Das Ende der Esche

Neuerburg · Das Eschensterben, das sich mittlerweile durch ganz Europa zieht und vor einigen Jahren auch die Eifel erreicht hat, ist nicht aufzuhalten. Für die meisten Bäume kommt jede Hilfe zu spät. Ohnehin gibt es derzeit noch kein Mittel gegen den tödlichen Pilz.

Neuerburg. Im Herbst verschwindet das Problem. Allerdings nur optisch. Dann verlieren auch die anderen Laubbäume ihre Blätter, sodass es gar nicht mehr so sehr auffällt, dass unter den dann natürlich kahlen Bäumen auch viele kranke und bereits tote Eschen sind. Die Krankheit kommt schleichend, ist dafür aber in ihrem Verlauf radikal. Erst sterben nur einzelne Zweige. Dann vor allem junge Bäume, bis sich der Pilz auf den gesamten Bestand ausbreitet und innerhalb weniger Jahre alles Leben auslöscht.
Bereits in den 1990er Jahren ist das Problem in einigen Ländern aufgetaucht. In Dänemark sind mittlerweile 95 Prozent des Eschenbestands der Pilzerkrankung zum Opfer gefallen. Und für Deutschland, wo sich die Krankheit ebenfalls längst ausgebreitet hat, rechnen Forscher damit, dass bis 2017 ein Drittel des Eschenbestands abgestorben beziehungsweise verschwunden sein wird.
"Auffallend sind die Bäume, die ihre im letzten Jahr gebildeten Samen nicht mehr abwerfen konnten, weil der Pilz die Wasser- und Nährstoffversorgung der Triebe zerstört hat", sagt Andreas Duhr aus Bettingen. Er verfolgt das traurige Schauspiel bereits seit längerem und ist ratlos - genau wie die Forstämter.
"Es ist eine Pilzerkrankung, gegen die wir nichts machen können", sagt Olaf Böhmer, Leiter des Forstamts Neuerburg. Auch in seinem Zuständigkeitsbereich sind schon unzählige Eschen befallen. "Es ist meistens so, dass zunächst nur jüngere und mittlere Bäume sterben", sagt er, doch danach seien dann die älteren Eschen dran. Einige wenige Bäume seien offensichtlich resistent, doch die Mehrheit der Eschen sei dem Pilz hilflos ausgeliefert. Vor gut vier Jahren seien die ersten Symptome aufgetaucht, so Böhmer. Das bestätigt auch Axel Berens vom Landesforsten Rheinland-Pfalz. Genau wie für Böhmer gibt es auch für Berens im Grunde nur eine Maßnahme, um den Pilz auszurotten: die befallenen Bäume fällen. "Wir raten derzeit auch davon ab, neue Eschen nachzupflanzen", sagt er. Denn so- lange der Pilz über die Pollen weitertransportiert werde, bringe das nichts.
Ist der Baum erst einmal richtig befallen, verliert er darüber hinaus nicht nur Blätter, sondern auch an wirtschaftlicher Bedeutung. "Wenn wir die Bäume noch im lebenden Zustand fällen, lassen sie sich vielleicht noch verwerten", sagt Böhmer. Doch wenn der Pilz sich erst einmal so richtig ausgebreitet habe, dann seien die Eschen nur noch als Brennholz verwendbar. uhe
Extra

Die Gemeine Esche ist eine heimische Baumart und zählt mit einer Wuchshöhe von rund 40 Metern zu den größten Laubbäumen. Nach Buche und Eiche zählt die Esche zu den wichtigsten Laubnutzhölzern Mitteleuropas. Bereits in der Antike wurde die Esche, die 2001 auch Baum des Jahres war, zur medizinischen Zwecken verwendet. Sowohl die Blätter und Früchte als auch die Rinde wurden seitdem zur Behandlung von Krankheiten wie Knochenbrüche, Gelbsucht oder Rheuma verwendet. Auch in der Mythologie spielt die Esche als "Weltenbaum", dessen Äste sich über die ganze Welt erstrecken, eine besondere Rolle. uheExtra

Ganz schön gefährlich: Als Baum hat man es nicht immer leicht. Nicht nur, weil man irgendwann gefällt wird, sondern weil man als Baum auch natürliche Feinde hat. Wie zum Beispiel Rehe und Rotwild. Bei denen stehen die jungen Baumtriebe nämlich ganz weit oben auf der Speisekarte. Und auch die Nager machen den Bäumen ganz schön zu schaffen. Womit Eschen aber noch zu kämpfen haben, sind die ganz kleinen Tiere wie Milben, Motten oder Bastkäfer. Doch all das ist nichts im Vergleich zu den gefährlichen Pilzen, von denen die Bäume so oft befallen werden. Die töten alles ab. Und die Förster, die gerne etwas dagegen tun würden, können den Bäumne noch nicht helfen. uhe

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