Ayl/Saarburg: Entsetzen über Frevel an Lambertuskapelle

Ayl/Saarburg · Auf die Lambertuskapelle in Ayl ist vor sieben Tagen ein Brandanschlag verübt worden (der TV berichtete). Die Pfarrei und der Ortsgemeinderat sind entsetzt. Zurzeit laufen noch die Ermittlungen der Polizei. Auch in den Weinbergen kommt es immer wieder zu Sachbeschädigungen.

Ayl/Saarburg: Entsetzen über Frevel an Lambertuskapelle
Foto: Alexander Schumitz

Wer unterhalb des Schonfelses bei Ayl steht, hat einen grandiosen Blick ins Saartal. Von hier aus sind der Ockfener Bockstein, die Ayler Kupp und seit 1050 Jahren die Saarburg zu sehen. Das wussten auch schon die Menschen vor 1000 Jahren, die in dieser Region lebten. Sie bauten an diesem Ort eine Kirche. Es ist die erste nachgewiesene christliche Kultstätte im unteren Saartal.

Am vergangenen Freitag haben Unbekannte versucht, die Kapelle in Brand zu setzen. Auf dem Altar zündeten sie einen Brandbeschleuniger an. Durch das Feuer wurde die Altardecke zerstört. Die Marienfigur aus Terrakotta ist komplett verrußt und auch die Kapelle selbst wurde durch den Brand in Mitleidenschaft gezogen.

Siegfried Büdinger, Ortsbürgermeister von Ayl, ist immer noch entsetzt: "Für mich ist es unbegreiflich, wie man auf so eine Idee kommt." Er ist darüber erschrocken, wie jemand an diesem "Ort der Besinnung" so eine Tat begehen konnte. Er hat für die Gemeinde Strafanzeige erstattet. Die Polizei ermittelt bislang wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung (siehe Extra). Sie schätzt den Schaden an der Kapelle und der Heiligenfigur auf etwa 1000 Euro.

Auch Vinzenz Geltz, Diakon der Pfarreiengemeinschaft Saarburg, ist entsetzt. "Das ist ein schwerer Frevel an einem Ort, an dem seit mehr als 1000 Jahren Gott verehrt wird. Hier hat das Christentum im unteren Saartal seine Wurzeln", sagt er. Der Anschlag auf die Lambertuskapelle sei nicht der erste gewesen. Vor etwa drei Jahren hätten Unbekannte schon einmal die Wände der Kapelle mit öliger Farbe beschmiert. Im aktuellen Fall hat die Polizeiinspektion Saarburg - so einer ihrer Sprecher- bislang noch keine hilfreichen Hinweise bekommen.Opfer eines immer wieder aufkommenden Vandalismus ist auch das Saarburger Weingut Geltz-Zilliken. Im Frühjahr waren rund 50 Weinbergspfähle in der Lage Saarburger Rausch umgetreten worden. "Das war nicht das erste Mal", klagt Dorothee Zilliken. "Und es ist ausgesprochen ärgerlich. Denn oft gehen dabei auch die Reben kaputt." Auch hier konnten bislang keine Täter ermittelt werden.

Gut ausgegangen ist dagegen der Diebstahl der Wegweiser zum Weingut Geltz-Zilliken am vergangenen Wochenende. Offenbar waren die Schilder den Dieben dann doch zu schwer geworden, so dass sie sie weggeworfen haben. "Ein Mitarbeiter des Bauhofs hat sie gefunden und und uns zurückgegeben", sagt Zilliken.
Die Polizei Saarburg bittet um Hinweise, Telefon 06581/9155-0.

Meinung: Keine Kavaliersdelikte

Die Region lebt davon, dass viele Kultur- und Naturdenkmäler frei zugänglich sind. Das ist gut so, denn nur so können Wanderer, Gläubige, Touristen und Menschen, die hier leben, den Geist der Region atmen. Der Schaden solcher Taten ist zwar ärgerlich, aber der lässt sich in der Regel wiedergutmachen. Schlimmer ist der psychologische Schaden. Wer etwas der Allgemeinheit im Vertrauen darauf, dass nichts zu Schaden kommt, überlässt, fürchtet oft, dass sich die Tat wiederholt. Trotzdem wäre es der falsche Weg, wenn man als Folge des Vandalismus Kirchhöfe abends absperren und Weinberge umzäunen würde. Deshalb ist es wichtig, dass solche Taten von der Polizei aufgeklärt werden. Denn das Anstecken einer Kapelle oder das Umtreten von Weinbergspfählen sind kein Kavaliersdelikt. Es sind Straftaten. saarburg@volksfreund.de


Extra: Rechtslage

Gemeinschädliche Sachbeschädigung ist in Paragraf 304 des Strafgesetzbuches (StGB) definiert. Danach wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder Geldstrafe bestraft, wer rechtswidrig Gegenstände der Verehrung einer im Staat bestehenden Religionsgesellschaft, öffentliche Denkmäler, Naturdenkmäler oder andere näher definierte Dinge beschädigt oder zerstört.

Hintergrund Lambertuskapelle

Ayl/Saarburg: Entsetzen über Frevel an Lambertuskapelle
Foto: Alexander Schumitz

Die Lambertuskapelle ist Mitte des 19. Jahrhunderts an der Stelle der kurz zuvor abgerissenen St. Lambertus-Pfarrkirche gebaut worden. Errichtet wurde sie zum Teil aus Resten des Vorgängerbaus. Tatsächlich dürfte die Geschichte der St. Lambertus-Pfarrkirche bis ins 9. Jahrhundert zurückreichen.
Noch bis ins späte Mittelalter mussten die Saarburger bis nach Ayl laufen, wenn sie ihre Kinder taufen, heiraten oder Angehörige bestatten wollten. Erst Bischof Charles Mannay (1745 - 1824) hat 1802 die Pfarrgemeinde St. Laurentius in Saarburg zu einer eigenständigen Gemeinde erhoben.
Noch bis in die 1920er Jahre wurden auf dem Kirchhof die Verstorbenen aus Ayl und dem Saarburger Stadtteil Niederleuken begraben. Bis auf zwei Gräber wurde der Kirchhof in den 1970er Jahren geräumt.
Der heilige Lambert (635 - 705) war Bischof von Lüttich. Er wurde ermordet, weil er sich für die kirchlichen Immunitätsrechte einsetzte und damit im Widerspruch zum Grafen des Hespengaus stand. Die Karolinger verehrten Lambert sehr. Schon bald nach seiner Heiligsprechung trugen zahlreiche Kirchen in Südwestdeutschland seinen Namen, etwa im Kloster Lorsch (Hessen).

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