Wildkatze soll das Logo schmücken

Morbach/Hermeskeil · Die Zuständigkeitsfrage ist geklärt, ein Logo ist in Arbeit, und der umstrittene Name bleibt. Diese Neuigkeiten zum Nationalpark Hunsrück-Hochwald hat Umweltministerin Ulrike Höfken verkündet. Und sie spricht von einer ausgestreckten Hand in Richtung Gemeinde Morbach, die den Nationalpark nach wie vor ablehnt.

Morbach/Hermeskeil. Eine Tourismusstudie hat vor kurzem Chancen und Defizite im Zusammenhang mit der Entwicklung des Nationalparks Hunsrück-Hochwald aufgezeigt. Umweltministerin Ulrike Höfken erzählt im Gespräch mit Mitarbeiter Kurt Knaudt von neuesten Erkenntnissen, zum Beispiel vom kulturhistorischen Potenzial der Region. Pfingsten 2015 soll der Nationalpark eröffnet werden. Wie und wo soll gefeiert werden?Höfken: Es ist noch zu früh für konkrete Angaben. Die Eröffnung soll auf jeden Fall gebührend gefeiert werden. Wir werden dafür einen Festausschuss bilden, in dem wir das Programm gemeinsam mit den Landräten und VG-Bürgermeistern gestalten wollen. Auch der Naturpark und der Freundeskreis sind eingebunden. Es soll ein Fest der Region und der Bürger werden. Viele Gruppen und Vereine haben sich spontan schon gemeldet und signalisiert, mitmachen zu wollen. Für die Eröffnung haben die beiden Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer und Annegret Kramp-Karrenbauer bereits zugesagt. Eingeladen haben wir auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, deren Zusage aber noch aussteht. Was gibt es denn bis dahin noch zu tun?Höfken: Wir dürfen jetzt nicht den Fehler machen, alles auf einmal zu wollen. Es gilt, mit den vorhandenen Möglichkeiten einen Schritt nach dem anderen zu machen. Da ist auf vielen Ebenen bereits vieles angelaufen. Vorrangig werden zurzeit der Staatsvertrag und das Nationalparkgesetz vorangetrieben, die im Herbst von den Landtagen in Mainz und Saarbrücken verabschiedet werden sollen. Dafür ist viel Detailarbeit notwendig. Die Tourismusstudie zeigt ja deutlich Defizite auf. Hat sie Ihnen neue Erkenntnisse gebracht, und was hat Sie davon am meisten überrascht?Höfken: Mich hat überrascht, wie viel kulturhistorisches Potenzial es in der Region tatsächlich gibt. Das ist ein starkes Alleinstellungsmerkmal, das wir mit den entsprechenden Experten wirkungsvoll zur Geltung bringen müssen. Das wird nicht einfach, ist aber lohnend. Die vorhandenen Schwachstellen sind ja bekannt. Es gibt etliche Herausforderungen. Mit dem Wirtschaftsministerium zusammen haben wir dafür die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH mit ins Boot geholt, die einen "Kümmerer" entsenden wird, und kooperieren mit dem Landesverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Ein Ansatz ist beispielsweise die Entwicklung einer Speisekarte mit regionaltypischen Gerichten. Ich bin optimistisch, dass es gelingt, dies bis Pfingsten in einer gewissen Anzahl von einheimischen Gastronomiebetrieben zu verwirklichen.Die Studie empfiehlt ja, auf den Beinamen Hochwald zu verzichten und den Nationalpark nur nach dem Hunsrück zu benennen.Höfken: Der Name ist ein vernünftiger Kompromiss. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass der Hunsrück im Namen auftaucht. Auf den Hochwald legt das Saarland großen Wert und in der Tat: Es trifft ja auch die Bezeichnung des Naturraums. Ich habe mit Hunsrück-Hochwald überhaupt kein Problem und bin mir auch sicher, dass die Außenwirkung darunter nicht leiden wird.Wann kommt das Logo?Höfken: Das ist in Arbeit. Markenzeichen und Symboltier wird die Wildkatze sein. Dass es in dem Gebiet das europaweit größte Vorkommen gibt, ist eine Steilvorlage. Die Wildkatze spricht Erwachsene und Kinder gleichermaßen an. Wir haben im Übrigen auch schon Nachfragen von Schulen der Region, die Nationalpark-Schulen werden wollen.Wie sollen die fünf geplanten Tore gestaltet werden?Höfken: Wir beteiligen uns vor allem mit Ausstellungen. Auch notwendige Investitionen, um beispielsweise einen barrierefreien Zugang zu ermöglichen, können von uns nach Abstimmung übernommen werden. Man wird hier in Verbindung mit den jeweiligen thematischen Schwerpunkten sehr genau über die einzelnen Angebote für die Besucher sprechen und individuelle Betreiberkonzepte und Kooperationen finden müssen. Die Gespräche haben begonnen. In jedem Fall starten wir mit einer genügenden Zahl an Info-Stellen. Morbach reklamiert das für das Eingangstor in Birkenfeld vorgesehene Thema "Heimat" für sich, obwohl es nicht zur Nationalpark-Region gehört. Wie bewerten Sie diese Forderung?Höfken: Morbach sollte unsere immer noch ausgestreckte Hand gerade auch mit diesem Thema "Heimat" ergreifen. Die Tür ist nach wie vor offen. Das durch die Filme des in Morbach geborenen Regisseurs Edgar Reitz bekannte "Heimat"-Thema muss aber nicht nur dort, sondern könnte in Verbindung mit Drehorten auch übergreifend präsentiert werden. Ich würde es toll finden, wenn sich aus diesem vielversprechenden Ansatz etwas entwickeln würde, was den Nationalpark im Interesse aller bereichert.Sehen Sie eine Beeinträchtigung des Nationalparks durch die heftig umstrittenen Windräder?Höfken: Das Thema Windenergie muss man differenziert betrachten. Im Bereich Mörschieder Burr zum Beispiel, direkt am Nationalpark, würden Windräder stören. Wir haben nach der Insolvenz von Prokon alles dafür getan, damit dort keine hinkommen (das dortige Windkraftprojekt liegt nach dem Insolvenzverfahren auf Eis, Anmerkung der Redaktion). Ob das gelingt, ist aber jetzt letztlich eine juristische Frage. Auf der anderen Seite gehören aber auch Erneuerbare Energien zur Regionalentwicklung, auch als Einnahmequelle für einzelne Ortsgemeinden. Vergessen wird in der Diskussion mitunter, dass die Eingriffe und Auswirkungen anders als etwa bei der Atomenergie und beim Braunkohleabbau noch vergleichsweise sanft sind. Es gab ja Gerangel um die Zuständigkeit. Jetzt ist das Umweltministerium direkt für den Nationalpark zuständig.Höfken: Das war aus meiner Sicht eine eher akademische Diskussion. Wichtiger ist, dass wir Netzwerk-Strukturen bilden und fördern, zum einen vor Ort in Form des Regionalmanagements und zum anderen durch eine interministerielle Arbeitsgruppe in Mainz. Es geht darum, so effizient wie möglich zu arbeiten und das vorhandene Potenzial optimal auszuschöpfen. Wie geht es denn mit der Bürgerbeteiligung weiter?Höfken: Sie wird institutionalisiert. In der kommunalen Nationalparkversammlung sind bis zu sechs Vertreter aus der Bürgerschaft vorgesehen. Die Bürger können sich auf allen Ebenen bis hin zur direkten Mitbestimmung einbringen. Das gibt\'s bei keinem anderen Nationalpark. Extra

Ulrike Höfken (Bündnis 90/Die Grünen) ist seit 2011 Umweltministerin des Landes Rheinland-Pfalz. Die Diplomagraringenieurin ist verheiratet, hat drei Kinder und lebt in der Eifel. Die rotgrüne Landesregierung will mit der Errichtung des Nationalparks unter anderem die biologische Vielfalt in Rheinland-Pfalz erhalten. red

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