Wenn die Feuerwehr umsonst kommt

Bitburg · Sie rücken aus, um Leben zu retten. Doch manchmal kommen sie auch für nichts: Immer wieder beschäftigen Fehlalarme die Feuerwehr - hauptsächlich im Stadtgebiet. Immer öfter schuld sind daran Brandmelder, die nicht nur auf Rauch reagieren, sondern auch auf Staub, der zum Beispiel bei Bauarbeiten aufgewirbelt wird.

Bitburg. Nicht immer ist ein Notfall der Auslöser, wenn die Feuerwehr ausrückt. Manchmal treffen die Wehrleute am vermeintlichen Brandort gar kein Feuer an, sondern nur einen Rauchmelder, der kaputt ist - und ziehen unverrichteter Dinge wieder ab: das Szenario eines klassischen Fehlalarms.
Umsonst ist die Bitburger Feuerwehr 21 Mal in diesem Jahr an einen Einsatzort gefahren. Die Ursache dafür war aber häufig gar kein technischer Defekt: "In den meisten Fällen hat die Anlage ihren Dienst getan und eine Gefahrensituation angezeigt, die aber nicht immer auf einen Brand oder Rauchgase zurückzuführen ist. Die meisten Melder reagieren auch auf Wasserdampf oder Staub", sagt Guido Weiler, stellvertretender Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Bitburg.
Lösen Brandmeldeanlagen den Alarm aus, wird automatisch die Feuerwehrleitzentrale in Trier informiert, die dann wiederum die Feuerwehr vor Ort alarmiert. Anders ist die Sache mit Heimrauchmeldern: Hier wählt oft der Nachbar die Nummer des Notrufs, sagt Weiler. "Wir hatten zehn Alarme durch Heimrauchmelder - fünf davon stellten sich als Fehlalarm heraus."
Die Anzahl der Fehlalarme sei konstant bis leicht steigend - dennoch rechnet Weiler künftig mit einem Zuwachs. Der Grund: die Rauchwarnmelderpflicht, die in Rheinland-Pfalz seit Ablauf der Übergangsfrist seit 12. Juli 2012 gilt. Bei Heimrauchmeldern komme es oft aufgrund mangelnder Kontrolle und Wartung zu Fehlauslösungen, "weil Staub und Wasserdampf Verschmutzungen hinterlassen können".
Und die Nachlässigkeit kostet: 500 Euro stellt die Stadtverwaltung in Rechnung, wenn ein Defekt oder eine missbräuchliche Nutzung der Anlage einen Fehlalarm auslöst.
Fehlalarm-Häufungen in bestimmten Betrieben - wie vor vier Jahren noch bei der Bitburger Brauerei (sieben Einsätze) oder der Awo (fünf Einsätze) - seien derzeit nicht festzustellen: Die Einsätze gehen "quer durch alle Meldeanlagen und Heimrauchmelder", sagt Weiler.
Auf dem Land ist erwartungsgemäß weniger los: Klaus-Peter Dimmer, Wehrleiter der Feuerwehr Bitburg-Land, kann die Fehlalarme in diesem Jahr an einer Hand aufzählen - in seinem Gebiet waren es bisher nur drei: "Ein technischer Defekt, dann hat Staub bei Bauarbeiten einen Alarm ausgelöst, und Gebäudenutzer, die geraucht haben." Die Häufigkeit solcher Einsätze liege für Bitburg-Land zwischen ein bis acht Prozent, es gebe "keine Kontinuität und immer wieder Ausreißer". Im vergangenen Jahr handelte es sich bei drei Prozent aller Einsätze um Fehlalarme.
Dimmer betont: "Wenn uns ein Alarm von einer automatischen Anlage erreicht, rücken wir so aus, wie es auch bei einem Brand erforderlich wäre. Wir tun also so, als würde die Anlage richtig arbeiten - meistens tut sie das ja auch." Klar sei es mal ärgerlich, wenn man sich umsonst bemühen müsse - aber es komme ja auch bei anderen Einsätzen mal vor, dass die Feuerwehr angefordert, aber dann gar nicht benötigt werde. "Und grundsätzlich sind wir immer erleichtert, wenn es am Ende nur eine kleine Sache ist, und froh darüber, wenn kein großer Schaden entsteht."
Auch Weiler sagt: "Sicher ist es unangenehm, gerade wenn man nachts rausfährt, und sich das als Fehlalarm herausstellt. Aber es geht uns immer um die Bewohner und deren Sicherheit."
Aus genau diesem Grund hat ihn eine Sache besonders geärgert: "Am Gerätehaus in Matzen ist vor kurzem nachts der Druckknopfmelder der Sirene betätigt und dabei so stark beschädigt worden, dass er ausgetauscht werden musste", erzählt er. "Was aber weit schlimmer wiegt: Die Sirene musste vorübergehend abgeschaltet werden und eine Alarmierung der Feuerwehr in Matzen war nur bedingt gewährleistet." Dieser Vorfall aber fällt für die Wehrleute nicht unter die Definition Fehlalarm - sondern unter böswilliges Tun.
Die Kosten für einen Fehlalarm übernimmt die Allgemeinheit nur dann, sagt Dimmer, wenn jemand aus gutem Glauben handelt: "Wenn einer aus dem Fenster sieht, beim Nachbar ein bisschen Rauch entdeckt und die Feuerwehr ruft - und dann aber nur mal kurz was auf dem Herd angebrannt ist."Meinung

Vermeiden, was geht
Fehlalarm: Er gehört für die Feuerwehr wohl zum Tagesgeschäft. Dabei gibt es nur ein Problem: Die Ehrenamtlichen hätten eigentlich schon genug Arbeit am Hals. Schlimm wird die Sache nur dann, wenn Einsatzkräfte mit der Absicht zu helfen ausgerückt sind - und dann plötzlich an anderer Stelle wirklich gebraucht werden. Gegen technische Fehler ist man vielleicht machtlos - aber wir sollten uns alle darum bemühen, die zu vermeiden, die sich vermeiden lassen. e.blaedel@volksfreund.deExtra

Die Feuerwehr Bitburg-Land ist bisher in diesem Jahr insgesamt 50 Mal ausgerückt, davon 18 Mal zu Bränden. Der größere Anteil der Einsätze betraf technische Hilfeleistungen. Die Bitburger Feuerwehr hatte bis heute insgesamt 151 Einsätze. Bei 33 davon handelte es sich um Brandeinsätze. 87 Einsätze waren Hilfeleistungen, zum Beispiel bei Verkehrsunfällen. Weitere: Türöffnungen bei hilflosen Menschen, Gefahrstoffeinsätze oder Tierrettungen. eib

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