Giftige Löschmittelrückstände in Gewässern um Spangdahlem

Binsfeld · Bürger sorgen sich wegen der giftigen Chemikalie PFT im Binsfelder Weiher und anderen Gewässern. Landesbehörden und Kommunalverwaltung haben zu einem Informationsabend geladen. Lösungen hatten die Experten nicht.

Eine Nachricht schreckte Anfang 2014 auf: Der Binsfelder Fischteich, genannt Märchen, ist mit Perfluorierten Tensiden (PFT) verseucht. Die Chemikalie stammt aus Löschmitteln der benachbarten US-Flugplatzfeuerwehr. Die Empfehlung der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, keine Fische aus dem See mehr in die Pfanne zu hauen, untermauerte den Ernst der Lage (der TV berichtete). Während das belastete Wasser unterirdisch vom Flugplatz gen Binsfeld sickerte, trat über der Erde nach und nach die ganze Wahrheit zu Tage: PFT ist (fast) überall. Nicht nur im Märchen, sondern in geringer Konzentration auch im Linsenbach oder in der Sammelkläranlage Kahlenbachtal.

Seit Monaten wird gemessen, Labore analysieren, auch Hechtfilets aus dem Teich kamen unter die Lupe.
Um einen ersten zusammenhängenden Überblick zur Lage zu geben, haben SGD Nord, Verbandsgemeinde Wittlich-Land und die Gemeinde Binsfeld zur Bürgerinformation geladen, zu der sich zahlreiche Binsfelder, aber auch Bewohner der Nachbarorte am Dienstagabend im "Weißenstein" versammelten. US-Vertreter fehlten. Doch hatte die Airbase umfangreiches Zahlen- und Kartenmaterial beigesteuert. Wie stark sind die Gewässer belastet? Kann man die Fische noch essen? Lässt sich die Wasserverunreinigung beseitigen? Mit diesen und ähnlichen Fragen sah sich die Expertenrunde konfrontiert. Doch egal ob von der SGD Nord, vom Landesamt für Umwelt und Gewerbeaufsicht oder vom Gesundheitsamt Bernkastel-Wittlich: Beruhigende Antworten oder klare Perspektiven konnte keiner der Fachleute geben.

Fazit nach drei Stunden sachlicher Aussprache: Viele Zahlen und Messwerte aus Binsfelder Gewässern, die alle weit über den zulässigen Höchstwerten der EU liegen. Und: Die Verschmutzung durch PFT, das bis vor einigen Jahren in vielen Produkten verwendet wurde und biologisch nicht abbaubar ist, muss als deutschland- und europaweites Problem gesehen werden, das auf absehbare Zeit nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist. Für den Fisch aus dem Teich gilt die letzte Verzehrempfehlung von nicht mehr als 500 Gramm im Monat - was das Aus als Angelgewässer bedeutet. Salat sollte nicht mit Wasser aus dem Linsenbach gegossen werden, aber den Kindern, die 2013 noch dort planschten, droht nach Angaben des Gesundheitsamtes keine Gefahr - dazu müsste der Kontakt mit PFT ständig bestehen.

Schlusswort von Moderator Joachim Gerke (SGD): "Das ist ein langfristiges Problem, bei dem viele Fragen ungelöst sind. Und es gibt keine Patentrezepte." VG-Bürgermeister Dennis Junk sagte: "Wir bewegen uns in schwammigen Gefilden über die niemand genaue Kenntnisse hat."

Der Angelverein, die Ortsgemeinde und die Verbandsgemeindewerke haben vorsorglich Anträge auf Schadensersatz an die zuständige Bundesimmobilienanstalt Bima gestellt.Meinung

Nichts Genaues weiß man nicht
Nun haben wir den Salat: oft Widersprüchliches und viele Zahlen und Werte, die da durch den Raum flogen, wobei selbst die Experten auf dem Podium offenbar im Nebel stocherten. Fest steht am Ende: PFT befindet sich in Teich, Bächen, Grundwasser und Kläranlage. Und zwar in Konzentrationen, die weit über den EU-Grenzwerten liegen. Ab welcher Dosis aber wirklich Gefahr besteht, weiß man nicht. Man weiß nur, dass PFT mit technischen Mitteln nicht rauszukriegen ist und daher allen noch lange erhalten bleibt. mosel@volksfreund.deExtra

Perfluorierte Tenside (PFT) werden künstlich hergestellt. Die Grundsubstanz dieser Stoffgruppe ist die Perfluoroktansulfonsäure. Die besonderen Eigenschaften von PFT: Sie sind wasser-, fett- und schmutzabweisend, gut wasserlöslich und sehr beständig. Seit über 50 Jahren werden PFT zur Beschichtung und Imprägnierung von wetterfesten Textilien (Gore-Tex, Lederimprägnierer wie Schuhspray) oder für fettabweisende Pappen/Papiere (etwa Fast-Food-Schalen) verwendet. Bis 2007 wurden PFT auch in höherer Konzentration in Feuerlöschschäumen verwendet, da sie den Mitteln besonders günstige Eigenschaften zur Bekämpfung von Öl-, Benzin- und Kerosinbränden gaben. PFT in gelöster Form sind für Mensch und Tier giftig und stehen im Verdacht, Krebs zu verursachen. Die Substanzen reichern sich im tierischen Gewebe an, etwa in den Fischen im Binsfelder Weiher, und sind in der Natur nicht abbaubar. Sie werden daher als langlebige Schadstoffe eingestuft. f.k.

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