Immer auf der Suche nach einem guten Buch

Trier-Euren · Er ist fasziniert von Büchern - von echten Büchern. E-Books passen nicht in die Welt von Erwin Krämer. Sein Haus in Euren ist ein Paradies für Bücherwürmer und Leseratten.

 Umgeben von Büchern fühlt sich Erwin Krämer sehr wohl. TV-Foto: Maria Adrian

Umgeben von Büchern fühlt sich Erwin Krämer sehr wohl. TV-Foto: Maria Adrian

Trier-Euren. Wenn Bücher Seelen haben, wie Joachim Ringelnatz behauptete, dann hat Erwin Krämer unzähligen Seelen ein Zuhause gegeben. Die Büchersammlung des 53-Jährigen ist über das ganze Haus verteilt. "Lediglich im Badezimmer stehen keine Bücherregale", sagt seine Lebensgefährtin schmunzelnd.
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Krämer schätzt, dass er etwa 8000 Bücher besitzt, darunter manch wirklichen Schatz. Die Zahl ist ihm aber nicht wichtig. Schwerpunkte seiner Sammlung sind deutsche und internationale Literatur, Geschichte, Kunstgeschichte, Reiseführer und Nachschlagewerke. So besitzt er eine Duden-Sammlung - das älteste Exemplar von 1880. Ihn interessiert einfach auch die sprachliche Entwicklung.
Nachschub an Lesestoff besorgt er sich in Antiquariaten, auf Flohmärkten und Bücherbörsen, wie die in Bitburg anlässlich des Bedamarktes. "Die Bücherbörse in Bitburg ist sehr gut sortiert, es lohnt sich, dorthin zu gehen", versichert der Bücherfreund. Als weitere interessante Fundgrube nennt er die Walfer Bicherdeeg im luxemburgischen Walferdingen im November. Auf die Idee, Bücher im Internet zu suchen und zu bestellen, käme Krämer jedoch nie im Leben. "Das hat für mich keinen Reiz", sagt der Vielleser. Er sieht sich als Jäger und Sammler.
Als Kind hat er nach eigenem Bekunden nicht mehr gelesen als andere. Die Abenteuer-Reihe von Enid Blyton hat er sich in der Eurener Pfarrbücherei ausgeliehen und verschlungen. Heute besitzt er die Reihe selbst - er hat sie sich auf Flohmärkten zusammengesucht.
Dann aber wurde in seiner Jugend das Interesse für Goethe geweckt, und zwar am damaligen Hindenburg-Gymnasium von seinem Lehrer Hans Broemser. Als Grundstein für seine Bibliothek sieht er die zehnbändige Goethe-Ausgabe, die er sich als Jugendlicher zusammengespart hat. Die Goethe-Bände haben ihn dann auch in seine Bundeswehrzeit begleitet und in die Kaserne in Lissingen in der Vulkaneifel. "Sie waren mir geistiger Trost und Halt während dieser schwierigen Zeit auf windiger Höh", sagt er verschmitzt.
Nach dem Wehrdienst hat er ein Theologiestudium begonnen und auch eine Zeit lang Germanistik an der Uni Trier studiert. Dann hat er sich aber für einen technischen Beruf als Broterwerb entschieden: Er arbeitet als Wartungstechniker für eine luxemburgische Firma. Damit kann die Literatur Hobby und Leidenschaft bleiben. Nach Feierabend greift er zum Buch statt zur Fernbedienung. "Ich lese alles von Goethe bis Hertha Müller, philosophische Werke aber auch Krimis - nur nichts Schlechtes eben", erzählt Krämer.
Entrümpeln Fehlanzeige


Der Literaturfan hat auch noch andere Hobbys: So ist er Mitglied in einer luxemburgischen Höhlenforschergruppe, interessiert sich für die Toskana, für guten Wein und Wandern in heimatlichen Gefilden. Aber den größten Teil seiner freien Zeit nehmen halt die Bücher ein, deren Zahl stetig steigt.
Und wie steht\'s mit Entrümpeln? Werden auch Bücher mal entsorgt? "Dazu besteht kein Anlass", sagt Krämer. Seine Bücher sind gut erhalten, und was er doppelt besitzt, wird verschenkt. Apropos Verschenken - was wird aus seiner Sammlung, wenn er eines Tages nicht mehr unter den Lebenden weilt? Er könnte sich vorstellen, seine Bücher einer öffentlichen Bücherei zu stiften, damit sie weiter genutzt werden können und nicht in einem Container l anden, weil Bücher nämlich - wie Krämer weiß - eine Seele haben.

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