Eins stellt Sabine Hornung von vorneherein klar: "Eine Sensation wird es bei der Kampagne in diesem Jahr nicht geben. Was wir machen, ist Fleißarbeit. Wir wollen wissen, wie die genauen Grundrisse des Lagers waren." Die Frühgeschichtlerin der Uni Mainz ist Anfang der Woche mit ihrem Team zu einer Fundstätte zurückgekehrt, die Hermeskeil 2012 bundesweit in die Schlagzeilen brachte. Hornung hatte damals nachweisen können, dass auf den Wiesen oberhalb der Hochwaldstadt römische Legionäre in der Zeit von Cäsars Gallischem Krieg ein großes Heerlager errichtet hatten (siehe Extra). Die Datierung - entweder 53 oder 51 vor Christus - bedeutete, dass in Hermeskeil die bisher älteste antike Garnison auf deutschem Boden entdeckt wurde.Weltgeschichte aus Hermeskeil


Zum archäologischen Stellenwert der Fundstätte sagt Hornung: "Wir haben hier die einmalige Chance, ein Stück Weltgeschichte zu erzählen. Dafür brauchen wir aber noch einige Bausteine. Denn es gibt noch eine Menge offener Fragen."
Bei ihren aktuellen Ausgrabungen, die bis 22. August dauern werden und an denen sich die Stadt mit 20 000 Euro beteiligt, erhoffen sich die Forscher neue Antworten. Die Größe des Hauptlagers steht mit 18 Hektar fest. Dort waren die römischen Legionäre und - in einem wahrscheinlich separierten Teil - auswärtige Hilfstruppen stationiert. Unsicher ist aber, über welche Fläche sich der sogenannte Annex - also der Anhang - erstreckte, in dem laut Hornung vermutlich der Tross untergebracht war. Derzeit schwanken die Schätzungen zur Gesamtgröße der Garnison (Hauptlager und Annex) noch zwischen 26 und 30 Hektar. Die Archäologen machen deshalb diesmal im südlichen Bereich der Fundstätte Suchschnitte - und zwar in der Hoffnung, dass sie dort auf Überreste des Befestigungswalls stoßen. Wären die Wissenschaftler erfolgreich, könnten sie die Größe des Lagers sowie dessen Form genauer bestimmen.
Mit Hilfe des technischen Mittels der geomagnetischen Prospektion haben die Archäologen schon im Frühjahr herausgefunden, dass sich in der Nähe des Römerlagers einst eine "dorfartige Keltensiedlung von mehreren Hektar Fläche" (Hornung) befunden hat. Eventuell wurde sie von den Soldaten des Römerlagers angesteckt. Das sei aber noch unsicher und müsse erst noch - beispielsweise durch Überreste mit Brandspuren im Boden - nachgewiesen werden, so die Grabungsleiterin. Nach ihrer Einschätzung müsste das Lager noch "drei oder vier Jahre" weiter wissenschaftlich untersucht werden. "Dann hätten wir alles getan, was mit archäologischen Mitteln möglich ist. Ich würde mir dann auch zutrauen, eine Rekonstruktion des Lagers zu machen", sagt Hornung.
Sie betont zwar ausdrücklich, dass sie nicht entscheiden kann, wie die Fundstätte - die landwirtschaftlich genutzt wird - möglicherweise in Zukunft für Besucher sichtbar gemacht wird. Das sei eine Aufgabe der Stadt. Außerdem müsse die weitere Vorgehensweise eng mit dem Rheinischen Landesmuseum in Trier abgestimmt werden.
Ideen hat Hornung aber schon: Am Computer könnte ein 3-D-Modell des Römerlagers entstehen. Wenn Besucher dann später auf dem bereits angedachten Rundweg im Bereich der Fundstätte unterwegs sind, könnten sie sich mit Hilfe eines Smartphones vor Ort ein virtuelles Bild der Garnison einblenden lassen. Auch das bestehende Hochwaldmuseum biete sich an, dort die Geschichte des Römerlagers aufzuarbeiten und Besuchern zu zeigen.Extra

Nach den bisherigen Erkenntnissen wurde das Hermeskeiler Römerlager entweder 51 oder 53 vor Christus im Zusammenhang mit einem Feldzug gegen den aufständischen Keltenstamm der Treverer aufgeschlagen. Diese hatten am nah gelegenen Ringwall bei Otzenhausen eine wichtige Siedlung. Die Legionäre standen vermutlich unter dem Kommando des Feldherrn Titus Labienus. Das Lager war wahrscheinlich mehrere Monate belegt. Unklar ist, wie viele Soldaten dort stationiert waren. Wahrscheinlich waren es zwei Legionen. Weil aber nicht sicher ist, ob diese auch Sollstärke hatten, legt sich Hornung nicht auf eine konkrete Zahl fest. Sie schätzt, dass zwischen 5000 und 10 000 Soldaten vor Hermeskeil lagerten. Bei der Datierung halfen den Forschern mehrere Puzzlestücke. Sie fanden zum Beispiel Keramikstücke und Nägel, die den Legionären von den Sandalen gefallen waren. Die Form, Größe und Bearbeitung dieser Nägel erlaubte den Forschern Rückschlüsse, zu welchem Zeitpunkt sie hergestellt worden waren. ax

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