Pflanzengift verseucht Sauer - Luxemburger Regierung warnt vor Verzehr von Fischen

Luxemburg/Mainz · Eine große Menge des Pflanzengifts Metazachlor ist in Belgien in einen Seitenlauf der Sauer geflossen. In Luxemburg hat die Regierung bereits vor dem Verzehr von Fischen aus der Sauer und den umliegenden Gewässern gewarnt. Nun fließt das verunreinigte Wasser Richtung Deutschland und damit auch in die Mosel.

Mit Metazachlor verunreinigtes Wasser breitet sich den Flusslauf der Sauer entlang aus. Metazachlor ist ein Pflanzenschutzmittel, das beim Rapsanbau verwendet wird. Die Pressesprecherin des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums, Stefanie Lotz, erwartet, dass Luxemburg über den Warn- und Alarmplan Mosel und Saar informieren wird, wenn relevante Konzentrationen an Metazachlor gemessen werden. Erst dann werde das Wasserwirtschaftsamt die Grenzwertkontrollen in Rheinland-Pfalz intensivieren. "Bislang ist die Wasserqualität des Trinkwasserstausees der oberen Sauer so, dass keine Gefahren für Gesundheit von Mensch und Tieren zu erwarten sind", sagt Lotz auf Anfrage des TV.

In Luxemburg hat die Regierung allerdings am vergangenen Freitag davor gewarnt, Fische aus der Sauer zu essen. Da die Sauer auch den "Stau", Luxemburgs größtes Trinkwasserreservoir speist, werden nun regelmäßig Wasserproben genommen. Entlang der Sauer in Luxemburg ist mittlerweile an drei Punkten das Pestizid nachgewiesen worden. Am Montagabend berichtete die Luxemburger Tageszeitung Tageblatt zudem, dass das Pflanzengift erstmals auch im Wasser des Stausees gefunden worden sei.

Zuvor hatte der Direktor des luxemburgischen Trinkwassersyndikats Sebes (Syndicat des eaux du barrage d'Esch-sur-Sûre), Georges Kraus, erklärt, dass das Trinkwasser derzeit nicht verunreinigt sei: "An der Entnahmestelle konnten wir noch keine Verschmutzung nachweisen." Allerdings hatte auch Kraus damit gerechnet, dass das belastete Wasser in den nächsten Tagen dort ankommen wird. "Es hängt dann von der Stärke der Verunreinigung ab, ob die Aufbereitung ausreicht", sagt Kraus. Ansonsten müsse auf andere Trinkwasserquellen zugegriffen werden.

Am 17. September war in Belgien ein Sprengwagen umgestürzt. Dabei gelangten 6000 Liter des Pestizids Metazachlor in einen Nebenlauf der Sauer. Bereits zwei Tage später stellten die luxemburgischen Behörden eine leicht erhöhte Belastung mit Metazachlor fest.

Genauere Untersuchungen ergaben, dass die Giftwelle zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht an diese Stelle gelangt war. In Luxemburg wird deshalb jetzt über die Grundbelastung des Wasserreservoirs mit Pestiziden diskutiert. Denn die 6000 Liter Metazachlor wären über die Zeit verteilt auch so in die Sauer gelangt. Nur rund um den Stausee besteht ein Trinkwasserschutzgebiet. Ansonsten ist entlang der Sauer konventionelle Landwirtschaft mit Spritzmitteln erlaubt.

In einigen Tagen könnte auch die Wasserversorgung von Luxemburg-Stadt teilweise von der Verunreinigung betroffen sein. Allerdings können bis auf Kirchberg und Kockelscheuer alle Stadtteile auf anderen Trinkwasserquellen als die Obere Sauer zugreifen.

Das Trinkwassersyndikat Sebes hat auf seiner Internetseite eine Karte mit den betroffenen luxemburgischen Regionen und eine Tabelle mit den aktuellen Messwerten veröffentlicht:

http://www.sebes.lu/fr/Pollution/

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