Steinkörbe in den Hang hineingebaut

Trier · Die Domäne Avelsbach in Trier erneuert sich: Nachdem das Land Rheinland-Pfalz 2010 ein neues Kellereigebäude errichten ließ, ist das staatliche Weingut seit September 2013 auch auf dem Weg zum Ökobetrieb.

 Die Domäne Avelsbach mit ihrem preisgekrönten Kellereigebäude (im Uhrzeigersinn), die restaurierte Vinothek beeindruckt mit dem offenen Dachstuhl. Nahaufnahme der Gabionen: der Eingang zum Keller, der auch innen auf dem neuesten Stand der Technik ist. TV-Fotos: Verona Kerl (1), Friedemann Vetter (3)

Die Domäne Avelsbach mit ihrem preisgekrönten Kellereigebäude (im Uhrzeigersinn), die restaurierte Vinothek beeindruckt mit dem offenen Dachstuhl. Nahaufnahme der Gabionen: der Eingang zum Keller, der auch innen auf dem neuesten Stand der Technik ist. TV-Fotos: Verona Kerl (1), Friedemann Vetter (3)

Trier. Was hat die Preußen 1895 eigentlich geritten, als sie meinten, sie müssten allen Mosel- und Saarwinzern zeigen, wie man Wein mustergültig anbaut? Als die preußische Regierung Anfang des 20. Jahrhunderts die Domäne Avelsbach mit Leitbildfunktion bauen ließ, ahnten die Regierungsbeamten nicht, das einmal eine Zeit kommen würde, in der sich das Unternehmen auch wirtschaftlich tragen können muss.
Ein nicht unerheblicher Faktor für das Land Rheinland-Pfalz, das als Rechtsnachfolger die Domäne quasi "geerbt" hat. 2008 entschied sich das Land zu investieren. Ein sinnvolles Unterfangen, waren doch Weinkeller und Verkaufsraum in der Trierer Innenstadt angesiedelt, der eigentliche Weinbaubetrieb dagegen in Trier-Kürenz. Als die Immobiliengesellschaft Triwo AG auch noch den mehr als 5000 Quadratmeter großen Weinkeller der Domäne Avelsbach in der Sichelstraße kündigte, war Fall X eingetreten. Neue Pläne mussten her.
"Die Außendarstellung wird zunehmend wichtiger", sagt Christoph Oster, zuständig für den Außenbetrieb der Domäne und gleichzeitig Betriebsleiter des Staatsweingutes in Bernkastel-Kues. Die Idee: einen neuen Keller für den 25 Hektar großen Betrieb zu bauen und gleichzeitig das alte Verwaltungsgebäude als Vinothek umzugestalten. "Das war eine gute Gelegenheit, alles zu modernisieren. Der alte Keller in der Sichelstraße war für unsere Verhältnisse sowieso überdimensioniert", resümiert Oster.
TV-Serie Wein und Architektur


Nun setzte sich die Bürokratie in Gang: Es gab denkmal- und landschaftspflegerische Auflagen sowie Überlegungen zur Klimatechnik in den Produktionsräumen. Dies alles bezogen die Architekten Brigitte Coen (Entwurfsplanung, Niederlassung Trier) und Rolf Kuhn vom LBB, dem Landesbetrieb Liegenschaften und Baubetreuung Rheinland-Pfalz, in ihre Planungen mit ein. Am Ende, also 2010, war der neue Keller für insgesamt 1,63 Millionen Euro fertig. Der Bauherr LBB grub den knapp 45 Meter langen Betonbau mit einer Tiefe von etwa zehn Metern teilweise in den Hang hinein und gliederte ihn dreifach. Der Besucher steht nun vor einer Fassade aus rotbunten Natursteinen, die durch die sogenannten Gabionen - mit Steinen gefüllte Drahtkörbe - einerseits traditionell wirkt, auf der anderen Seite aber topaktuell ist. Denn zusammen mit einer Kerndämmung sorgt das Fassadenmaterial im Innern für eine optimale Kellertemperatur.
Auch innen präsentiert Christoph Oster einen Keller auf dem neuesten Stand der Technik, in dem 250 000 Liter Wein erzeugt werden können. Nicht umsonst war die Domäne Avelsbach schon um 1907 ein Vorzeigebetrieb. Das Land Rheinland-Pfalz hat den Ehrgeiz, wieder einer zu werden. "Wir sollen ein Aushängeschild für die Mosel werden", sagt Oster. "Und wir sind dabei, auf Ökobetrieb umzustellen. Nach drei Jahren Umstellungsphase, also 2016, dürfen wir mit dem Label Öko-Wein werben. Damit sind wir einer der größten Ökobetriebe an der Mosel."
Ein Aushängeschild in Sachen Wein und Architektur ist die Domäne Avelsbach bereits. 2013 erhielt sie bei einem bundesweit ausgeschriebenen Wettbewerb von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz eine Anerkennung. In der Begründung der Jury heißt es: "Die Gabionen greifen die Anmutung der traditionell geschichteten Weinbergmauern auf, setzen sie jedoch interpretierend und mit industrieller statt handwerklicher Ausführung um." Dem ist nichts hinzuzufügen.

Extra

Sie bauen aus, sie bauen um, sie bauen an: Viele Traditionsweingüter an Mosel, Saar und Ruwer wandeln sich. Eine neue Generation von Winzern stellt sich den Herausforderungen der Zukunft, indem sie auch architektonisch neue Wege geht. In einer sechsteiligen Serie berichtet der TV über Winzerbetriebe, die dabei ihre Vorstellungen ganz unterschiedlich umgesetzt haben. vkExtra

1895 kam der preußischen Regierung die Idee, staatliche Weinbaudomänen an Saar und Mosel zu errichten. Sie sollten Musterbetriebe mit Leitfunktion werden. 1901 begann der Bau der Domäne Avelsbach in Trier. Der dazugehörige 5500 Quadratmeter große Zentralkeller wurde in den Jahren 1903 bis 1905 in der Sichelstraße in der Trierer Innenstadt gebaut. 1977 fusionierte Avelsbach mit der Lehr- und Versuchsanstalt Trier und wurde umbenannt in Staatliche Weinbaudomäne Trier. Von 1985 bis 1992 war eine Sanierung der Gebäude fällig. Seit 2011 wird die Domäne Avelsbach als Wirtschaftsbetrieb des Landes Rheinland-Pfalz geführt. vk

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