60 Jahre an der Orgel

Starkenburg · Als 14-Jähriger spielte der gebürtige Starkenburger Dieter Hanß erstmals die Orgel in der evangelischen Kirche seines Heimatortes. Und er blieb dabei - 60 Jahre lang. Jetzt wurde er von seiner Pfarrgemeinde verabschiedet.

 Ein Leben für die Kirchenmusik: 60 Jahre spielte Dieter Hanß die Orgel in der Starkenburger Kirche. TV-Foto: Winfried Simon

Ein Leben für die Kirchenmusik: 60 Jahre spielte Dieter Hanß die Orgel in der Starkenburger Kirche. TV-Foto: Winfried Simon

Starkenburg. Das ist rekordverdächtig: 3500 Mal, vielleicht auch noch mehr - so oft saß Dieter Hanß in seinem Leben an der Starkenburger Kirchenorgel und erfreute die Gottesdienstbesucher mit Liedern und Chorälen. Jetzt feierte der 74-Jährige sein 60. Organistenjubiläum und nahm gleichzeitig Abschied. "Es war lange genug", sagt Hanß mit einem Schmunzeln. Als er im Rahmen eines Jubiläumsgottesdienstes verabschiedet wurde, spielte Kreiskantor Bernhard Rörich noch mehr Lieder als üblich, und der Kirchenchor Enkirch bedankte sich mit einigen ausgesuchten Stücken. Dieter Hanß, der seit 1965 im Nachbarort Enkirch lebt, spielte in all den Jahren Sonntag für Sonntag die Orgel - dabei hat er außer in der Urlaubszeit so gut wie nie gefehlt.
Hanß stammt aus einer musikalischen Familie. Sein Vater Friedrich, ein guter Sänger, war viele Jahre Vorsitzender des Gesangvereins Starkenburg und seine Mutter sorgte dafür, dass 1932 ein Klavier ins Haus kam, auf dem zunächst seine älteren Geschwister Adele und Werner übten.
Es war Ostern 1954, als Dieter Hanß zum ersten Mal ganz offiziell den Gottesdienst an der Orgel begleitete. 14 Jahre war er damals erst alt - und natürlich mächtig aufgeregt. Wochenlang hatte er den schönen Choral "Lobe den Herrn" geübt, immer und immer wieder die Melodie und den eingängigen Rhythmus auf der kleinen aber feinen Stummorgel gespielt. Die Premiere war ein großer Erfolg. Und weil es auf Anhieb so gut klappte, blieb er dabei. Die Starkenburger hatten endlich einen Organisten. Der damalige Kirchenmusikdirektor Hans-Hermann Kurig aus Traben-Trarbach gab ihm den letzten Schliff.
Hanß hat noch erlebt, dass der Blasebalg der Orgel manuell vom Küster mit Fußtritten betätigt wurde. Mitte der 1960er Jahre wurde der Blasebalg "elektrifiziert". Wohlweislich bestand das Presbyterium aber darauf, den alten Mechanismus nicht auszubauen. Und so kam es, dass an einem heißen Sommertag mitten im Gottesdienst ein Gewitter niederging und der Strom ausfiel. Dieter Hanß winkte einen jungen Mann von der Empore an die Orgel, der dann kräftig mit den Füßen den Blasebalg bearbeitete.
Am liebsten spielte Hanß Choräle. "Es sind uralte Lieder mit einem ganz besonderen Rhythmus. Da ist einfach Musik drin. Da kann man alle Schlager und Pop-Lieder vergessen", sagt er. Die größte Freude bereiteten ihm die Gottesdienstbesucher, wenn sie kräftig mitsangen. Hanß verstand sich nie als Solist, sondern als Begleiter der singenden Gemeinde. "Orgelspiel zusammen mit schönem Gesang, das ist für mich wie Honig mit Brot." sim

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