Rheinland-Pfälzer sollen mitverdienen

Zerf · Wenn die Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) aus dem saarländischen Teil des Hochwalds rund 1,4 Millionen Euro zusammenbekommt, kann sie eines von vier gerade im Bau befindlichen Windrädern auf dem Schimmelkopf kaufen. Oder sie kann sich prozentual an allen vier beteiligen. Dafür wirbt der Vorstand derzeit auch in den Dörfern auf rheinland-pfälzischer Seite.

 Kaufen oder beteiligen? Während auf dem Schimmelkopf vier Windräder gebaut werden, überlegt sich die Bürger-Energie-Genossenschaft Hochwald Modelle, wie sie am Windstrom verdienen kann. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Kaufen oder beteiligen? Während auf dem Schimmelkopf vier Windräder gebaut werden, überlegt sich die Bürger-Energie-Genossenschaft Hochwald Modelle, wie sie am Windstrom verdienen kann. TV-Foto: Herbert Thormeyer

Zerf. Der bisherige Erfolg der Bürger-Energie-Genossenschaft aus dem saarländischen Losheim kann sich sehen lassen. Aus 20 Gründungsmitgliedern vor zweieinhalb Jahren sind inzwischen 500 geworden, die mit ihren Einlagen an erneuerbarer Energie mitverdienen wollen. "Wer auf Windräder draufschaut, soll auch was davon haben", lautet die Maxime des Vorstandsvorsitzenden Henry Selzer.
Jetzt haben die Energie-Genossen die vier Windräder im Visier, die gerade auf dem Schimmelkopf auf Weiskircher Seite von der Firma Juwi aus Wörrstadt gebaut werden. Auch Rheinland-Pfälzer sollen Gelegenheit zu Investitionen in die energetische Zukunft bekommen.
Doch in Zerf stieß die Informationsveranstaltung auf eine sehr magere Resonanz. Die Hälfte der sechs Zuhörer stellte die Bürgerinitiative (BI) aus Greimerath, die gegen Windräder in der Kernzone des Naturparks Saar-Hunsrück kämpft.
Deshalb verstrich auch ein Großteil des Abends mit einem Disput von Herbert Martini und Jürgen Witt aus Greimerath mit BEG-Chef Selzer.
149 Meter Nabenhöhe bei 206 Metern Gesamthöhe werden die vier Windriesen auf dem Schimmelkopf (685 Meter) haben und dabei eine Maximalleistung von 48 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erzeugen, was allerdings von der BI bezweifelt wird.
"Wenn wir 1,4 Millionen Euro Eigenkapital aufbringen, können wir 80 Prozent eines eigenen Windrades fremdfinanzieren", rechnete Selzer vor. Denkbar sei aber auch eine Beteiligung am Gewinn, den die vier Juwi-Räder ab Dezember einfahren werden.
Doch bevor es so weit ist, wollen die Pioniere der sauberen Energieversorgung erst einmal zwei unabhängige Gutachten zur Effizienz der Anlagen abwarten. "Außerdem prüfen das die Banken, von denen wir Geld brauchen, alles noch einmal durch ihre Fachleute", schränkte Selzer ein.
Bislang hat die BEG bereits sechs Photovoltaikanlagen und ist an mehreren Windparks im Saarland beteiligt, an denen die 500 Mitglieder durch ihre Investitionen mitverdienen.
"Wir sind keine Windkraftgegner, sondern wollen nur keine Anlagen in der Kernzone des Naturparks", stellte Herbert Martini von der Greimerather Bürgerinitiative fest, und stellte die Frage: "Wo bleibt der Mensch und die Natur?"
Jürgen Witt stellte die Rentabilität der Anlagen infrage. Seine Behauptung "Die Rotorblätter verursachen Lärm", nannte Selzer "eine gewagte These".
19 Ausgleichsmaßnahmen haben die saarländischen Genehmigungsbehörden dem Bau auferlegt. Sogar die Reha-Klinik Weiskirchen sei einverstanden, weil dort nur 32 Dezibel Geräuschpegel zugesichert wurden, was auch ständig überwacht werden soll. "Wenn die Auflagen nicht eingehalten werden, wird abgeschaltet", versichert Selzer.
"Wenn ich die Türme von Cattenom sehe, habe ich Angst, und es ist mir dann fast egal, wo Windräder stehen", konterte Siegbert Schad aus Zerf. Kritik kommt allerdings auch aus der Verbandsgemeinde Kell. In einem Leserbrief moniert Holger Busch die Zerstörung von Rad- und Wanderwegen. "Brachiale Gewalt bei den Bauarbeiten" prangert der CDU-Gemeindeverbandsvorsitzende Sascha Kohlmann an. Der Keller Verbandsgemeinderat ist gegen Windräder in der Naturpark-Kernzone. Doch die neuen weißen Riesen stehen auf saarländischer Seite, wo es keine Kernzone gibt.Extra

Weitere Termine: Die Bürger-Energie-Genossenschaft Hochwald informiert über ihr Investitionsmodell wieder am 22. September in Schillingen, 19 Uhr, im Gasthaus Massen, am 29. September, um 19 Uhr im Reinsfelder Landgasthof Kuhl und am 6. Oktober um 19 Uhr im Hotel Zur Post in Kell am See. Weitere Informationen unter <%LINK auto="true" href="http://www.beg-hochwald.de" class="more" text="www.beg-hochwald.de"%> Der Vorstandsvorsitzende ist telefonisch unter 06872/ 901775 und per E-Mail unter henryselzer@hotmail.com zu erreichen. doth

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