Neuer Geist in historischen Gängen

Prüm · Die Jahresausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK) geht am Sonntag in der ehemaligen Abtei zu Ende. Wie wars in diesem Sommer? Der TV hörte nach.

Prüm. Manchmal ist es schwierig genug, das Publikum für die Kunst zu gewinnen. Noch schwieriger scheint es aber, das Publikum zu Referaten über die Kunst zu locken.
Das aber war eine der Ideen, mit denen EVBK-Präsidentin Marie-Luise Niewodniczanska diesen Sommer das Programm aufwerten wollte. Und tatsächlich fanden sich etliche, die den Künstlern zuhören wollten. Nicht zuletzt dem aktuellen Kaiser-Lothar-Preisträger Franziskus Wendels, bei dessen Vortrag sich am vorigen Samstag eine stattliche Besuchergruppe einfand. Insgesamt, sagt die Präsidentin, "waren die Vorträge interessant, spannend und dafür, dass es ein erster Versuch war, auch gut besucht. Auf jeden Fall werden sie in Zukunft zur Ausstellung gehören."
Klingt doch gut, Frau Niewo. Besser jedenfalls als die Missklänge, die im Frühjahr den Abgang des bisherigen künstlerischen Leiters und Niewo-Stellvertreters Hans-Wolfgang Menges-Spell begleiteten (der TV berichtete). Mit Menges verabschiedeten sich einige andere bisherige Ausstellungsteilnehmer, weil sie den Stil und die durchaus dominante Art der Präsidentin nicht gut fanden. Die deutliche Mehrheit hingegen steht hinter ihr.
Die Grabenkämpfe müssen den Außenstehenden nicht interessieren. Wie aber ist die Ausstellung zu beurteilen? Hat sie mehr gebracht als in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten?
Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy, die den Kaiser-Lothar-Preis verleiht, ist diese Woche in Urlaub. Fragen wir also den EVBK-Geschäftsführer und Chef der Tourist-Information Prümer Land, Georg Sternitzke, der sich zu den internen EVBK-Querelen nicht äußern will, zumal sich die Präsidentin ja durchgesetzt habe: Die Schau, sagt er, sei "auf jeden Fall schöner geworden vom Gesamtbild. Es ist eleganter." Die Räume kämen besser zur Geltung und zugleich die dort ausgestellten Arbeiten. "Und das ist auch für die Künstler schöner." Das habe die Präsidentin nicht allein gemacht, obwohl sie "unheimlich fleißig" sei: "Was sie geackert hat, das ist bewundernswert."Experiment gelungen


Sternitzke verweist auf Artur Bozem, Karl-Heinz Hennerici und Ursula Greib, die an der Vorbereitung intensiv beteiligt waren, die dürfe man nicht vergessen. Seine Meinung: "Es war ein Experiment. Und das ist gelungen."
Auch wenn das vielleicht nicht alle Besucher so sehen: Manchen, sagt der TI-Chef, sei die Ausstellung ein wenig zu elitär geraten, zu fein. Andererseits hätten ihm wiederum viele gesagt, dass sie genau das sehr gut fänden. Und das werte das Image der ganzen Sache nach außen auf.
Die Besucher … auch so eine Frage: In den vergangenen Jahren krankte die Ausstellung, trotz ihrer Dauer, trotz der vielen Kunst, trotz der ehrwürdigen Atmosphäre im Regino-Gymnasium, am Zuspruch der Massen.
Hat sich denn da etwas getan? Ja, mit Einschränkung: Es seien mehr Besucher als in den Vorjahren, sagt Sternitzke. Wenn auch nicht allzu viele: In den bisher knapp vier Wochen zählte man, abgesehen von den rund 500 zur Eröffnung, knapp 1000 Menschen. Mit dem Finalwochenende könnten es also mehr als 1500 werden, vielleicht 2000. Für die Präsidentin "eine gute Zahl", auch von den Katalogen seien mehr verkauft worden. Die Kunstwerke fanden ebenfalls mehr Abnehmer, der Umsatz liege bei 15 000 Euro. "Mehr als im letzten Jahr, wir sind zufrieden."
Immerhin kamen die Besucher zu deutlich verkürzten Öffnungszeiten. Denn statt wie früher bereits von 9 Uhr an waren die Werke nun nur an den Nachmittagen zu sehen. "Das ist eine gute Einrichtung", sagt Sternitzke. "Es konzentriert sich mehr." Sein Fazit: "Man hat den Eindruck, dass es besser läuft." Und eine gute Nachricht gibt es am Ende noch für die Künstler: Der Vorstand hat auf das vermutlich nachhaltige Drängen der Präsidentin beschlossen, die Teilnahmegebühr zu senken. Von 72 auf 45 Euro. Immerhin.Meinung

Ein bisschen mehr ist noch drin
Regelmäßige Vorträge und Führungen, andere Öffnungszeiten, eine neue, aufgeräumtere Hängung, ein Wechsel in der Besetzung der Jury alle zwei Jahre, und auch die Lothar-Preisträger müssen sich der Auswahl stellen: Die Änderungen bringen Bewegung, sie haben zu einem zarten Anstieg der Besucherzahlen und besserer Resonanz der Prümer Ausstellung geführt. Dennoch wünscht man sich, dass das Verhältnis zwischen Ausstellern und Besuchern noch deutlich anders wird als bisher, damit die Jahresschau an verdientem Renommee gewinnt. fp.linden@volksfreund.deExtra

Die Ausstellung im Regino-Gymnasium ist noch heute und morgen von 13.30 Uhr an zu sehen, Eintritt 2 Euro. Um 14.30 Uhr am heutigen Samstag tritt die frühere Fernsehansagerin und Schauspielerin Dagmar von Kurmin in der Abtei auf und wird klassische Balladen von Schiller, Goethe und Fontane rezitieren. Die EVBK-Ausstellung wird am Sonntag gegen 16 Uhr abgebaut. fpl

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort