Die Hauptverkehrsader der Brunnenstadt wird gekappt

Gerolstein · Die Hochbrücke in Gerolstein wird vermutlich 2019 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Schon jetzt wird in der Stadt diskutiert, wie die Folgen möglichst gering gehalten werden können. Die Stadt hofft auf eine nur einjährige Sperrung, die Planer gehen von anderthalb Jahren aus.

 Die Hochbrücke in Gerolstein, über die täglich 16 000 Fahrzeuge rollen, wird voraussichtlich 2019 abgerissen und neu gebaut. TV-Foto: Mario Hübner

Die Hochbrücke in Gerolstein, über die täglich 16 000 Fahrzeuge rollen, wird voraussichtlich 2019 abgerissen und neu gebaut. TV-Foto: Mario Hübner

Gerolstein. "Der Stadtrat regt an, die Sperrung der Bundesstraße auf maximal ein Jahr zu begrenzen, zudem soll zum Abriss der Hochbrücke noch eine Bürgerversammlung einberufen werden." So lautet der einstimmige Beschluss, mit dem der Stadtrat grundsätzlich den Planungen des Landesbetriebs Mobilität (LBM) zum Hochbrückenneubau zustimmt.Besondere Bedeutung


Die Begrenzung auf ein Jahr Sperrung der Bundesstraße ist nach Ansicht der LBM-Experten aber eher eine "Wunschvorstellung". LBM-Brückenbauchef Karl-Josef Tölkes hält "anderthalb Jahre Sperrung" für realistischer - bei einer Gesamtbauzeit von drei Jahren. Er sagt aber auch: "Wir werden dem Thema Bauzeit besondere Bedeutung bei der Planung und Ausschreibung beimessen." Höchstwahrscheinlich wird eine Stahlbrücke gebaut, da dies am schnellsten gehe. Auch sei davon auszugehen, bereits mit den Kreisverkehrsplätzen zu beginnen, bevor es ans eigentliche Brückenbauwerk geht. Und selbst ein Baustart der neuen sei vor dem Abriss der alten Brücke denkbar, da sie einen unterschiedlichen Verlauf haben.
Zum Projekt gehört, dass auch die darüber führende B 410 in unmittelbarer Umgebung umfangreich umgebaut wird. Zentral dabei ist, dass die beiden Ampelkreuzungen (an der Postbrücke und an der Buchhandlung Raabe) durch Kreisverkehre ersetzt werden.
Und auch auf der anderen Seite der Hochbrücke entsteht ein zusätzlicher Kreisverkehr - an der Einmündung des Kasselburger Wegs. Genau genommen wird der vorhandene Kreisel vor der Volksbank in die Länge gezogen - bis zur Einmündung des Kasselburger Wegs.
Das Ziel all dieser umfangreichen Umbaumaßnahmen ist es, die vor allem zu Stoßzeiten angespannte Verkehrssituation in Gerolstein zu entschärfen. "Bislang gibt es an den vier Knotenpunkten Postbrücke, Ampelkreuzung Rabe, Einmündung Kasselburger Weg und Kreisverkehr Volksbank immer wieder Rückstaus", sagt Gerolsteins LBM-Leiter Harald Enders. Nach dem Umbau "bleibt der Verkehr in Gerolstein flüssig - auch zu Stoßzeiten", prognostizierte er. Auch müsse man künftig wegen weit ausholenden Langholztransporter nicht mehr anhalten. Darauf werde bei der Dimensionierung der Brücke und der Kreisverkehre geachtet.
Bei seiner positiven Prognose stützt sich Enders auf eine Simulation, die Student Dietrich Rudi im Rahmen seiner Masterarbeit angefertigt hat. Sie stellt unter anderem das Verkehrsaufkommen um 17 Uhr in Gerolstein dar. Derzeit befahren im Durchschnitt täglich rund 16 000 Fahrzeuge die Hochbrücke, davon 1000 LKW. Damit ist sie der Verkehrsknotenpunkt schlechthin in der Brunnenstadt.
Und sie ist laut Enders das "komplizierteste Bauwerk in Gerolstein, denn es führt über sechs Bahngleise, die Bahnhofstraße und die Kyll". Künftig soll die Brücke nicht nur Autos und LKW sicher darüber führen, sondern auch Fußgänger und besonders Radfahrer. Zu diesem Zweck wird auf der einen Seite ein 1,75 Meter breiter Fußweg und auf der dem Bahnhof zugewandten Seite ein drei Meter breiter, kombinierter Fuß- und Radweg integriert. Die Radfahrer sollen so künftig vom Kasselburger Weg (Kylltalradweg) weiter über einen Radweg auf der Brücke bis hinunter zum Bahnhof geleitet werden, ohne dass sie die viel befahrene Bundesstraße benutzen müssen, wie bisher.
Bereits vor einem Jahr hatten die Verkehrsexperten des LBM ihre Planungen vorgestellt, diesmal aber weiter konkretisiert und den Baustart um gut ein Jahr nach hinten verschoben - auf 2019. Primär ging es ihnen aber darum, "auch den neuen Stadtrat mit den Planungen vertraut zu machen", und mit dem Grundsatzbeschluss das Startsignal für die weiteren Planungsschritte zu erhalten, wie LBM-Chef Enders ausführte.
Hintergrund der gesamten Baumaßnahme ist eine europäische Richtlinie, nach der Brücken künftig 25 Prozent mehr Lasten aufnehmen können müssen. Diese Vorgabe erfüllt die sanierungsbedürftige Hochbrücke in Gerolstein nicht mehr. Vor einem Jahr hatte LBM-Brückenexperte Oliver Arimond es so beschrieben: "Die Brücke ist nicht einsturzgefährdet, aber in einem schlechten Zustand. Wir geben ihr die Note 3,4 - wohlgemerkt auf einer Skala von 1 bis 4. Also mangelhaft bis ungenügend."Extra

Die Kosten für den Neubau der Hochbrücke werden derzeit mit gut fünf Millionen Euro beziffert. Die Kostenverteilung ist laut LBM-Chef Enders wie folgt geregelt. "Grundsätzlich bezahlt der Bund die gesamte Maßnahme, nur wo die Stadt breitere Gehwege als üblich wünscht und wo ihre Gehwege im Zuge des Umbaus erneuert werden, muss sie sich beteiligen." Der Zeitplan für den Abriss der alten, den Neubau der neuen Hochbrücke und die Herstellung der Kreisverkehe in unmittelbarer Nähe sieht so aus: Oktober 2014: Grundsatzbeschluss der Stadt Gerolstein über die vorgestellte Planung (ist erfolgt) Anfang 2015: Start der Vorentwurfsplanung; Abstimmung mit der Deutschen Bahn Mitte 2015: Fertigstellung der gesamten Straßenplanung für das Bauvorhaben Ende 2015: Fertigstellung der Vorentwurfsplanung Frühjahr 2016: Einleitung des Planfeststellungsverfahrens 2016/2017: Ende des Planfeststellungsverfahrens Ende 2017: Baurecht. 2018: Ausschreibung und Auftragsvergabe 2019: Baustart 2022: Fertigstellung mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort