Forscher entdecken neue Maare in der Eifel

Manderscheid · Zu den bisher offiziell nachgewiesenen 75 Maaren der Eifel kommen zwei weitere, die an der L16 gegenüber dem Hinkelsmaar liegen und bisher unbekannt waren. Probebohrungen haben dafür Belege geliefert. Kieselalgen und vulkanisches Gestein wurden gefunden.

 Dr. Martin Koziol (Mitte) vom Maarmuseum in Manderscheid arbeitet mit Schweizer Studenten zusammen. Die übernehmen zum Beispiel das Probebohren. TV-Foto: Christina Bents

Dr. Martin Koziol (Mitte) vom Maarmuseum in Manderscheid arbeitet mit Schweizer Studenten zusammen. Die übernehmen zum Beispiel das Probebohren. TV-Foto: Christina Bents

Manderscheid. Auf den letzten Metern ist Kraft gefragt. Philipp Krüger, Michael Breuer und Ahmeduni Said hängen sich mit ihrem ganzen Gewicht an den Schlagbohrer, der das Bohrgestänge mit der Lautstärke eines vorbeidonnernden ICE in den Boden der Gemarkung "Irrwies" treibt. Hier sind Wissenschaftler am Werk, denn die Geologen, Präparatoren, Diplomanden und der Leiter des Manderscheider Maarmuseums suchen nach Beweisen dafür, dass es hier, zwischen der Mosenberg-Vulkangruppe und dem Meerfelder Maar vor Tausenden von Jahren weitere Kraterseen gab. Und die haben sie gefunden. Unter anderem haben sie eine Schicht aus Maartephra entdeckt und Kieselalgen, die in einer 40 Zentimeter dicken Tonsedimentschicht lagerten.
Diese Vermutung, dass es früher Maare waren, hat Dr. Martin Koziol, Geologe und Leiter des Maarmuseums in Manderscheid, schon seit langem. Der Museumsleiter erklärt: "Wir stehen hier am Ende einer Beweiskette, die Nachweise für die Maare sind jetzt da. Schon seit vielen Jahren habe ich aufgrund der Lage, der Geomorphologie (Landform) und der beiden Bäche, die hier entspringen, vermutet, dass hier etwas ist." Nachdem der Landwirt Wolfgang Regh, dem die Wiese gehört, und die Obere Naturschutzbehörde der SDG Nord das Vorhaben gestattet hatten, bohrten sich seine Helfer Meter für Meter in die Erde und zogen Bohrkerne heraus. Die Diplomandin Jenny Günther verpackt die Bohrkerne meterweise in Kunststoffschalen und Klarsichtfolie, damit die Sedimente nicht austrocknen. Studenten der Universität Basel werden später im Schweizer GEO-Labor des Kollegen Nikolaus Kuhn die Farbe und Konsistenz beschreiben, eine Kohlenstoffanalyse machen, und das Verhältnis von Ton zu Sand bestimmen. Schließlich kann man daraus ein genaues Bodenprofil mit den einzelnen Schichten erstellen.
Mikroskopische Untersuchungen ergänzen die Studien. Bis zu drei Meter tief wurde organisches und mineralisches Material gefunden. Die Wissenschaftler haben auch schon Namen für die beiden Maare: Das Obere und das Untere Irrwies-Maar.
Das Obere Irrwies-Maar hatte einen Durchmesser von 50 Metern und eine Tiefe von circa drei Metern. Bis heute existiert dort noch ein kleiner See. Das Untere Irrwies-Maar war doppelt so groß mit einem Durchmesser von 100 Metern. Die beiden Irrwies-Maare gehören zur Mosenberg-Vulkangruppe. Sie entstand in mehreren aufeinanderfolgenden Ausbrüchen. Der erste ereignete sich vor 80 000 Jahren. Die beiden neu nachgewiesenen Maare hatten flache, schlechte durchlüftete Seen. Im Oberen Irrwies-Maar konnten in einer 40 cm mächtigen Tonschicht Diatomeen (Kieselalgen) mit bisher fünf Arten nachgewiesen werden. Dies belegt eindeutig ein früheres Maarseestadium.
Wie es jetzt mit den neuen Erkenntnissen weiter geht, ist noch unklar. Koziol sagt: "Weitere Pläne haben wir im Moment noch nicht." Die Helfer der Maarentdeckung haben sich nach ihrem Einsatz erst einmal am Lagerfeuer von der erfolgreichen Entdeckerarbeit gestärkt.

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