Wasserliescher Kirche bleibt geschlossen

Konz · Das Hauptportal der Wasserliescher Kirche bleibt nach dem Diebstahl einer Marienfigur vorerst zugesperrt. Die Polizei hat noch keine Spur von den Tätern. Dafür stellte sich nun heraus, dass die Skulptur jünger ist als ursprünglich angenommen.

Konz. Nicht ein Hinweis ist bei der Saarburger Polizei eingegangen, nachdem Unbekannte vor etwas mehr als zwei Wochen eine Marienfigur aus der Kirche St. Aper in Wasserliesch gestohlen haben. Auch vor Ort fand sich keine Spur. Nichts. Die Täter haben die beiden Vorhängeschlösser, mit denen die Holzskulptur gesichert war, durchtrennt und alles mitgenommen.
Ein Riesenschreck


Für Pfarrer Bernhard Bollig war das ein Riesenschreck. Bollig: "Gerade diese Figur! Die Menschen haben immer wieder Kerzen davor angezündet und sind mit ihrem eigenen Leid dorthin gegangen." Die Pietà genannte Skulptur zeigt die Muttergottes mit dem Leichnam Jesu im Arm. Sie stand auf einer Konsole in einer Kapelle der Kirche.
Bislang ging Pfarrer Bollig davon aus, dass sie aus dem 17. oder 18. Jahrhundert stammt. So steht es in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen von St. Aper. Eine TV-Nachfrage beim Bistum Trier ergab allerdings, dass die Statue wesentlich jünger ist. Laut Sprecherin Christine Wendel hat das Amt für Kirchliche Denkmalpflege die Figur vor einiger Zeit auf den Beginn des 20. Jahrhunderts datiert. Sie stammt also nicht aus der Epoche des Barock, der Erschaffer habe den barocken Stil aber nachempfunden. Laut Wendel hat es keine direkte Vorlage für die Marienstatue gegeben, sie beruhe auf mehreren Vorbildern.
Damit dürfte die Maria von Wasserliesch, die immerhin um die 100 Jahre alt ist, wirtschaftlich gesehen weniger wert sein als ursprünglich gedacht. Das Bistum schätzt den Wert auf einen mittleren vierstelligen Betrag. Den ideellen Wert schmälert dies für Pfarrer Bollig aber nicht. Er sagt: "Es ist egal, wie alt die Figur ist. Es geht darum, dass sich Menschen dort versammeln, beten und Trost und Hilfe finden."
Und noch etwas ist anders, als ursprünglich gemeldet. Die Figur war kleiner, als es die Polizei angegeben hat. Der Pfarrer hat die Größe anhand des Staub- und Patinarandes, den die Skulptur hinterlassen hat, ausgemessen. Das Ergebnis: 32 Zentimeter breit und 62 Zentimeter hoch. Bollig: "Der Täter musste zwar durchs Hauptportal gehen, aber die Figur hätte auch in eine Tasche gepasst, sodass sie nicht aufgefallen wäre." Der Pfarrer, der umgehend die Polizei verständigt hatte, hat auch in der Sonntagsmesse dazu aufgerufen, die Augen offen zu halten. Wer etwas höre von solch einer Figur, solle sich melden. Doch auch dies blieb bislang ohne Resonanz.
Um die Kirche vor weiteren Diebstählen zu schützen, hat Bernhard Bollig umgehend reagiert: Seit dem Diebstahl bleibt das unter Denkmalschutz stehende Gotteshaus vorerst zu. Sonst stand es Einheimischen und Touristen tagsüber immer offen. Bollig bedauert die Schließung und erklärt: "Wir haben noch andere wertvolle Figuren, und ich sehe es nicht ein, dass wir uns die nach und nach klauen lassen." Ob es bei der Schließung bleibt, ist unklar. Mit dem Wasserliescher Pfarrverwaltungsrat will Bollig in der nächsten Sitzung nach Allerheiligen beraten, wie künftig verfahren wird.Extra

Im Idealfall sollen Kirchen laut Bistumssprecherin Christine Wendel rund um die Uhr geöffnet sein, denn sie seien Orte des Gebetes und der Stille für die Menschen. Doch gebe es Gründe, die Öffnungszeiten erforderten. Dies zu regeln, sei Sache der Pfarreien. Nur vereinzelt sind laut Wendel Kirchen im Bistum verschlossen; in den vergangenen Monaten wurden dort keine weiteren Diebstähle registriert. maiExtra

Für Bernhard Bollig, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Saar-Mosel, ist es nicht das erste Mal, dass er mit Diebstahl in der Kirche konfrontiert wird. Das bis dahin letzte Mal ist allerdings schon mehr als 15 Jahre her. Damals war er Vikar in Konz-Karthaus, und in Hamm wurde ein Kreuz gestohlen. Als dann die Polizei ein Lager von Dieben aushob und Betroffene dazu aufrief, das Diebesgut zu sichten, ging er hin und wurde fündig. Der Gottesmann fand zwar nicht das Kreuz, stieß dafür aber auf eine alte Statue der heiligen Katharina von Siena, die aus seiner Heimatkirche in Noviand stammte. Nachdem sie jahrelang verschollen war, kehrte Katharina schließlich nach ausführlicher Prüfung nach Noviand zurück. Eine Geschichte, die Hoffnung für die Wasserliescher Pietà machen könnte? Bollig: "Ich hoffe, hier haben wir mehr Glück!" mai

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