Kommunen Es rappelt im Prümer Karton

Prüm · Straßen, Kreisel, Zebrastreifen: Die Fraktionen im Stadtrat Prüm haben sich am Dienstag mit den Plänen zum neuen Hahnplatz befasst. Dabei stellte sich heraus: So richtig rund läuft die Sache noch nicht.

Prüm. Man kann sich ja, gerade in Prüm, so herrlich verzetteln und zerzanken. Vor allem beim Dauerthema neuer Hahnplatz: In der Sitzung am Dienstag stellten Helmut Bell vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Gerolstein und Stefan Jovy vom Prümer Ingenieurbüro Scheuch die Entwürfe für Verlauf und Gestaltung der Hahn-, Tiergarten- und Bahnhofstraße rund um den Kreisverkehr am Platz vor. Der LBM redet hier mit, denn die Straßen sind zugleich Bundesstraßen. Das Ganze sei, sagte Bell, "ein erster Vorentwurf, also eine Diskussionsgrundlage". Diese Vorlage nahmen die Fraktionen aber sowas von gerne auf: Zum Beispiel bei der Frage nach dem Durchmesser des künftigen Kreisverkehrs: 26 Meter soll dieser betragen, vier mehr als beim aktuellen Provisorium, aber "das Mindestmaß, das für kleine Kreisel erforderlich ist", sagte Stefan Jovy - und dass der LBM auf diesen Durchmesser bestehe.Die Prümer aber diskutierten lieber: Ein paar Meter weniger, das gehe doch vielleicht, 22 oder 24. Auch Architekt Maik Böhmer hat um eine Verkleinerung gebeten, aber darauf lässt sich der LBM nicht ein: Da die Straßen auch als Umleitung herhalten müssen, wenn zum Beispiel auf der B 51 ein Unfall das erfordert, muss der Kreisel für Lastwagen mit Anhängern befahrbar sein, ohne dass sie die Mittelinsel oder die Außenkanten berühren. Kleiner geht\'s nicht

Zudem, sagt Helmut Bell, verlangsame ein Kreisel in dieser Größe den Verkehr, weil in einem anderen Winkel hineingefahren werde. In einen kleineren könne man praktisch geradeaus durchrauschen. Das zeige die Erfahrung aus anderen Orten: Die Autos, sagt Bell, "sind uns da über Stock und Stein gefahren. Das kann man vergessen."Hin und her ging es auch bei der Frage: Querungshilfen oder Zebrastreifen? Der LBM sieht an den Zufahrts-Armen längliche Mittelinseln in der Fahrbahn vor - mit einer Fläche, die der Fußgänger zum Warten und Schauen benutzen kann, bevor er die zweite Fahrbahnhälfte überquert: Das habe sich unter anderem in der Sarresodorfer Straße in Gerolstein mit täglich 11 000 Fahrzeugen bewährt, sagte Bell (in Prüm sind es 7000).Egal, fand Bernd Weinbrenner (SPD): "Wir sind hier in Prüm". Parteikollege Markus Fischbach und andere plädierten ebenfalls für die Zebrastreifen, während Gaby Bretz von der CDU auf die Querungshilfe in Niederprüm verwies, die bestens funktioniere. Beim Zebrastreifen "muss ich immer damit rechnen, dass jemand um die Ecke geschossen kommt und drüberläuft".Und so disputierten sie noch eine Zeit lang weiter. Auch über die Begrünung des Platzes gerieten sich Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy und Bernd Weinbrenner in die Haare: Zahlreiche Bürger, sagte Weinbrenner, hätten sich nun doch gewünscht, die Bäume am Platz zu erhalten - mit Böhmers Gestaltung aber "kriegen wir eine glatte, platte Fläche". Für die Stadtbürgermeisterin ein Grund, zur Ordnung zu rufen: "Wir sind jetzt an einem Punkt, wo wir nicht mehr jeden fragen können." Der Entwurf des LBM wurde jedenfalls abgesegnet - mit dem Zusatz der Stadtchefin, "die Feinheiten" zu einem anderen Zeitpunkt zu diskutieren. Schluss und aus? Nein: Denn der Zinnober um Zebrastreifen, Querungshilfen, Begrünung und Fragen wie zur Anzahl der Parkplätze geht offenbar über das hinaus, was in der Sitzung zur Sprache kam: Deshalb hat Mathilde Weinandy gleich am gestrigen Mittwoch noch einmal den Stadtrat zur nichtöffentlichen Beratung zusammengerufen. Es rappelt offenbar ziemlich im Prümer Karton. Auch zwischen LBM und Planer: "Der LBM hat seine Vorstellungen, Herr Böhmer auch", sagt Mathilde Weinandy. "Und das muss abgesprochen werden." Deshalb habe sie den Rat noch einmal einberufen. Und dabei werde sie allen "noch mal zeigen, was sie selber beschlossen haben", damit dass nicht immer wieder neu zerredet werde.Zuspruch für Baugebiet

Sehr einverstanden, immerhin, zeigten sich die Fraktionen mit dem Entwurf für das künftige Neubaugebiet "In der Steinertsbach" oberhalb der Stadt, vorgestellt von Rosemarie Bitzigeio aus dem Winterspelter Büro Plan Lenz: Rund 35 Grundstücke sind dort vorgesehen, das Büro will vor allem die Südhanglage nutzen: Deshalb seien dort auch Photovoltaikanlagen und Passivhäuser möglich. Im Plan sind zudem alle Gebäude so angeordnet, dass niemand dem Nachbarn den Blick ins Tal und in Richtung Niederprüm verbauen kann. Das fanden alle gut, die Planung wird fortgesetzt. Meinung

Das haben sie nun davonSie wollten unbedingt ihren Kreisverkehr auf dem Hahnplatz, die Prümer. Jetzt bekommen sie ihn. Und er bremst die Gestaltungsmöglichkeiten stark ein, wie der LBM in der Sitzung, sozusagen als behördlicher Spielverderber, deutlich machte. Schon bröckelt die bisherige Einigkeit über den Entwurf von Architekt Maik Böhmer: Ein Bäumchen hier, fünf Parkplätze da, dort aber bitte einen Zebrastreifen, weil wir immer schon Zebrastreifen hatten. Und dann gestern die zweite Sitzung in zwei Tagen, um alles nochmal zu diskutieren. So wird das nichts. fp.linden@volksfreund.de

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