Rainer reinigt munter weiter

Kröv · Der arbeitslose Rainer Schäfer nutzt seine Zeit und sammelt anderer Leute Müll am Straßenrand auf. Mit Trickfilmen und Bauchrednerpuppe will er nun weiter für seine Sache werben.

Kröv. Mit seiner Begeisterung hat der 45-jährige Müllsammler Rainer Schäfer schon einige Menschen angesteckt. Die selbst gebastelten Mitmachstationen, an denen Müllbeutel und Greifzange für Jedermann zum Mitsammeln ausliegen, würden gut frequentiert, berichtet er. Seit der Trierische Volksfreund vor einem Jahr zum ersten Mal über ihn berichtet hat, ist "Deutschlands berühmtester Müllsammler" (Eigenaussage) viel rumgekommen. Doch auch nach Sammelaktionen in Berlin, Köln, Mainz und beim Rheinland-Pfalz-Tag in Neuwied denkt er nicht ans Aufhören. Immer neue Ideen entwickelt er, die Menschen zum Müllsammeln zu animieren. "Meine Popularität muss ich irgendwie nutzen", sagt der gelernte Heizungsbauer, der in einem Wohnwagen auf einem Campingplatz bei Kröv lebt.
Den Müll sammelt Rainer in roten Tüten. Weil die am meisten auffallen, wenn er sie am Straßenrand für die Straßenmeistereien stehen lässt. Neuerdings bedruckt er sie mit seinem Motto "Rainer macht reiner". Jede einzelne Tüte in Handarbeit wird mit Schablone und Spraydose auf einer kleinen Werkbank hinter dem Wohnwagen verziert.Bauchrednerpuppe fast fertig


Außerdem übt er sich als Trickfilm-Produzent. Zusammen mit der "Reini" getauften roten Mülltüte kämpft er in seinen Kurzstreifen gegen den gemeinen Gegner Gemeini, der immer Müll aus dem Auto wirft. Alle Figuren hat er nach Fotovorlage an einem alten Laptop gezeichnet. Um sie zu animieren hat er unter anderem 30 verschiedene Augen gemalt, die mal nach oben blicken, zur Seite oder zwinkern. Die kann er dann in die einzelnen Bilder einsetzen. Fünf Bilder pro Sekunde sollen die Filmchen am Ende haben, wenn er sie auf der Videoplattform Youtube hochlädt. Doch bis die Animationen fertig sind, wird es noch etwas dauern. "Aber Rainer kann schon laufen", sagt der reale Rainer grinsend.
Und noch ein weiteres Projekt hat er in der Mache: die selbst genähte Bauchrednerpuppe Reini ist fast fertig. Sie hat einen knallroten Kopf, "weil Reini sich über die Verschmutzung ärgert". Ob er damit in Grundschulen auftreten wolle? Rainer Schäfer schmunzelt. Er habe eher an Fahrschulen gedacht. Schließlich seien es die Autofahrer, die den meisten Müll am Straßenrand verursachen.
Dass Rainer Schäfer so viel Zeit hat, sich seiner Passion zu widmen, liegt auch daran, dass er arbeitslos ist und seinen Lebensunterhalt hauptsächlich mit Harz IV finanziert. Er rechtfertigt sich: "Ich beziehe Leistung, aber ich leiste ja auch etwas!"
Umso mehr ärgern ihn Berichte verschiedener Medien, wonach er ein Jobangebot der Entsorgungsbetriebe Mainz ausgeschlagen haben soll. Er habe Unterlagen eingereicht und erst viel später erfahren, dass noch Dokumente gefehlt hätten. Die ganze Sache sei "sehr verheerend" für seinen Ruf gewesen.

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