"So geht man mit alten Menschen nicht um"

Morbach · Die Caritas stellt zum Jahresende ihren Service Essen auf Rädern in Morbach ein. Das schlägt bei den Betroffenen hohe Wellen. Jetzt haben sich ein Essensbezieher und Ausfahrerinnen zu Wort gemeldet. Sie üben deutliche Kritik an dem Wohlfahrtsverband.

 Katja Zender bringt Hermann Catrein die Kunststoffbox mit seiner Mahlzeit. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Katja Zender bringt Hermann Catrein die Kunststoffbox mit seiner Mahlzeit. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Morbach. Schwere Geschütze fährt der Morbacher Hermann Catrein gegen den Caritasverband Eifel-Mosel-Hunsrück auf. Der Anlass: Die Caritas hat Mitte September angekündigt, ihren Dienst Essen auf Rädern in Wittlich und in Morbach zum Jahresende einzustellen (der TV berichtete). "Die Caritas hat sich schlecht verhalten, so geht man mit alten Leuten nicht um", echauffiert sich der 95-Jährige. Seit etwa zehn Jahren erhält er täglich seine Mahlzeiten, die im Altenheim Morbach gekocht und von den Fahrerinnen der Caritas an die Haustür geliefert werden. "Wir sind mit der Kündigung vor den Kopf gestoßen worden", sagt Catrein, der für sein Alter noch äußerst rege ist.
Vor der Kündigung hätte sich die Caritas um eine Ersatzlösung bemühen und diese präsentieren müssen, damit die alten Menschen eine Sicherheit haben, argumentiert er. Doch die alten Menschen wären das schwächste Glied und könnten sich nicht wehren. Rudolf Bollonia, Leiter der Caritas-Geschäftsstelle in Wittlich, ist bei Essen auf Rädern in Morbach mitgefahren und hat den derzeit 13 Essensbeziehern persönlich das Ende des Dienstes mitgeteilt. Bollonia habe dabei auf die Frage nach einer Lösung geantwortet: "Wir bemühen uns", sagt Catrein. Doch dies sage überhaupt nichts aus. "Da müssen Fakten auf den Tisch", sagt Catrein. Auch das jährliche Defizit von 8000 Euro, das Bollonia für die Essenslieferungen in Morbach genannt hat, nimmt Catrein nicht einfach so hin. "Die Caritas soll die einzelnen Posten des Defizits offen legen, damit man an einer Lösung arbeiten kann", sagt er. Man könnte dafür Mittel und Wege finden. Catrein selbst wäre bereit, mehr für das Essen zu bezahlen. Derzeit zahlt er für eine kleinere Seniorenportion 4,50 Euro. Eine normal große Portion kostet 6,50 Euro. Hinzu kommt ein Euro pro Anlieferung.
Katja Zender, die ebenso wie ihre Kollegin Gretel Weimar für die Caritas seit vier Jahren Essen auf Rädern ausliefert, sagt, dass die Essensbezieher die Information teilweise noch nicht begriffen haben. "Das sind alte Leute, die auch vergesslich sind." Weimar sagt, dass sie den Senioren gelegentlich bei anderen Dingen helfen, wie die Waschmaschine anstellen oder Tabletten bereitzulegen. "Die alten Leute freuen sich, wenn wir ihnen mal helfen." Die beiden Ausfahrerinnen haben sogar angeboten, auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten und angeregt, die Auslieferung von Mahlzeiten auf andere Dörfer auszuweiten. Doch sei auf diese Vorschläge nicht reagiert worden, sagen sie. Zender und Weimar haben zum Ende des Jahres bereits ihre Kündigung erhalten.
Was sagt Bollonia zu diesen Vorwürfen ? Zu detaillierten Fragen und Sachverhalten äußert er sich derzeit nicht. Stattdessen sagt er auf TV-Nachfrage, die Caritas sei in verschiedenen Gesprächen bezüglich Essen auf Rädern. Er könne daher zurzeit keine Auskünfte geben. Sobald Ergebnisse vorliegen, würde die Öffentlichkeit informiert.
Der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal führt nach eigenen Angaben derzeit viele Gespräche. Hackethal: "Wir hoffen, dass wir in absehbarer Zeit eine Lösung präsentieren können."

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