Projekt als Weckruf für die Eifelorte

Daun/Gerolstein · Die Bevölkerung schrumpft auf dem Lande, und in den Dörfern stehen immer mehr Häuser leer. Wie die Bewohner mit diesem Trend umgehen und Perspektiven für ihr Dorf entwickeln können, das hat ein dreijähriges Projekt "DIE - Chance für das Dorf" aufgezeigt. Dabei wurden 125 Dörfer aus den Verbandsgemeinden (VG) Daun, Gerolstein, Kelberg und Ulmen beraten.

Daun/Gerolstein. Ohne ein gutes Bild von der Zukunft des eigenen Dorfs ist eine zielgerichtete Dorfentwicklung nicht möglich: Mit diesem Grundsatz war das Projekt "DIE - Chance für das Dorf" 2011 gestartet. Als Modelldörfer hatten Alflen (VG Ulmen), Betteldorf (VG Daun), Büscheich (VG Gerolstein) und Oberelz (VG Kelberg) eine besondere Rolle gespielt (siehe Extra). Beraten wurden sie vom Institut für Regionalmanagement (IfR) und der Firma Plan-Lenz
Ernüchternde Zwischenbilanz


Als ersten Schritt nahmen die Gemeinderäte und eigens gegründeten Arbeitskreise ihr Dorf demografisch unter die Lupe und erfassten den Gebäudebestand. Ernüchternd die Zwischenbilanz nach 18 Monaten: In den 125 Dörfern ist zwischen Juni 2011 und Dezember 2012 für immer weniger Menschen (minus 184 Einwohner) immer mehr Wohnraum (plus 159 neue Gebäude) geschaffen worden. Gleichzeitig stieg die Zahl der Leerstände um 139 auf 1120.
An Lösungsansätzen empfahlen die IfR-Mitarbeiterinnen Caroline Seibert und Andrea Soboth und die Architektinnen Rosemarie Bitzigeio und Cornelia Welker von Plan-Lenz eine sogenannte Dorf-Flurbereinigung bei beengter baulicher Situation oder schwieriger Zuwegung.
Alte Häuser auf dem Prüfstand


Dorf-Flurbereinigung heißt: Alte Gebäude sollten auf eine Revitalisierung überprüft oder - im Falle von sogenannten Schrottimmobilien - mit einem Zuschuss von 3000 Euro abgerissen werden. Finanzielle Unterstützung gibt es dafür derzeit von den Verbandsgemeinden Daun und Ulmen.
Manfred Klaus aus Betteldorf, Helga Löffelholz aus Daun-Waldkönigen und Erwin Steffes aus Mückeln wurden DIE-Botschafter und fungieren als Lotsen für Beratungs- und Fördermöglichkeiten und als Unterstützer von Ortsgemeinde- und Ortsbeiräten, etwa bei der persönlichen Ansprache von Eigentümern leer stehender Häuser. "Was nicht immer einfach ist, da es seitens der Eigentümer vielfältigste Gründe gibt, warum sie ein Gebäude leer stehen lassen", räumte Rosemarie Bitzigeio ein.
Dorfinnenentwicklung müsse auch eine soziale Komponente haben, erfuhren die Teilnehmer in den Dörfern und erhielten Tipps für die Verbesserung des Zusammenlebens und des Ortsbilds. Dem zunehmenden Gebäudeleerstand, dem steigenden Wertverlust auch bei guten Immobilien und der schwierigen demografischen Entwicklung in den vier VGen stellten die Berater die gute Lebensqualität, das Engagement der Bürger und den Wunsch der Jugendlichen und Senioren, in der Eifel zu bleiben, als positive Beobachtungen gegenüber.Extra

Werner Michels, Betteldorf (290 Einwohner): "Die Bürger wurden für die Problematik der demografischen Entwicklung sensibilisiert. So hat das gesamte Dorf, insbesondere die Vereine und die Jugend, einen deutlichen Schub erhalten, der Mut macht für die Zukunft. Die angeschobenen Projekte werden fortgeführt oder haben sich bereits etabliert. Auf der Liste stehen zudem die geplante Erweiterung des Dorfgemeinschaftshauses und die Erneuerung des Spielplatzes." Oswald Weber, Gerolstein-Büscheich (470 Einwohner): "Der wichtigste Effekt war wohl, dass wir sehr nachdrücklich aufgeweckt wurden. Denn wir verfügen über wenig Arbeitsplätze und Infrastruktur, und seit 2006 gehen die Einwohnerzahlen zurück. Der demografische Wandel war vorher unterschätzt worden. Im Arbeitskreis haben wir uns die Nähe zu Gerolstein zunutze gemacht und den Slogan ‚In Gerolstein arbeiten, in Büscheich wohnen\\' ausgegeben. Es ist im privaten und öffentlichen Bereich unter dem Motto ‚Miteinander - Füreinander\\' bereits einiges geschehen: Fassaden wurden verschönert, neue Ferienwohnungen geschaffen, ein Mehrgenerationentag der Jugend veranstaltet und der Dorfplatz erweitert und neu gestaltet. Wir machen auf jeden Fall weiter. Zusätzlichen Schwung gibt uns die Tatsache, dass in 2013/14 vier junge Familien nach Büscheich und Niedereich gezogen sind." Albert Grohnert, Oberelz (130 Einwohner): "Der Elan und die Motivation der Oberelzer sind groß. Der Gemeinderat will die Dorfentwicklung konsequent weiter vorantreiben. Als eine Aktion ist die erste Ausgabe der "Dorfschell" erschienen, ein Faltblatt, mit dem die Bewohner drei bis vier Mal im Jahr über Geschehnisse und Neuigkeiten informiert werden sollen. Vor kurzem hat die Gemeinde ein altes Fachwerkhaus gekauft, das in ein Saisoncafé umgewandelt werden soll. Zudem ist ein Ingenieurbüro beauftragt worden, den Fußweg zur Kapelle, die Bushaltestelle, die Dorfmitte und den Bereich oberhalb des Kinderspielplatzes neu zu planen." bb

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