Beharrliche Arbeit an einem großen Projekt

Wasserliesch · Der Titel klingt ein wenig bombastisch und übertreibt doch nicht: Vom "Europäischen Zentrum für Chorkultur" in Wasserliesch gehen für die Musik der Großregion wichtige Impulse aus. Carola Ehrt und Martin Folz leisten dabei Basisarbeit - und die ist nicht immer einfach. Dem TV erzählen sie davon.

Wasserliesch. Sie brennen für ihre Projekte. Wenn es um die Chormusik in der Großregion, vor allem aber um ihren Robert-Schuman-Chor geht, dann überstürzen sich bei Organisatorin Carola Ehrt und Dirigent Martin Folz die Ideen.
Da schwingt eine überschäumende Begeisterung mit - für die Arbeit mit jungen Menschen, für die Kooperation über Staatsgrenzen hinweg, die immer noch in den Köpfen sehr präsent sind.
Und schließlich auch für einen neuen Umgang mit historischen Kompositionen wie Haydns Oratorium "Die Schöpfung". "Wir wollen Dinge auf den Weg bringen und eventuell neu erfinden."
Starke Impulse



Der Musiker Folz und die Kulturmanagerin Ehrt haben im unscheinbaren Einfamilienhaus mitten in Wasserliesch ein kleines kulturelles Kraftzentrum etabliert - das "Europäische Zentrum für Chorkultur".
Es ist ein Ort, von dem starke Impulse ausgehen - nicht nur für die Musikkultur in der Großregion, sondern auch für die musikalische Ausbildung junger Menschen und ihre Orientierung.
Spektakuläre Events spielen dabei keine Rolle. "Wir leisten Basisarbeit, und die ist manchmal hart", sagt Martin Folz. Für Anfang September ist zum Beispiel in Wasserliesch wieder ein musikalisches Grundschul-Camp geplant; eine Werkstatt, in der Kinder frei von Leistungsdruck ihre Kreativität entfalten können.
Viele Aktivitäten


Es haben sich 40 junge Menschen angemeldet, davon mehr als zwei Drittel mit einem Instrument. Gerade in einer Zeit, in der häusliches Musizieren allmählich ausstirbt, sollen sie möglichst früh in Ensembles integriert werden. Folz: "Wer anfangs fünf Töne spielen konnte, spielt am Ende zehn, weil er es von den anderen gelernt hat." Mittelpunkt der Arbeit bleibt indessen der Robert-Schuman-Chor, der 1998 gegründet und nach dem großen Europäer Robert Schuman benannt wurde. Er ist ein projektbezogen arbeitender Jugendchor mit hohem künstlerischen Anspruch.
Einmal im Monat treffen sich rund 30 junge Menschen zu Arbeitsphasen und anschließenden Konzerten. Sie kommen aus Lothringen, dem Saarland, Luxembourg und der Wallonie, und erstmals waren bei den Proben zum jüngsten Projekt in Beaufort und Neuerburg auch zwei Trierer dabei.
Die Leitung liegt in den Händen eines Dreier-Teams: Martin Folz (D), Camille Kerger (L) und David Reiland (B).
Auf der Agenda steht unter anderem ein 2012 begonnenes Langzeitprojekt. Unter Federführung von Camille Kerger erarbeiten die Sängerinnen und Sänger eine aktuelle Neufassung von Joseph Haydns "Schöpfung". Dabei soll die musikalische Bildersprache in diesem Oratorium so umformuliert werden, dass sie im Lebensgefühl junger Menschen Platz hat.
Und wenn am 22. Oktober in der Philharmonie das Konzert "War and Pieces" mit Stargeiger Daniel Hope an den Ersten Weltkrieg erinnert, dann ist der Schuman-Chor selbstverständlich dabei. Das ist nur ein Ausschnitt aus den vielfältigen Aktivitäten des "Europäischen Zentrum für Chorkultur". Immer wieder wird Martin Folz für andere Projekte engagiert. Zum Beispiel für eine Musical-Produktion "Der kleine Tag" im Landkreis Kusel.
Aufhören ist kein Thema


Und selbstverständlich unterstützen Carola Ehrt und Martin Folz den Sinfonischen Chor der Großregion, der in der Luxemburger Philharmonie Ende Oktober in Beethovens "Neunter" den "schönen Götterfunken" beschwören wird - übrigens unter der Leitung des Barockmusik-Spezialisten Ton Koopman.
Einfach ist die künstlerische Arbeit in der Großregion immer noch nicht. "Sie ist nach wie vor kein Selbstläufer", sagt Carola Ehrt. Was bedeutet: Immer wieder sind Anstrengungen, Ideen, Impulse, Initiativen nötig, damit das Projekt weitergeht. Kürzlich ist das Orchester der Großregion aufgelöst worden.
Für Carola Ehrt und Martin Folz sind diese Nachrichten kein Anlass zur Resignation. Der Tenor in ihren Stimmen ist deutlich: "Gerade deswegen dürfen wir in diesem Moment nicht aufhören."

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